Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
zeigen und möglichst keine Frau zu seiner Favoritin zu machen; sollte er dazu nicht fähig sein, müsse er stets zwei Grundsätze beachten: Niemals dürfe er um der Liebe willen die Regierungsgeschäfte vernachlässigen und ebenso wenig zulassen, dass sich eine Mätresse in die Staatsangelegenheiten einmischt.
Ludwig XIV. liebte die Künste und förderte die Literatur. In jenem großen Jahrhundert, das die glanzvollste Periode der französischen Sprache war, bediente er sich des gepflegtesten Französisch, und man nannte ihn sogar den König der Sprache.
Er ließ die Residenzen Marly und Versailles erbauen, Schloss und Park, was in den Augen vieler unserer Zeitgenossen bis heute als die herausragende Leistung westlicher Kultur gelten kann, vergleichbar der Bedeutung der Akropolis für die Antike. Aber er war auch selbst ein Künstler, seine Kunst – das Königsein. Unter allen Königen war er der Königlichste, er hob jede Minute seines Tages, jede Regung seines Körpers, jeden Augenblick des Lebens auf ein königliches Niveau. All seine Schritte wurden durch die von ihm selbst aufgestellten feierlich-schönen Regeln bestimmt, nichts um ihn geschah zufällig, alles war vorgeschrieben und wurde von ihm beispielhaft gelebt, sein Tun galt augenblicklich als Norm für alle. Sein Leben präsentierte sich als ein großartiges Meisterwerk königlicher Regentschaft; ein ganzes Jahrhundert lehrte er, dass es im Leben auch glanzvolle Höhepunkte geben muss, dass der Mensch mehr ist als das, was er im Alltagsleben von sich preisgibt.
Ein Jahrhundert lang stellte Ludwig XIV. gleichsam den Sonntag dar, er war ein Mittler zwischen irdischen Pflichten und hehren Freuden.
(1938)
Die Zeitung und die Literatur
Das Feuilleton, so sagt man, sei keine Literatur, weil es nur den vergänglichen Ansprüchen des Tages diene, ihm fehle das Kriterium der Beständigkeit, es verzichte von vornherein auf Unsterblichkeit, also könne es auch nicht erwarten, dass ihm der Literaturhistoriker, Anwalt literarischer Unvergänglichkeit, seine Aufmerksamkeit schenke.
Am Sonntagvormittag, wenn ich mir, der großen Pester Tradition frönend, im Kaffeehaus alle Blätter, die mir der aufmerksame Ober herbeigeschafft hat, zu Gemüte führe, überkommt mich eine tiefe Melancholie; es ist die gleiche, die mich überfällt, wenn ich, ebenfalls am Sonntagvormittag und gegen Frühlingsende, draußen spazierengehe und sehen muss, dass die Obstbäume ihre schöne, kurzlebige Blütenpracht abwerfen. Nicht der abgelesene Weinberg im Herbst, ja nicht einmal die etruskischen Nekropolen in Italien lassen mich so sehr an Vergänglichkeit denken wie die Sonntagszeitungen. Wie viele Gedanken, Einfälle, wie viel Wissen, wie viele gekonnt formulierte, seltene Sätze entschwinden da ins Nichts – denn am Montag will all das Wissen, die viele Kunst kein Hund mehr haben.
Auch die Kunst des Schauspielers und der Tänzerin hat etwas ähnlich tragisch Vergängliches wie das Schaffen des Feuilletonisten. Doch wird dem Schauspieler und der Tänzerin von niemandem ihre Kunst streitig gemacht, weil ihre Leistungen nicht von Dauer sind, noch weniger als die der fürs Feuilleton schreibenden Journalisten, deren Arbeitender Forscher doch wiederfinden kann, wenn auch meist sehr verstaubt irgendwo im Archiv oder in einer Bibliothek; ja, seit einiger Zeit sorgt die Theatergeschichte, die sich inzwischen zu einer ernst zu nehmenden Wissenschaft ausgewachsen hat, dafür, dass sie von den Großen der Bühne so viel wie möglich für die Nachwelt bewahrt. Keiner wird in Zweifel ziehen, dass der Schauer, der
thrill
, der uns beim Genuss eines Dramas erfasst, zu den kostbarsten menschlichen Regungen gehört; er ist ein vielleicht unwiederholbares Augenblicksphänomen, und was ihn auslöst, oft nichts weiter als ein Tonfall, eine Geste. Doch ihre Bindung an den Augenblick, ihr unmittelbares Vergehen vertiefen die Konturen des soeben Erlebten umso mehr. Was also gibt uns das Recht, ein Feuilleton, das im Augenblick des Lesens eine ebensolche Erschütterung in uns auslöst, so stiefmütterlich zu behandeln?
Und dann kommt noch hinzu, dass bei uns die Presse, also die Publizistik, verglichen mit jener der meisten Länder, eine viel wichtigere literarische Rolle spielt und das Feuilleton eine so lange Tradition hat. Die großen Namen und die wichtigsten Ereignisse unserer Geschichte hängen alle irgendwie mit der Publizistik zusammen. Die Begründung der periodischen Publikationen geht in
Weitere Kostenlose Bücher