Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
lief bald aus und Elodie hatte bereits für sich entschieden, danach einen Posten zu suchen, der ihr Können nicht weiter an einen Fleck im All fesseln würde. Die dreißig Mitarbeiter der Station hatten sich fast ausnahmslos mit dem Verhalten von Tieren im Weltall beschäftig. Die Wissenschaftler entstammten acht verschiedenen Lebensformen und von ebenso vielen verschiedenen Planeten waren die unzähligen Tiere für die Tests zusammengetragen worden. An manchen Tagen war es Elodie vorgekommen, als arbeite sie in einem großen Zoo. Meistens behandelte sie das Stationspersonal wegen kleiner Krankheiten oder Verletzungen, hin und wieder übernahm sie auch die Pflege eines Tieres. Die gesamte Orbitalstation wurde mit Gas, überwiegend mit Methan betrieben, das im Kanabi-System in großen Mengen und deshalb günstig zur Verfügung stand. Strom für Licht, Wasseraufbereitung, Heizung und Navigationsmanöver wurden aus der Verbrennung des Methans und einiger anderer günstiger Gase gewonnen. An einem Abend war Elodie seit einigen Stunden mit Experimenten auf der Krankenstation beschäftigt gewesen. Sie hatte nicht bemerkt, wie einer der Wissenschaftler einen Weltraumkoller bekommen hatte und in dessen Folge die Orbitalstation sabotierte. Niemandem seiner Kollegen war es gelungen, ihn daran zu hindern, nicht weil er so kräftig oder gut bewaffnet gewesen wäre. Konfus hatte er die Hauptzufuhr der Verbrennungsaggregate beschädigt und große Mengen Methan waren ausgeströmt. Der sinkende Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre der Raumstation führte bei der Crew rasch zu Verwirrung mit anschließender Bewusstlosigkeit. Warum die Gas-Detektoren erst so spät Alarm geschlagen hatten, konnte nie geklärt werden und wäre Elodie nicht in einem getrennten Abschnitt der Station tätig gewesen, hätte niemand das austretende Gas aufhalten können. Sie war in einen Schutzanzug gestiegen und sah bereits beim Verlassen der Krankenstation erste Kollegen bewegungslos am Boden liegen. Nach dem Abdichten der Gasleitung und einem Luftaustausch auf der gesamten Orbitalstation zeigte sich die traurige Bilanz des Amoklaufs. Der Wissenschaftler und weitere dreiundzwanzig Kollegen waren tot.
Dr. Huttner hing ihren Gedanken nach.
„Ausströmendes Methan verdrängt uns den Sauerstoff in der Luft und wird dadurch zum heimlichen Massenkiller. Das ist ein großes Problem!“ Es hatte einen Augenblick gedauert, bis die Ärztin wahrgenommen hatte, wie stark sie auch heute noch diese Erinnerungen berührten. Niemand sollte es bemerken. Elodie versuchte die Situation zu überspielen, indem sie nun zügig mit ihrer Ausführung fortfuhr. „Zweites Problem! Die Explosionsgefahr. Sauerstoff und Methan vertragen sich nicht so gut. Ein Funke und uns ist eine Explosion im Schiff sicher.“ Sie nahm wieder Platz.
„Da gehen wir aber ein großes Risiko für das Schiff und die Mannschaft ein?“, erkundigte sich Blade.
„Aus diesem Grund habe ich so viele Methan-Detektoren gebaut. Zusätzlich werden wir auf jedem der Flure Personal zur Überwachung abstellen. Ich habe bereits Mannschaften für die Messungen eingeteilt. Solange das Methan im Weltraum und im vorher abgelassenen, sauerstofffreien Lagerraum 1 bleibt und nichts davon ins Raumschiff dringt, sehe ich kein Problem für uns.“
„Es kommt also auf eine gründliche Vorarbeit an?“
„Genau. Deshalb auch meine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen.“
Blade war mit dieser Auskunft zufrieden.
„Okay, danke“, entgegnete Jack und war froh, dass ihn die Ärztin mit ihrem medizinischem Fachwissen unterstützt hatte. Er schaute zurück zum Captain.
„Val’ men Porch, Frau Martin wird ihnen nun ihre Idee aufzeigen, wie wir das Gas einsammeln könnten.“ Damit wandte er sich an Blade Martin und überließ ihr das Wort. Der Captain richtete sich in seinem Stuhl auf und schien sehr interessiert. Unterdessen kehrte Jack zu seinem Platz zurück.
Blade, eine Frau um die dreißig, war schlank und hatte kurze, blonde, nach hinten gekämmte Haare. Sie wirkte zu jeder Tageszeit sehr gepflegt. Ihre hellbraune Jacke war hochgeschlossen. Die schwarze Hose zeigte eine sauber eingebügelte Längsfalte. Dazu trug sie dunkle Lederstiefel, die aussahen wie neu, obwohl sie bestimmt über ein Jahr getragen worden waren. Um den linken Unterarm hingen zwei silberne Reifen.
Der Captain beobachte Blade genau. ‚Das wird jetzt nicht leicht werden. Blade ist die beste Cheftechnikerin, die je für mich gearbeitet hat.
Weitere Kostenlose Bücher