Krumme Touren in Texas
dich
krankenhausreif prügelte. Das gehörte zu den
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Dingen, die ich lieber glaubte, ohne die Erfahrung
machen zu müssen. Er hieß John Kent, aber alle
nannten ihn den Gent, für Gentleman. Er war ein
Spieler, der einen eigenen Club drüben an der
schiffbaren Fahrrinne des Bayou besaß – den Grünen
Papagei. Seeleute aus der ganzen Welt hatten ihr
Geld und ihre Unschuld im Papagei verloren. Sein
Rausschmeißer war eine kerlige Lesbe namens Big
Kate – eine große, grobknochige, häßliche Frau aus
East Texas, die ein kurzärmliges weißes
Männerhemd mit einem Päckchen Pall Mall im
aufgerollten linken Ärmel trug, dazu einen
marineblauen Rock, schwarze Männerschuhe und
einen Schlagstock, der an einem Lederband um ihren
Hals baumelte. Wenn irgendwer über die Stränge
schlug, griff Big Kate zum Knüppel, verarbeitete den
Kerl zu Frikassee und warf ihn in den Graben
hinterm Haus. John erzählte mir einmal, er habe eine
Frau angeheuert, damit die Prügel so demütigend
wie schmerzhaft seien. Eine Lektion, die sie beim
nächsten Mal nicht schon vergessen hätten. Abends
war John im Papagei zu finden, tagsüber spielte er
hier Karten.
»Ich brauche ein paar Informationen, John. Kennst
du zufällig einen Cecil Green?«
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Er runzelte nachdenklich die Stirn und wollte den
Kopf schütteln.
»Ein alter Mann. Ein Schieber, schon lange in der
Gegend«, half ich ihm auf die Sprünge.
John lächelte dümmlich. »Ach so, Cecil. Ich glaube
nicht, daß er sich Green genannt hat, als ich seine
Bekanntschaft machte. Ich erinnere mich an die Zeit
draußen in San Diego, als ich die Nummer mit der
Kette von Chiropraktik-Kliniken laufen hatte, da kam
Cecil, um für mich als Medizinmann aus Südamerika
zu arbeiten … aber deswegen bist du nicht
hergekommen. Was ist mit Cecil?«
»Er ist gestern abend um ein Haar umgebracht
worden. Unfall mit Fahrerflucht. Ich denke, das war
beabsichtigt, wahrscheinlich von einem Vogel
namens Chuckie. Ein großer, babyrosa Typ mit rotem
Haar, Ende zwanzig – sieht aus wie das weiße
Kaninchen aus Alice im Wunderland. Wäre schön,
wenn ich ihn finden könnte.«
John nickte, schnippte dem aalglatten Kerl zu
seiner Linken mit den Fingern zu und machte eine
kaum wahrnehmbare Kopfbewegung. Der Mann
schoß hoch wie eine Rakete und drehte eine Runde
durchs Lokal, um jeden auszuquetschen.
Während wir warteten, brachten John und ich uns
gegenseitig auf den Stand, wer wen in Houston
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umlegte. Wir plauderten ungefähr zwanzig Minuten,
dann kam das Wiesel zurück an den Tisch.
»‘n paar Jungs da drüben sagen, sie ham gestern
abend mit Cecil in Fat Tonys Werkstatt Würfel
gezockt. Sagen, er war’ hin und weg über eine neue
Kiste, die er aufgetan hat. Sagen, er hat Wind von
jemand gekriegt, bei dem er absahnen will. Sagte,
diesen Winter würde er den Jungs ‘ne Postkarte aus
Miami
schicken.
Spuckt
große
Töne.
Riesengeheimnis.«
John sah ihn an. »Er wollte jemanden erpressen?«
»Ganz großes Absahnen«, plapperte das Wiesel.
»Er hat nicht gesagt, wer die Person ist, die er
erpreßt?« fragte John.
»Nee. Mehr wissen se nich’.«
Ich zog eine Visitenkarte aus der Hosentasche und
reichte sie John. »Danke. Tu mir den Gefallen und ruf
mich an, falls du zufällig noch was hörst, okay?«
»Wird mir ein Vergnügen sein, Hollis. Machen
wir, nicht wahr, Jungs?«
Sie nickten einträchtig.
Auf dem Weg nach draußen besorgte ich einen
Becher Wasser für Anice. Die Bullenhitze des
Vormittags war erschlagend, und nach dem
schummrigen Billardschuppen stach mir die Sonne in
die Augen. Die hohen Gebäude der Innenstadt
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waberten flimmernd. Graue Wolken türmten sich im
Nordosten.
»Laß es regnen«, grummelte ich, als ich vom
Parkplatz rollte und Staubwolken um den Wagen
aufwirbelten.
Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit,
in der Main, Travis, Milam und Fannin Street
herumzukurven und gelegentlich anzuhalten, um mit
Gaunern, Zeitungsjungs, Koksköpfen, Prostituierten,
Schränkern und allen sonstigen auftreibbaren Vögeln
zu reden, die Chuckie kennen könnten. Vollnull. Sie
versprachen, mich anzurufen, sollten sie etwas hören
– gegen ein kleines Honorar, versteht sich.
Mittags fuhr ich rüber zur ›Saubude‹ in der West
Gray Street, parkte im Schatten und ging rein, um
zwei Sandwiches mit Schweinebraten und Krautsalat
zu holen. Anice und ich setzten uns an einen
Picknicktisch im Schatten und
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