Krozair von Kregen
verteidigen würde, und doch ... Er war sehr jung auf die Insel Zy gekommen. Ihm fehlte die fundiertere Ausbildung seines Bruders Drak. Er war besessen von seinen Krozairschwüren, von den Disziplinen und den mystischen Lehren des Ordens. Die Krozairs hatten ihn voll und ganz geformt.
Das Gefecht auf dem offenen Wasserlauf mochte noch weitere magdagsche Ruderer herbeirufen. Zeg wurde sicher mit ihnen fertig. Jedenfalls hatte er den eroberten Ruderer als Prise mitgenommen, bemannt von den ehemaligen Rudersklaven. Was uns betraf, so setzten wir unsere vorsichtige Fahrt fort und konnten bald am Festland anlegen.
Hier mußte ich Duhrra und die anderen sehr rücksichtslos behandeln.
»Nein, ihr Famblys! Allein komme ich durch – hoffentlich. Aber mit euch würden wir alle festgenommen. Ihr würdet doch jeden Augenblick auf Zair zu fluchen beginnen! Ich muß mich aber unter die Grünen schleichen.« Mit diesen Worten wickelte ich mich in das grüne Tuch, das ich mitgebracht hatte, und tauschte den Roten Helm gegen einen erbeuteten Kopfschutz mit grünen Federn aus. »Seht ihr?«
»Ich war schon mal ein Abtrünniger, Gadak«, stellte Duhrra fest.
»Gadak, soso? Na, das beweist noch gar nichts. Ich gehe allein!«
›Gadak‹ – das war der Grodnim-Name, den mir Gafard gegeben hatte, als ich mich als angeblicher Überläufer bei ihm einschlich. Zu den anderen sagte ich nun: »Seht euch auf dem Heimweg vor. Und sagt diesem Fam... sagt Zeg, daß er wie ein Valkanier kämpfen soll.«
Das begriffen sie zwar nicht, aber sie würden meine Worte ausrichten. Zeg war als Prinz von Vallia bekannt, als Zeg von Valka.
Ich wartete nicht darauf, bis das Schiff ablegte, sondern ging gleich in Deckung. Ich sah mich nicht um. Das Land stieg von den Dikars, den schimmernden Wasserläufen, steil auf und flachte dann ab. Ich wanderte durch zerstörte Gregarianplantagen, durch Landstriche, in denen der Weizen von den verdammten Grodnims geerntet und verzehrt worden war. Nach kurzer Zeit tauchte das Lager vor mir auf, Zeltreihen, Herden angebundener Sectrixes und Hebras, dann die Artilleriewerkstatt, in der einige Varters repariert wurden. Da sich mehrere Fluttrells am Himmel bewegten, wanderte ich mit energischem Soldatenschritt, aufrecht, ohne jede Heimlichtuerei. Sollte mich jemand befragen, wollte ich mich als Kundschafter ausgeben, der Informationen brachte.
Der Park, in dem die Voller gelandet waren, befand sich auf der anderen Seite des Lagers. Es handelte sich um das größte Lager der Armee vor Zandikar – an den anderen Flanken der Stadt gab es weitere. Ich sollte an dieser Stelle vielleicht erwähnen, daß ich ein ganzes Waffenarsenal mitgebracht hatte – die Ghittawrerklinge, darüber einen Genodder, das Kurzschwert der Grünen, gar nicht zu reden von dem alten Seemannsmesser, das ich stets bei mir hatte. Die große Krozairklinge hing mir auf dem Rücken; der grüne Umhang verbarg den Griff. Außerdem hatte ich den lohischen Langbogen und einen Köcher mit Pfeilen umgehängt. Vielleicht brauchte ich alle diese Waffen nicht, doch ich war sicher, daß mir zumindest einige recht nützlich sein würden.
In der Mitte, etwas abgesetzt von den übrigen, erhob sich das verzierte grüne und weiße Zelt des Königs. Ich schritt durch die Gasse zwischen den benachbarten Zelten. Irgendwo in der Nähe mußte sich Gafards Unterkunft befinden. Flugboote waren noch nicht aufgestiegen; ich kam also noch rechtzeitig. Ich atmete auf und trat zwischen den letzten Zelten hervor. Wächter umringten das Zelt des Königs, angebundene Hebras warteten geduldig. Der Rast veranstaltete offenbar einen Kriegsrat. Das war ein Fehler dieses Cramphs.
Ich wollte eben arrogant weitergehen, als eine Stimme rief: »Also, bei Grotal dem Vernichter! Gadak, so wie ich lebe und atme!«
Ich drehte mich um. Vor mir stand Grogor, Gafards Adjutant, die Hände in die Hüften gestemmt, den Mund erstaunt aufgerissen.
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»Grogor!« sagte ich so herzlich wie ich konnte. »Wie schön, endlich mal wieder ein freundliches Gesicht zu sehen, bei den Heiligen Knochen von Genodras!«
»Gadak ...« Ihm traten beinahe die Augen aus dem Kopf. »Aber wir dachten alle, du wärst auf die Ruderer gekommen und tot.«
»Ich bin freigekommen. Wie geht es unserem Herrn Gafard, dem Feldherrn des Königs? Ich hoffe, er ist wohlauf!«
»So wohlauf, wie es Prinz Glycas nur zuläßt. Der König hat sich verändert – nun, es liegt nicht an mir, darüber zu klatschen. Du bist
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