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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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ne neue Probe.
    Und Willem zog das Tütchen aus der Hosentasche. Diesmal rührte er mit einer Pipette, saugte eine Portion ab und ließ sie auf ein frisches Plättchen.
    Schlosser grinste. Das riecht doch schon nach Chaos.
    Doch sie konnten nichts entdecken. Bloß eine milchige Transparenz.
    Willem machte ein Gesicht. Vielleicht sind die Gedanken an Solveig samentötend.
    Eben, sagte Schlosser. Darum machen wir auch n gekreuzten Doppelversuch.
    Oder ich hab n unfruchtbaren Tag erwischt.
    Schlosser holte sein Tütchen vor, steckte das Streichholz rein und mischte die Probe mit Willems. Vielleicht isses auch nur n Anwenderfehler.
    Doch es war kein Anwenderfehler, und das Mischmilieu schien Schlossers Spermien nichts auszumachen. Plötzlich wimmelte es unter dem eingespiegelten Licht, und die Köpfe jagten nur so über Willems träge Masse. Vorangepeitscht von ihren Schwänzen, ein beeindruckender Kampf um Leben.
    Sie wollten die Hilde nackt sehen, und im Scala lief Die Sünderin. Vor allem Willem erhoffte sich davon eine Art mikroskopische Belebung, und so standen sie in der Reihe. Schlosser mit den Scharten einer frischen Rasur, Willem mit Brillantine wie die Halbstarken. Schlosser bekam sein Billett, doch Willem wurde aussortiert. Nur Erwachsene, sagte die Frau in ihrem Kasten. Und alles Reden nutzte nichts. Mechanisch riß sie Billetts von einer Rolle, kassierte, gab raus, und schließlich bekam Schlosser sein Geld zurück.
    Willem war enttäuscht. Er hatte sich vorgestellt, wie Hilde seine Spermien zum Chaos zünden würde.
    Schlosser sagte: Soweit ich weiß, ist die Spermaproduktion selbst die Zündung.
    Dann hab ich vielleicht n Defekt.
    Quatsch. Wie oft hab ich schon n müden Tag erwischt. Und ne biologische Asservatenkammer is ja auch n Umfeld. N Faktor, mit dem wir ab jetzt rechnen müssen.
    Willem sah auf das Plakat. Nackt ist die Hilde bestimmt noch schöner.
    Ja. Und dann: Vielleicht zeigen sie den Film ja auch im Zentral. Da lassen sie dich bestimmt rein. Komm.
    Die Hitze drängte unter den aschefarbenen Wolken; Mauern und Asphalt waren weich, die Leitungen der Straßenbahn hingen durch. Auf der Kreuzung dirigierte ein Schupo; seine Trillerstöße verschmierten in der Luft, und die Autos, zogen in alle Himmelsrichtungen. Als zwei Burschen mit Beatfrisur und Jackett einfach die Straße überquerten, hupten die Autos, und der Schupo bellte. Doch die Burschen zeigten nur ihren Finger.
    Pärchen schlenderten, und den Jungs gefielen die Minikleider.
    Wiener. Brühwarme Wiener.
    Ein Dicker mit Bauchladen und Schiffchen stand vorm Zentral. Na, Jungs, was darfs denn sein. Und Willem sagte, zweimal, mit ordentlich Senf.
    Wie wärs mit ner Cola dazu?
    Ham Sie auch Florida Boy?
    Ich hab nur Cola. Eisgekühlt, Junge. Das zischt.
    Wir trinken keine Cola.
    Dem Dicken gefiel das nicht, und er knauserte mit dem Senf.
    Ordentlich war ausgemacht, sagte Willem.
    Der Dicke atmete schwer, und sein Bauchladen schwankte.
    Wir kriegen die Hilde zu sehen, sagte Schlosser.
    Willem sah sich das Plakat an. Die Mörder sind unter uns.
    Schlosser hob die Schultern. Immerhin kriegen wir sie zu sehen.
    Aber nich nackt.
    Deine Spermien werden schon noch zünden. Auch ohne Hilde.
    Hinter ihnen der Dicke rief seine Wiener aus, Pärchen zogen engumschlungen vorüber, dann blieben zwei Mädchen in ihrer Nähe stehen. Sie taten, als wären die Jungs Luft für sie, und im blauen Licht der zackigen Zentral-Schrift wirkten sie wie kleine Damen. Sie nestelten in ihren Handtaschen, hantierten mit Spiegeln.
    Ob die uns beobachten?
    Und wenn schon.
    Bißchen knutschen auf der letzten Bank. Das is am Ende besser als Die Sünderin.
    Willem sah zu den Mädchen.
    Ich weiß nicht.
    Sie trugen Schminke nach, tätschelten ihre Frisur. Beide hatten das lange Haar zu Zöpfen geflochten. Dann schnappte ein Etui auf, und sie fingerten nach einer Zigarette.
    Willem stieß Schlosser an, und der zückte seinen Benziner. Danach deutete er eine Verbeugung an.
    Die Mädchen pafften mit spitzen Fingern.
    Sag ich doch. Aufgeblasene Dinger.
    Ach was. Die haben gezittert. Und gut riechen tun sie auch.
    Ich weiß nicht.
    Vielleicht sind sie dahinter gar nicht so schlecht.
    Und die Mädchen standen da wie kleine Damen und pafften. Sie taten weiterhin, als wären die Jungs Luft für sie; dann gingen sie ins Foyer.
    Die Jungs wischten sich den Senf von den Lippen und

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