Krozair von Kregen
und Mut sah ich in diesem Mann einen Kern der Bitterkeit. Ich erkannte in diesem Moment, daß neben dem Haß dieses Mannes auf seinen Vater Vax' Gefühle wie die Empfindungen einer jungen verspielten Katze anmuten mochten.
Hinter mir sagte jemand: »Das ist der berühmte Krozair Pur Zeg. Der Sohn von Pur Dray Prescot.«
»Aye!« rief Zeg. Er stürmte an mir vorbei, und die Klinge verschwand von meinem Hals. Es gab sicher nicht viele Männer auf Kregen, denen ich gestattet hätte, mich so mit einem Schwert zu bedrohen. »Aye! Ich bin der Sohn von Pur Dray Prescot. Und wenn noch jemand diesen Namen ausspricht, werde ich ...«
Mit meiner gewohnten Heftigkeit, die Zeg zurückfahren ließ, fragte ich: »Haßt du deinen Vater so sehr?«
»Wenn der Wicht jetzt hier wäre, würde ich ihn niederstrecken und dabei nur denken, daß ihn die Gerechtigkeit ereilt hätte.«
Fazhan hatte sich inzwischen unter die Krozairs gemischt und redete auf sie ein, wobei er nickte und immer wieder auf mich deutete. Er war ein guter Freund.
Zeg fuhr zu mir herum. »Du, der du dich Dak nennst! Du behandelst Krozairs nicht mit dem nötigen Respekt! Weißt du nicht, daß allein die Krozairs Zair noch retten können? Nur wir können euch noch helfen. Du wolltest desertieren und bist erwischt worden. Ihr werdet alle aufgehängt.«
Daraufhin begannen meine Männer zu protestieren. Nun trat ein Krozairbruder vor, ein erfahrener Kämpfer, und sprach leise mit Zeg. Ich hatte mich im Kreis der Ordensmitglieder umgesehen, kannte aber keinen von ihnen. Wäre hier ein Krozair erschienen, der an der Szene im Saal des Urteils in Zy teilgenommen hatte, wäre jetzt ein hübscher Kampf fällig gewesen. Doch niemand kannte mich. Sie alle waren wohl damals kämpfend auf dem Binnenmeer unterwegs gewesen. Nachdem Zeg sein Gespräch beendet hatte, blickte er mich an und überwand sich zu den Worten: »Wie ich höre, führst du in Zandikar das Kommando, und König Zinna ist tot.«
Ich sagte sofort: »Miam ist in Sicherheit. Sie ist jetzt Königin von Zandikar. Ich bin für sie unterwegs. Macht die Goldener Chavonth los und rudert zu ihr. Sagt ihr, ihr hättet mich gesehen und es wäre alles gut – solange ich nur von diesem Haufen redseliger Krozairs loskomme und endlich gegen Magdager kämpfen kann.«
Daraufhin protestierten einige Krozairs entrüstet. Aber die Zeit drängte wirklich. Wenn ich meinen Plan nicht bald in die Tat umsetzen konnte, war Zandikar nicht mehr zu retten.
»Du führst hier ziemlich große Reden, Dak.«
»Pur Zeg – ich muß los! Um Zairs willen, legt ab! Wollt ihr, daß die Stadt untergeht?«
Er starrte mich aufgebracht an, doch schon stemmten Männer die beiden Ruderer auseinander. Ich gab knappe, energische Kommandos.
»Ich bin sofort losgefahren, als ich erfuhr, daß die Stadt belagert wird«, sagte Zeg. »Der Dikar war offen, doch ich nehme an, daß er inzwischen von Ruderern der Grünen besetzt ist.«
»Vielen Dank für die Warnung. Jetzt rudert nach Zandikar und sagt den Leuten, sie sollen sich an meine Befehle halten. Sie sollen sich auf die starken Punkte konzentrieren und Widerstand leisten. Du weißt, daß dein Bruder Drak mit einer Luftarmada hierher unterwegs ist?«
Da erhellte sich sein Gesicht. »Ich will dir deine freche Art nachsehen, Fambly, wegen dieser einen positiven Nachricht. Doch wenn wir uns wiedersehen, sei gewarnt! Dann halte deine Zunge im Zaum, willst du sie nicht verlieren!«
»Wollt ihr etwa mit uns segeln?« fragte ich zurück, ohne auf seine Worte einzugehen. »Springt über, sonst könnt ihr gleich mitkommen!«
Die Krozairs stiegen auf unsere Reling, sprangen auf die ausgefahrenen Ruder ihres Schiffes und liefen darauf entlang zur Bordwand. Vermutlich stand es mit ihrer Laune nicht zum Besten, zumal Zegs Mißtrauen sicher nicht ganz ausgeräumt war. Um so mehr Grund hatte er, zu seiner Miam zu eilen und ihr im Kampf beizustehen. Ich wäre gern dabeigewesen, wenn er Vax zu Gesicht bekam.
»Vergiß nicht, was ich dir versprochen habe, Dak!« rief er nun herüber. »Wenn du zurückkommst, falls du zurückkommst! Du hast das Wort eines Krozairs!«
»Ich komme zurück! Und daß du mir Zandikar gut beschützt, für Königin Miam!«
Während wir weiterfuhren und endlich dankbar im Schutz des Schilfbewuchses untertauchten, sagte ich mir, daß er trotz allem für einen Krozair ausgesprochen milde aufgetreten war. Zwar ließ auch er keinen Zweifel daran, daß er seine Überzeugung fanatisch
Weitere Kostenlose Bücher