Krozair von Kregen
also zurückgekehrt, um meinem Herrn Gafard zu dienen?«
»Aye, wenn du mich zu ihm bringst.«
»Er ist beim König und Prinz Glycas. Sie planen den Nachmittagsangriff gegen die verfluchte Stadt.«
»Die Belagerung läuft also gut?«
»Wenn du deine grodnoverfluchten Augen aufmachtest, würdest du gleich sehen, wie es um uns steht! Uns knurrt der Magen!«
Ehe ich die Ringelblume verließ, hatte ich ausreichend Mergem gegessen. Diese Nachricht munterte mich nun auf. Genod unterhielt hier eine große Armee, weit entfernt von Magdag, auf der anderen Seite des Binnenmeeres. Kühne Seefahrer wie mein Zeg patrouillierten das Meer und erschwerten den Nachschub mit Schiffen. So mochte Nahrung zum Problem werden, sobald das Umland leergegessen worden war.
Ich reichte Grogor eine Handvoll Palines, die er mit aufgerissenen Augen betrachtete.
»Woher hast du die? Dafür muß man hier schon Goldruder bezahlen!«
»Ich weiß noch, wie du auf einen bestimmten Sattelvogel geschossen hast, Grogor. Ich weiß, wie du vorgeprescht bist, um die Frau der Sterne zu retten.« Ich konnte ihm nicht sagen, daß die Frau der Sterne meine Tochter Velia war. »Ich glaube, ich habe dich bei unserem ersten Treffen falsch beurteilt.«
»Aye. Vielleicht habe ich dich auch falsch gesehen. Und ich danke Grodno für die Palines.« Er steckte sie in den Mund und kaute genußvoll.
Langsam gingen wir auf Gafards Zelt zu. Ich hatte Zeit, bis der Kriegsrat vorbei war. In meinem Kopf bildete sich ein Plan. Er war noch unausgereift und mußte sich nach den Ereignissen richten, doch als Strategie kam er mir ziemlich narrensicher vor.
Die Soldaten im Lager, die in der Tat etwas ausgehungert wirkten, schienen einen frischen Erobererglanz in den Augen zu haben. Ich kannte den Grund. Der große König war soeben eingetroffen und hatte Flugboote mitgebracht. Noch heute nachmittag würden diese Boote über die gefürchteten Mauern Zandikars fliegen, die bisher jedem Angriff getrotzt hatten, und dann konnten sie sich in der Stadt austoben. Es waren einfache Soldaten – doch in den Augen zairischer Anhänger waren sie schlecht. Ich jedoch, ein einfacher Krieger, sah sie nur als Swods, mit denen ich jederzeit gegen einen gemeinsamen Gegner gekämpft hätte – etwa gegen die verhaßten Shanks, die Teufel von der anderen Hemisphäre Kregens, die uns in den Ländern der Äußeren Ozeane noch viele Probleme bereiten sollten. Da diese Swod-Armee aber für die Grünen und König Genod kämpfte, würde ich mich hier und heute gegen sie stellen müssen.
In den nächsten Minuten trafen wir einige Männer, die ich während meiner Zusammenarbeit mit Gafard kennengelernt hatte. Wir unterhielten uns, und ich äußerte mich scheinbar frei und ungezwungen und brachte zum Ausdruck, daß ich froh sei, von den Galeeren herunter zu sein – eine Selbstverständlichkeit – und auch froh, nun wieder bei Gafard und meinen Kameraden zu sein. Nach einiger Zeit sagte Grogor: »Der Kriegsrat ist beendet. Die Generäle und Chuktars reiten ab. Bald kommen die drei Anführer. Dann wissen wir mehr.«
Wie von einem Magneten angezogen, versammelte sich eine Menschenmenge in einem weiten Kreis um das Zelt des Königs. Als er endlich ins Freie trat, brandete lauter Jubel auf: »Magdag! Genod! Genod!«
Ich sah mir das Ungeheuer an; er sah gut aus, von Stolz erfüllt, eine strahlende Erscheinung in Grün und Gold. Aber er war auch ein Kämpfer und verstand sich auf den Umgang mit dem Genodder, dem von ihm eingeführten Kurzschwert.
Dichtauf folgten Prinz Glycas und Gafard, Schulter an Schulter, und es war sofort klar, daß die beiden im Wettbewerb miteinander standen. An Glycas erinnerte ich mich ebenfalls, und auch er mochte mich wiedererkennen, denn obwohl es gut fünfzig Jahre her war, daß ich in seinem Smaragdpalast gewohnt hatte und seiner Schwester, Prinzessin Shusheeng, aus dem Weg gegangen war. Er war ein unangenehmer Bursche, mit dem ich fürwahr nicht gerade rücksichtsvoll umgehen wollte.
Was meinen Lord Gafard anging, den Feldherrn des Königs und Träger zahlreicher anderer Titel, so war er der Witwer meiner Tochter Velia, mein Schwager. Ohne es zu wissen, stand er vor einem Abgrund.
Ich erinnerte mich an Duhrras Worte und wußte, daß ich ebenfalls nicht in der Lage sein würde, Gafard kaltblütig niederzustrecken, obwohl er ein verhaßter Feind war. Er war ein Schurke, doch ein ungemein mutiger Mann, ein Jikaidast.
Der Lärm ebbte ab, die Staubwolken senkten sich, und
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