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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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paar andere vor. »Ach nee.
    Die Donigan Süßwarengesellschaft. Main Street.«
    »Was meinst du mit ›ach nee‹?« fragte Charlotte.
    »Ich meine ›ach nee‹. Es ist eine Strohfirma für
    einen Buchmacherladen. Das weiß jeder. W.W.
    Donigan. Irgendwie bringt er es fertig, mit dem
    täglichen Verkauf von fünf Pfund Süßigkeiten ein
    stolzes Vermögen zu machen.«
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    Nur mit blau-weißen Turnschuhen und feschen,
    dünnen, blauen Söckchen bekleidet, stapfte Park aus
    Richtung Küche wieder ins Zimmer. Die offenen
    Schnürsenkel schleiften verloren hinter ihm her. Sein
    finsterer Blick hätte eine Welle im Nachttopf
    erstarren lassen. Er hielt ein Marmeladenglas
    umklammert, und der Bourbon darin war eindeutig
    nicht mit Wasser verhunzt.
    Charlotte blieb der Mund offen stehen, und ihr
    Kopf flog entgeistert hoch, als sie sah, wie er
    seelenruhig zum Radio spazierte und die Lautstärke
    hochdrehte. »Du meine Güte! Was macht er da?«
    »Beachte ihn einfach nicht. Demnächst fängt er an
    zu tanzen und kippt um. Er läuft immer nackt herum,
    wenn er besoffen ist.«
    Park goß sich seinen Drink hinter die Binde, und
    pünktlich Schlag Mitternacht sprang er auf den
    Cocktailtisch und tanzte wie ein Irrer zu dem Song
    im Radio.
    »He! Seht mal her!« kreischte er, fuchtelte mit den
    Armen und schnalzte mit den Fingern zu »Puttin’ On
    The Ritz«. Die Schnürsenkel flatterten wild um seine
    stampfenden Füße.
    Ich zuckte zusammen, weil ich wußte, was als
    nächstes kommen würde. Er stieß das Becken vor
    und zurück, so daß seine Geschlechtsteile im Takt der
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    Musik
    auf
    und
    ab
    flappten
    wie
    eine
    Nähmaschinennadel.
    »Meine Güte!« murmelte Charlotte. »Macht er das
    öfter?«
    »Ziemlich oft.«
    »Ist das nicht schmerzhaft?« fragte sie.
    »Das will ich gar nicht wissen. Laß uns mit dieser
    Akte weitermachen.«
    Endlich fiel Park auf die Couch, schaffte es dabei
    irgendwie, sich nicht das Genick zu brechen, und
    sackte bewußtlos zusammen.
    Ich machte das Radio aus, und zwei Stunden
    später rückte Charlotte ihren Stuhl vom Tisch zurück
    und legte die Hände vor die Augen. »Ich bin zu
    müde, ich kann nicht mehr.«
    »Klar, ich auch. Ich denke, das hier reicht sowieso,
    damit habe ich eine Weile zu tun.« Ich sammelte
    Anice ein, um nach unten ins Bett zu gehen. »Es ist
    möglich, daß du etwas weißt, was einen dieser
    Schieber in Schwierigkeiten bringen würde, so daß er
    dir den Mord angehängt hat, damit du ihm nicht in
    die Quere kommst. Wer weiß? Wahrscheinlich etwas,
    was dir nicht mal bewußt ist.«
    »Was ist mit ihm?« fragte Charlotte und zeigte auf
    Park, der mittlerweile laut schnarchte. »Sollten wir
    nicht irgendwas mit ihm machen?«
    66
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Ja,
    das sollten wir unbedingt, aber du wirst schon wegen
    eines Mordes gesucht. Außerdem bin ich zu müde,
    um ihn den Alligatoren im White Oak Bayou
    vorzuwerfen, also lassen wir ihn einfach, wo er ist.
    Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Hollis. Und danke.« Ihr stiegen die
    Tränen in die Augen. Ich fühlte mich wie das
    Hinterletzte.
    Bis ich ins Bett kroch, war es drei Uhr. Als mich
    die Türklingel weckte, kam es mir so vor, als wären
    nur ein paar Minuten vergangen. Ich schnappte
    meinen Bademantel und humpelte zur Haustür.
    Da stand ein junger blasierter Rotzlümmel in
    blauer Uniform, sine Pagenmütze schräg auf dem
    Kopf, mit einem gelben Umschlag in der Hand.
    »Western Union«, sagte er spöttisch.
    »Tatsächlich? Ich dachte, du wärst der Affe vom
    Leierkastenmann.«
    Er grinste dümmlich und hielt die Hand für ein
    Trinkgeld auf. Ich klatschte ihm etwas Kleingeld auf
    die Finger, schnappte mir das Telegramm und zog
    mich ins Wohnzimmer zurück. Mein Herz machte
    Sprünge wie eine Kakerlake im Toaster. Es war von
    Lily.
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    Amüsiere mich großartig stop Romaine
    will Aktbild von mir malen stop Ha stop
    Ha stop Wünschte du wärst hier stop Ich
    liebe dich Lily
    Wer zum Teufel war diese Schnepfe Romaine? Und
    sollte das »Ha Ha« heißen, daß sie es lächerlich fand
    oder daß nackt gemalt werden witzig werden
    würde? Ich rannte auf die Vorderveranda und brüllte
    dem Rotzlümmel nach, der mit seinem großen roten
    Fahrrad schon einen halben Block weiter war.
    »Warte mal! Komm zurück. Ich will eine Antwort
    aufgeben.«
    Er wendete und kam zurückgeradelt, während ich
    das Telegramm aufs Papier warf.
    Aktbild gute Idee stop Schick mir eins
    stop Operation morgen stop Ärzte

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