Krozair von Kregen
Siehst du deine Dummheit endlich ein?«
Mein Tonfall gefiel ihm nicht. Aber er war ein Kataki.
»Ich verstehe«, sagte Rukker. »Ich werde nicht mehr davon sprechen.«
Typisch Rukker. Er hatte die Fähigkeit, Fehler und unerfreuliche Erfahrungen in ein Niemandsland abzuschieben, indem er nicht mehr davon sprach. Der Gedanke an eine Entschuldigung kam ihm gar nicht.
3
»Na, Dak, wann soll es passieren?«
Rukkers knurrende Stimme flüsterte diese Worte durch die Dunkelheit. Die Grüner Magodont lag irgendwo vor Anker – wenn wir wirklich nach einem Schiff suchten, hatten wir es noch nicht gefunden.
»Da wäre das Problem mit Nath dem Werfer.«
»Ich breche ihm das Genick, sobald ich frei bin«, erklärte Rukker gelassen.
Nath der Werfer wandte sein knollennasiges Gesicht in unsere Richtung.
Er wirkte unnahbar, wie ein Bursche, der einem lieber die Zähne einschlägt, als einem die Uhrzeit zu sagen. Der Kettenhieb hatte Rukker erbost.
»Wir haben die Ketten morgen offen. Aber wir nehmen dich nicht mit, Rukker, wenn du ...«
Da brüllte er los, was natürlich einen Chor von Flüchen zur Folge hatte.
»Du bist ein dummer Onker – warum informierst du nicht gleich den Kapitän von unserem Plan? Der wäre sicher sehr interessiert.«
Das Sternenlicht und der goldene Schein der Frau der Schleier reichte aus, um mir den Zorn auf Rukkers Gesicht zu zeigen. »Wir lassen dich nur frei, wenn du schwörst, daß du nicht gegen uns kämpfst. Deine Auseinandersetzung mit Nath muß zurückstehen.«
»Ich reiße ihm den Schwanz aus und stopfe ihm damit das Maul!« fauchte Nath.
Feindschaft und Wut – nun, das gibt es auf Kregen wahrhaft genug. Doch wenn sie auf meine Pläne einwirken, bin ich entschlossen, ein noch zornigerer Gegner zu sein.
»Wenn wir den Ruderer in unserer Gewalt haben, könnt ihr beiden euch umbringen«, sagte ich scharf. »Ihr verdammten Idioten!«
Da meldete sich eine Stimme von weiter vorn. »Wir wollen mitmachen!« flüsterte der Mann. »Der Rudermeister hat die Schlüssel.«
Duhrra rollte die Augen und sah mich an.
»Die scheinen zu glauben, wir wissen nicht, was wir tun.«
»Sie sind Sklaven wie wir. Die Sache hat sich bestimmt schon überall auf den Ruderbänken herumgesprochen. Wenn sich darunter weiße Mäuse befinden, ist der Plan vielleicht schon vereitelt, ehe wir ihn überhaupt in die Tat umsetzen.«
›Weiße Mäuse‹ – das ist ein Ausdruck der englischen Marine des achtzehnten Jahrhunderts. Damit bezeichnet man Männer aus der Besatzung, die für die Schiffskorporäle oder Marinesoldaten spionieren. Ich hatte mich schon gefragt, ob Nath der Werfer ein solcher Verräter sein könnte – aber er saß außen an der Bordwand und hatte sicher Schwierigkeiten, sich mit den Peitschen-Deldars zu verständigen.
»Warum nicht heute nacht?« knurrte Rukker. »Warum nicht gleich?«
»Das Kettenglied muß noch weiter aufgebogen werden.«
»Ich könnte es mit einem Ruck aufbrechen.«
»Versuchen kannst du es ja – aber um Zairs willen, sei leise!«
Rukker beugte sich über Duhrra. Er nahm die Kette in die rechte Hand, das andere Ende in die Schwanzklaue und ruckte. Das Glied öffnete sich ein Stück, wie schon vorher, aber es brach nicht.
Auf seiner schmalen Stirn traten die Adern hervor, sein Gesicht lief dunkel an, in die Augen trat ein Funkeln. Keuchend ließ er in seiner Anstrengung nach. »Onker, Duhrra! Hilf mir. Du auch, Dak!«
Wir legten uns alle ins Zeug.
Das Kettenglied brach nicht.
»Morgen«, sagte ich.
»Wir haben's dir ja gleich gesagt, Rukker«, meinte Duhrra. »Glaubst du es jetzt?«
»Ich will nicht davon sprechen«, antwortete Rukker.
Ich enthielt mich eines Lachens.
Während einer der Ruhepausen am nächsten Tag arbeitete Duhrra mit seiner wunderbaren Hand an dem Kettenglied. Sie umklammerte das Metall wie ein Schraubstock – doch auch sie hätte nichts erreichen können ohne die hervorragenden Muskeln, die Duhrra einzusetzen verstand. Ich half ihm so gut ich konnte. Dabei durften wir nicht auffallen. Das aufgebogene Glied wurde geschickt verborgen, damit die Peitschen-Deldars bei den täglichen Inspektionen nichts merkten.
Ich sagte zu Rukker: »Sobald wir frei sind, muß alles sehr schnell gehen. Die Sklaven werden losschreien und verlangen, daß wir sie auch befreien. Du wirst sie nicht zum Schweigen bringen können. Außer der Gier, ihre Ketten loszuwerden, kennen sie in solchen Augenblicken nichts. Wir müssen also schnell handeln.«
»Ich
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