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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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verlogenes Maul. Sie hatte recht mit
    Lily. Alles, was mit ihr zu tun hatte, war stets ein
    gefundenes Fressen für die Presse. Sie war nicht nur
    reich und schön, sondern auch nett – und obendrein
    gehörte ihr die Times. Den ganzen Sommer lang
    hatten alle Houstoner Zeitungen Kurzmeldungen
    über ihre Reisen gebracht. Lily mit dem Herzog und
    der Herzogin, Lily in der Villa Irgendwas
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    Unaussprechliches, Lily trug etwas, das irgendein
    Spinner entworfen hatte.
    Miss Mag ging zur Pforte, kam unaufgefordert in
    den Garten, entriß mir den Schlauch und sprengte
    beim Reden. »So wie ich die Sache sehe, verstecken
    Sie sie vor der Polizei, das heißt, Sie glauben nicht,
    daß sie den Mann umgebracht hat. Das heißt, Sie
    versuchen herauszufinden, wer es getan hat. Und ich
    kann Ihnen dabei helfen.«
    Ich kniff die Augen zusammen und starrte sie
    nachdenklich an. »Miss Mag, so was kann höchst
    gefährlich werden. Wir spielen nicht das
    Fingerhutspiel. Irgendwo läuft ein Mörder herum,
    der vielleicht wieder zuschlägt, wenn er in die Enge
    getrieben wird. Wir reden nicht über eine betrogene
    Ehefrau, die ihren Mann in einem Wutanfall
    erschossen hat. Wir reden von einem kaltblütigen
    Mörder, der es einer Unschuldigen anhängen will.«
    Sie leckte sich erwartungsvoll die runzligen alten
    Lippen. »Das ist mir egal. Kommen Sie erstmal in
    mein Alter, dann geraten Sie nicht mehr so schnell in
    Panik. Ich schätze, das liegt daran, daß man nicht
    mehr soviel Angst vorm Sterben hat wie in der
    Jugend. Ich tue nichts anderes, als in diesem Haus da
    zu sitzen und Mrs. Frazier zuzuhören, die über ihre
    Eingeweide redet. Sie fängt oben an und arbeitet sich
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    runter – zuerst kommt das Herz, dann die Leber,
    dann die Gallenblase, dann die Bauchspeicheldrüse,
    und dann sind ihre Nieren dran. Am Nachmittag legt
    sie mit den tieferen Innereien los, und offen
    gestanden würde ich mich lieber abknallen lassen, als
    mir das noch ein einziges Mal anzuhören.«
    Ach ja. Mrs. Fraziers berühmte Organvorträge.
    Das mußten wir alle hin und wieder über uns
    ergehen lassen. Ich konnte Miss Mag nur zustimmen,
    der Tod wäre eine willkommene Abwechslung, wenn
    du dir das ständig anhören müßtest.
    »Sie haben recht, Miss Mag, ich könnte Hilfe
    gebrauchen.« Ich senkte die Stimme und warf rasche,
    dramatische Blicke nach rechts und links. »Ich
    benötige jemand, die verdächtige Vorgänge in der
    Straße beobachtet. Sie wissen schon, was ich meine –
    fremde Wagen, die in der Nähe parken, Leute, die
    mein Haus beobachten, und so weiter. Außerdem
    brauche ich Sie, um Park und Charlotte zu
    beschäftigen und möglichst lange von der Flasche
    abzuhalten. Vielleicht saufen sie Schwarzgebrannten
    und machen eine Dummheit, gehen zum Beispiel aus
    dem Haus. Park hat sich bereit erklärt, bei Charlotte
    zu bleiben, aber jetzt brauche ich jemand, die ein
    wachsames Auge auf ihn hat.«
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    Sie nickte grimmig, die Lippen fest geschürzt wie
    ein Tabakbeutel. »Ich bringe ihnen Erbsen und
    Wachsbohnen zum Auspulen rüber. Ich hab’ auch
    noch etwas Rübenkraut, das gekocht werden muß,
    und ein paar Kokosnüsse, die zu raspeln sind.«
    »Perfekt.« Ich grinste boshaft in mich hinein bei
    der Vorstellung, wie Park mit dem ausgewachsenen
    Kater, den er heute haben würde, der Kochduft von
    Rübenkraut in die Nase stieg. »Und vergessen Sie
    nicht, reichlich Speck für das Kraut zu braten.«
    Ich fuhr um die Ecke zur Hollyfield Wäscherei in der
    Westheimer, ein langgestrecktes, flaches, einstöckiges
    Gebäude mit rotem Ziegeldach. Das Büro war an
    einem Ende, der Ladenraum für die Kundschaft am
    anderen. In der Mitte befand sich die Wäscherei
    selbst – eine riesige, offene Halle voller Maschinen.
    Ich winkte den Frauen in den weißen Kitteln zu, die
    dort arbeiteten. Sie lächelten, zeigten dabei jede
    Menge Goldzähne und winkten zurück.
    Ein Mann mittleren Alters mit rückläufigem
    Haaransatz und schlaffem braunem Haar grinste
    mich an, als ich hineinspazierte, um meine Wäsche
    abzugeben. Wir quatschten ein paar Takte, bevor ich
    fragte, ob er sich schon mal für einen Auftrag beim

Bezirk beworben hätte.
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    »Nö. Wozu auch? Sie wissen so gut wie ich, diese
    Bewerbungen landen direkt im Papierkorb, und den
    Zuschlag kriegen Leute, die die richtige Person
    bestechen oder Verwandte haben, die beim Bezirk
    arbeiten.«
    »Wie die Smileys?« fragte ich.
    »Genau, wie die Smileys. Vor neun Jahren, als ich
    mit dem

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