Krozair von Kregen
strömten zu uns herüber – sie trugen das Rot, das herrliche Rot, und an ihrer Spitze bewegte sich eine enggefügte Gruppe Krozairs, die ihre Klingen wie lebendig zuckende Flammen führten.
Ich erledigte den Chulik mit dem alten Unterhand-Trick, und er zuckte schreiend zurück. Jetzt wurde es leerer auf den Decks. Viele Grodnims sprangen über Bord. Einige versuchten noch den neuen Angriff aufzuhalten, erkannten aber bald, daß weiterer Widerstand sinnlos war. Wer sich nicht über die Reling warf, wurde niedergemacht. Ein Armbrustschütze schoß einen letzten Pfeil auf mich ab. Die Krozairklinge, im raffinierten Krozairgriff gehalten, lenkte das Geschoß zur Seite.
Blut lief über die Decks. Die Sklaven jubelten wie aus der Hölle befreite Seelen – was sie ja in Wirklichkeit auch waren.
Ich stand entspannt auf dem Deck und blickte den Männern entgegen – dem Kämpfer, der die Neuankömmlinge führte.
Ja, ich erinnerte mich an diesen Augenblick mit einer Mischung starker Emotionen, ich erinnerte mich oft daran, und auch heute noch sehe ich die Szene vor mir.
Die Gruppe schritt durch das Gewirr von Sterbenden und Toten auf uns Überlebende zu. Die Krozair boten einen prachtvollen Anblick: Die Rüstungen schimmerten, auf den weißen Staubmänteln leuchtete das Wagenrad ohne Nabe. Die harten Mahagonigesichter mit den arrogant hochgereckten Schnurrbärten, die Helme mit den dichten roten Federbüscheln, die Krozair-Langschwerter noch in den Händen, so näherten sie sich uns blutbespritzten Kämpfern wie höhere Wesen, entschlossen, erbarmungslos in ihrem Fanatismus, puritanisch in ihrem Streben zum Wohle Zairs. Und von ihnen allen zeigte der Befehlshaber die hervorragenden Eigenschaften eines Krozairs auf das deutlichste. Dieser Mann war wirklich zum Kommandieren geboren.
»Llahal, Jernus«, sagte er mit einer kräftigen, aber doch angenehmen Stimme. »Sieht so aus, als wären wir gerade noch rechtzeitig gekommen.«
»Llahal«, antwortete ich. »Wir hatten sie eben in die Flucht geschlagen.«
»Ach?« In der Stimme schwang ein machtgewohnter Ton. »Ist die Stadt besiegt? Bist du, Mann mit der frechen Zunge, etwa im Begriff, aus Zandikar zu fliehen wie ein Rast?«
»Die Stadt ist nicht verloren – noch nicht!« Ich wandte mich mit lauter Stimme an meine Männer. »Alle an Bord der Ringelblume! Laßt das Wrack zurück!« Die Krozairs begleiteten uns, denn sie witterten Verrat. »Nein, die Stadt wehrt sich noch. König Genod hat eine Armee mit Flugbooten aufgeboten. Hilfe ist uns sehr willkommen.«
»Und du fliehst vor jenem letzten Kampf?«
»Fambly!« sagte ich, denn ich mußte weiterkommen, gab es doch viel zu tun. »Alter Fambly! Wir wollen verhindern, daß Genod ...«
Sein Schwert zuckte wie ein Lichtblitz hoch, und die Spitze schwebte vor meiner Kehle. Sein hübsches Gesicht, jung, stark, intelligent, war vor Wut verzerrt. Die braunen Augen starrten mich aufgebracht an.
»Ich bin ein Krozair und mag es nicht, von einem Feigling beschimpft zu werden, der seine Stadt im Stich läßt.«
Ich hätte das Schwert mühelos unterlaufen können, obwohl er ein Krozair war. Ich kenne mehr Tricks, als selbst den Krozairs beigebracht werden. Ich rührte mich jedoch nicht und sagte: »Dein Ruderer – der goldene Chavonth als Bugfigur. Ich grüße dich als großen Krozairkapitän.«
Ich erinnerte mich, daß dieses Krozairschiff, die Goldener Chavont , den Meeres-Zhantil Gafard sehr geplagt hatte – es hatte seine Breitschiffe in Brand gesteckt und war seinen Kriegsruderern immer wieder geschickt aus dem Weg gegangen.
»Du redest mich als Krozair, Jernu oder Herr an«, sagte der junge Mann scharf, der wirklich ein gewisses Maß an Yrium besaß. »Ich frage dich noch einmal – fliehst du aus Zandikar?«
»Nein«, sagte ich. Ich glaubte, ihn zu kennen, und der Schmerz befiel mich bei dem Gedanken, er fraß sich unangenehm in mir fest, wie ein Krebsgeschwür in meiner Brust.
Er bewegte das Langschwert nicht. Ich sah, daß er über der Scheide des Krozair-Langschwerts eine Solaik-Klinge trug. Sein Blick war verwundert. »Ich würde gern deinen Namen wissen«, sagte er.
»Ich bin Dak«, antwortete ich, »und wer bist du?«
»Pur Zeg.«
Das übrige hörte ich kaum. Pur Zeg, Krzy, Prinz von Vallia, den ich zuletzt als lachenden, stolpernden Dreijährigen im fernen Esser Rarioch gesehen hatte! Oh, wie sehr verfluchte ich die Herren der Sterne in diesem Augenblick! Denn durch all den äußeren Glanz von Macht
Weitere Kostenlose Bücher