Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
aus, dass Ludwig den überwiegenden Teil seines Lebens in einem der großen Schlösser verbracht hat: im Pariser Louvre (den er wegen der schlechten Luft, des darin angesammelten Schmutzes und der Nähe zum Pariser »Mob« verlassen hatte), in Fontainebleau, Saint-Germain, Versailles oder in Marly, das er selbst erbauen ließ. Doch das stimmt nicht. Denn Ludwig XIV. war unermüdlich im Land unterwegs. Er erkundete persönlich alle Landesteile, und er hat, solange seine Gesundheit dies erlaubte, sämtliche Kriege persönlich angeführt und die Strapazen mit seinen Soldaten geteilt. Auch wenn er nicht im Land herumreiste, hielt er sich nicht immer zu Hause auf, einen wichtigen Teil seines Tagesablaufs bildete die Jagd. Denn dieser König, den wir uns vornehmlich in marmorvertäfelten, verspiegelten und von tausend Kerzen erleuchteten Prunksälen vorstellen, fühlte sich nur in der freien Natur wirklich wohl; deshalb galt seine Passion neben der Jagd auch vorwiegend den Gärten und Parkanlagen.
Ein prägender Charakterzug des so galanten und prunkliebenden Herrschers war eine tiefe, feierliche Ernsthaftigkeit. Er lehrte die leichtsinnigen, impulsiven, fröhlichen und unzuverlässigen Franzosen mit ihrem »gallischen Laissez-faire« den römischen Ernst, und er machte das gesamte 17. Jahrhundert zum großen Zeitalter Frankreichs, zum Jahrhundert der menschlichen Würde. Die zahllosen Feste bei Hof, das scheinbare Versinken in den Details der höfischen Etikette, die lange Reihe der kaum verheimlichten Liebschaften des Herrschers waren häufig auch geschickte diplomatische Finten: Der König, dessen Gesichtszüge tatsächlich an einen Fuchs erinnerten, wollte die Feinde Frankreichs in Sicherheit wiegen, während er insgeheim (denn er war ungeheuer verschwiegen) den entscheidenden Schlag gegen sie vorbereitete. Die einzigartige königliche Prachtentfaltung, die Zurschaustellung seiner Schätze, das ständige Preisen von Frankreichs Glorie waren keineswegs »Selbstzweck«; der König hatte seinen Ruhm »organisiert«, um mit seinen pompösen Auftritten das ganze feindliche Europa zu blenden und einzuschüchtern.
Und die vielen Mätressen? Hielt er sich auch die zu diplomatischen Zwecken? Nein. Ludwig XIV. besaß tatsächlich ein leicht entflammbares Herz. Wirklich geliebt hat er in seinem ganzen Leben aber nur zwei Frauen, seine Mutter und Maria Mancini, und beide waren nicht gut zu ihm: Die Mutter vernachlässigte ihn, als er ein Kind war, und blieb ihm auch im Jünglingsalter fremd; und seine erste Liebe, die hässliche, aber kluge und leidenschaftliche Maria Mancini, eine Nichte des Kardinals Mazarin, liebte ihn nur, solange sie glaubte, sie würde seine Königin; doch Ludwig hat nach bitterem Ringen mit sich selbst auf sie verzichtet, um die innere Ruhe des Landes nicht zu gefährden.
Ihr folgten die berühmteren Mätressen. Allerdings hat Ludwig bei keiner von ihnen gefunden, was er suchte. Louise de La Vallière war schön, aber dumm und ungebildet, ihre Nachfolgerin, die schöne und auch kluge Madame de Montespan, erwies sich als ungemein bösartig und heimtückisch; sie schreckte nicht einmal vor Giftmischerei zurück, um ihre Rivalinnen loszuwerden. Als sie auch dem König nach dem Leben trachtete, verstieß Ludwig sie voller Abscheu. Ihr folgte Madame de Maintenon, die Liebe des alternden Königs und schließlich seine heimliche Gemahlin, deren einzige Sorge dem Seelenheil des Königs galt. Ihrem kleinbürgerlichen Gemüt ging jegliches Verständnis für Schönheit und Kunst ab, wie es sich in den Schlössern von Versailles und Marly widerspiegelte; auch verstand sie nicht die unersättliche Gier des Königs nach Ruhm, die das Land zwar in endlose, blutige Kriege stürzte, dem französischen Königreich aber schließlich seine natürlichen Grenzen und die endgültige Einheit bescherte. Seine Königin, die spanische Infantin Maria Theresia, hat Ludwig nie geliebt, auch deshalb nicht, weil sie von den verhassten spanischen Habsburgern abstammte; geheiratet hat er sie aus Staatsraison, während sein Herz noch für Maria Mancini blutete; die kränkliche, hässliche und unbedeutende Königin konnte ihm nicht einmal gesunde Nachkommen schenken; dennoch ist ihr Ludwig, obwohl er sie nicht zu lieben vermochte, stets mit ausgesuchter Höflichkeit begegnet. Auch im Umgang mit seinen Mätressen zeigte er sich respektvoll und wahrte die Formen des Anstands. In seinen Erinnerungen beschwor er seinen Nachfolger, Stärke zu
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