Krozair von Kregen
fand nun endlich Zeit, mir zu erzählen, was ihm widerfahren war, seit wir das Lager von König Genods Armee aufgescheucht und sein Flugboot gestohlen hatten. Als ich nicht rechtzeitig zurückkehrte, mußten ihn die Zairer aus Zandikar überwältigen, denn sonst wäre er losgezogen, um mich zu finden. Es ärgerte ihn sichtlich, daß er dabei einen Schlag auf den Hinterkopf hatte einstecken müssen.
»Als ich erwachte, Dak, flogen wir durch die Luft!«
»Du kannst es dem Hikdar nicht verdenken, ich glaube, er hieß Ornol ti Zab. Seine Pflicht lag auf der Hand.«
»Das mag schon sein. Aber wir sind weggeflogen und haben dich im Stich gelassen!«
Er und der junge Vax waren mit dem Schiff aus Zandikar abgereist, dann aber überfallen worden. Für Schiffe der Roten wurde es immer gefährlicher, sich in die westlichen Teile des Binnenmeeres zu wagen. Die Grodnims hatten Rudererflotten unterwegs, die alles vor sich hertrieben. Nur ein sehr unwahrscheinlicher Zufall hatte uns wieder zusammengeführt – für Duhrra jedoch war es unvermeidlich gewesen, daß wir uns wieder über den Weg liefen. Vax schilderte er mir als ordentlichen Burschen, der sich zum guten Gefährten mausern mochte. Vax war von zu Hause fortgelaufen, um dem brutalen Regiment seines Vaters zu entgehen.
Ich schilderte ihm in kurzen Worten, was ich seit unserer Trennung erlebt hatte. Wir waren beide Söldner bei Gafard gewesen, dem Kämpfer des Königs, auch Meeres-Zhantil genannt, die rechte Hand des verhaßten Königs Genod. Als ich Duhrra sagte, daß die Frau der Sterne von König Genods Leuten entführt worden war, schlug er mit der linken Hand in den Dreck und fluchte. Als ich ihm aber sagte, daß die Frau der Sterne tot sei, vom König rücksichtslos aus einem Fluttrell-Sattel geworfen, da setzte sich Duhrra langsam, ließ ein wenig Staub durch die Finger rinnen und senkte den Kopf.
Endlich sagte er: »Das werde ich nicht vergessen.«
Ich sagte Duhrra nicht, daß diese wunderschöne Frau, die von Gafard geliebt worden war und ihn ihrerseits liebte, meine Tochter Velia gewesen war, Prinzessin von Vallia.
Meine Delia von Delphond wartete auf mich in meinem Inselstromnat Valka vor der Küste Vallias. Aber ich konnte nicht dorthin reisen. Erst wenn ich in den Orden der Krozairs von Zy zurückgekehrt war, würde man mir erlauben, das Auge der Welt zu verlassen. Ob mich die Herren der Sterne oder die Savanti hier festhielten, wußte ich nicht, obwohl Zena Iztar angedeutet hatte, daß nicht die Herren der Sterne hier am Werk waren. Nun, ich wollte wieder Krozair von Zy werden und vom Binnenmeer fliehen und nach Valka zurückkehren. Doch ehe ich das tat, sollte König Genod zur Rechenschaft gezogen werden. Erst wenn ich diese Tat vollbracht und mich als mächtiger Kämpfer bewiesen hatte, wollte ich nach Hause zurückkehren – wo ich Delia sagen mußte, daß ihre Tochter Velia tot war.
Kein Wunder, daß in dieser scheußlichen Zeit mein Drang, Valka und Delia wiederzusehen, geringer war als je zuvor. Ich mußte zurückkehren, ich mußte Delia die Wahrheit sagen und sie trösten, so wie sie mich trösten würde. Es war nicht nur eine Pflicht, es war ein Gebot der Liebe. Aber es war schwer, unvorstellbar schwer.
Duhrra erzählte mir von seiner neuen Hand, und ich löste mich aus meiner Grübelei. Ich mußte Pläne schmieden und nachdenken. Die Gedanken waren mir vorausgeeilt. Wir waren immer noch hier, Sklaven an Bord eines magdagschen Ruderers. »... schließt sich so raffiniert, daß man den Unterschied kaum merkt. Sieh doch!«
Ich schaute hin. Duhrras rechter Armstumpf besaß einen fleischfarbenen Anhang, der wie ein Handgelenk aussah, die harte mechanische Hand daran sah einer natürlichen Hand sehr ähnlich. Nach seinem Unglück hatte sich Duhrra zunächst von Molyz dem Hakenmacher helfen lassen, später von den Todalpheme des Akhram, jenen Mathematikern und Astronomen, die die Gezeiten Kregens berechneten. Diese Hand aber überstieg auch ihre Möglichkeiten.
»Es geschah in Zandikar, Dak. Aus heiterem Himmel. Die Dame sagt, sie kann mich bestens versorgen. Wunderbare Frau. Sanft und freundlich – na, du siehst ja, was sie für mich getan hat.«
»Du hast gesehen, wie sie es tat?«
»Nein. Irgendwie – ach, Herr, ich weiß es nicht! Sie blickte mir in die Augen, und dann lachte sie und sagte, ich könne gehen. Ich blickte hinab – und es war geschehen.«
»Und wie hieß sie – die wunderbare Frau?«
»Sie sagte, sie wäre die Lady
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