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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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schlängelt sich mit seltsamer Leichtigkeit bis zu der Mikrowelle; dabei streift er Ulrike Striebeck, fängt den Duft aus ihrem Nacken und macht einen zweideutigen Scherz, als er sich einen Kochhandschuh überstreift. So holt er ein Fertiggericht hervor; er ißt im Stehen, redet, lacht, und als dann der Computer an seinem Platz Signale gibt, zieht er mit der dampfenden Plastikschale zurück ins Büro.
    Laschek schaufelt mit einer Hand, während die andere die Maus bedient. Er trägt ein Headset, und als Willem das Büro betritt, unterdrückt Laschek einen Rülpser und grüßt, ohne vom Bildschirm aufzusehen.
    Willem sagt: Ihnen tropft das Fett in die Tastatur.
    Laschek ignoriert das, gibt Befehle mit der Maus und spricht in das Mikrophon. Listen, Ronny. Got mighty dope for you. What? Fuck, you still owe me something, buddy. Dann lauscht er, lacht süffisant.
    Willem nimmt ihm das Set vom Kopf und sagt: Das Fett.
    Ja und. Mein Schreibtisch ist ein Chaos.
    Gehen Sie zum Essen bitte in die Küche.
    Keine Zeit. Er drückt eine Kombination in den Computer und spricht: Ronny? Gimme a minute. I’ll call you back. Und zu Willem: Sonst noch was? Ich hab zu tun.
    Wenn Sie keine Zeit haben, in der Küche zu essen, essen Sie eben nicht.
    Wo sind wir denn?
    Und Willem lacht. In unserm Haus, Laschek. Wo wir den Arbeitsplatz stellen, den Sie mit Ihrem Fett besudeln. Was Sie in sich reinschaufeln und wie sich das in Ihnen auswirkt, ist mir egal; jedenfalls solange Sie moralisch und geistig dabei nicht völlig zerfallen. Aber es geht nicht an, daß Sie hier alles verranzen. Wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Freßsucht halbwegs anständig zu betreiben, holen Sie sich professionelle Hilfe.
    Moment mal.
    Und vorm Feierabend machen Sie Ihren Platz sauber.
    Der Dicke schiebt das Fertiggericht beiseite und wischt mit dem Handrücken über den Mund. Lassen Sie mich doch in Ruhe, sagt er.
    Von wegen. Ich habe hier letztens die Adreßauskunft Deutschland gesucht.
    Laschek bewegt die Maus, klickt. Müßte da im Container stehen.
    Da stand sie auch.
    Dann ist ja alles in Butter.
    Dabei ist mir noch was ganz anderes unter die Finger gekommen, Laschek.
    Was soll das. Schnüffeln Sie hier rum?
    Was glauben Sie denn, was ich in Ihrem Dreck erwarten kann.
    Was soll das, verdammt.
    Das frag ich Sie.
    Laschek starrt auf die dampfende Plastikschale, dann bedient er wieder die Maus. Wenn ich was falsch gemacht hab, sagen Sies einfach. Peng.
    Sie waren unvorsichtig, Laschek.
    Die Augen huschen in dem fleischigen Gesicht; seine Stirn wirkt angestrengt. Dann sagt er: Mein Gott! Ich hab die Lebensversicherung von som Kranken gekauft, und die Police hab ich mitgebracht, um sie Ricki zu zeigen. Wenns gut läuft, springt da ne irre Rendite bei raus. Finden Sie makaber – na und! So was is nicht verboten, und ich hab die Zeiten nicht gemacht.
    Ach, Laschek. Die Police ist in Ihrem Fall kaum der Rede wert.
    Mein Gott! Dann tischen Sies auf und peng.
    Willem lacht. Ich wette, daß nicht mal Ulrike davon weiß.
    Der Dicke trippelt mit den Füßen, produziert Schweiß. Okay, sagt er schließlich. Ich habs aus dem Netz.
    Kommen Sie, Laschek.
    Sie wissens doch schon. Und dann: Okay, tut mir leid, kommt nicht wieder vor, Schwamm drüber.
    Daß ichs weiß, langt mir nicht. Ich wills von Ihnen hören.
    Ich sag gar nichts. Und seine Augen huschen aus der Tiefe.
    Willem grinst. Sehen Sie das als Fuffzig-zu-fuffzig-Chance, Laschek. Sie könnten mir einen neuen Blickwinkel verschaffen, eine Welt, in der Degeneration und Ekel sich hokuspokus verwandeln. Sie könnten mich dazu anstiften, dem Lockruf der virtuellen Realität zu erliegen. Wir könnten Verbündete werden, Laschek.
    Der Dicke grunzt.
    Kommen Sie. Überzeugen Sie mich, und Schwamm drüber.
    Seine Augen flackern. Dann sagt er: Mein Gott. Ein bißchen schwarzer Humor. Mehr ist da nicht.
    Schwarzer Humor?
    Hören Sie. Mit schmutzigen Sachen hab ich nichts am Hut. Klar. Schwarzer Humor, okay; damit bin ich groß geworden. In der Schule haben mir mal zwei Türken den Finger angekokelt und sich kaputtgelacht. Und ich hab mitgelacht, damit die mir den Rest heile lassen. Hier. Sehn Sie sich den Finger an.
    Ihr Mittelfinger. Für mich sind Sie genau der Typ, der sich so was aufspart. Und sobald es dafür wieder Gesetze gibt, stoßen Sie ins Horn.
    Das geht zu weit. Klar!
    Was soll ich tun. Sie geben mir keine

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