Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
Vom Netzwerk:
schwachsinnig war,
    daß es keine Antwort verdiente.
    »Hast du schon etwas herausgefunden?«
    wechselte Charlotte schnell das Thema, bevor es
    brenzlig wurde.
    60
    »Nein. Nichts Handfestes.« Ich beschrieb Chuckie
    und fragte Charlotte, ob sie jemanden kannte, auf
    den die Beschreibung passen könnte.
    Eine Falte zerknitterte ihre Stirn, als sie darüber
    nachdachte. Einen Sekundenbruchteil stand ein
    merkwürdiges Glitzern in ihren Augen, dann war es
    wieder verschwunden, und sie schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Bist du sicher? Du sahst so aus, als wäre dir
    etwas eingefallen.«
    »Nein. Ich glaube nicht, daß diese Geschichte
    irgend etwas mit mir zu tun hat. Ich bin zu dem
    Schluß gekommen, daß das Ganze ein großer Irrtum
    ist und nicht das geringste mit mir zu tun hat.«
    Ich seufzte, lehnte mich im Sessel zurück und
    starrte an die Decke. »Charlotte, hör mal zu. Ein
    ermordeter Mann landet nicht zufällig in deinem
    Bett. Irgend jemand hat das mit Absicht so gedreht,
    und es wäre hilfreich, wenn du kooperieren würdest.
    Jemand hängt dir einen Mord an. Begreifst du das
    nicht?«
    Ihr Gesicht wurde verschlossen und hart wie eine
    Faust.
    Ich stand auf, mixte mir in der Küche einen Gin
    mit Ginger-Ale und ging zurück ins Wohnzimmer.
    61
    »Laß uns die Akten deiner Klienten durchgehen und
    sehen, ob wir auf diesem Weg weiterkommen.«
    »Du hast meine Akten?« japste sie entgeistert.
    »Über meine Klienten kann ich nicht mit dir reden.
    Sie verlassen sich auf meine Diskretion.«
    »Das war einmal – bevor du nach Hause kamst,
    eine Leiche in deinem Bett fandest, mich angerufen
    und Hilfe geschrien hast. Wir halten uns nicht mehr
    an die Regeln. Also, setz deinen Hintern in
    Bewegung und komm her, und wehe, du
    verschweigst irgendwas.«
    Sie zog einen der klobigen, dunklen, zum Eßtisch
    passenden Mahagonistühle heran und setzte sich
    neben mich, um die Akten durchzugehen. Ich nahm
    einen Bleistift und einen kleinen Block aus meiner
    Tasche, für Notizen. Durch den Gin kam ich ins
    Schwitzen, deshalb ging ich wieder in die Küche,
    schüttete ihn weg, füllte zwei Gläser mit Eis und
    Coca-Cola und kehrte zum Eßtisch zurück, wo
    Charlotte sich eine Akte anschaute. »Hier«, sagte ich
    und reichte ihr ein Glas.
    »Danke.«
    Park hockte auf der Bettcouch, warf finstere Blicke
    in unsere Richtung und trank Bourbon. Es gefiel ihm
    nicht, wenn er links liegengelassen wurde – schon gar
    62
    nicht in seiner eigenen Wohnung, und vor allem
    nicht, wenn er einen im Tee hatte.
    Charlotte ging zu ihrer Handtasche, die auf einem
    Stuhl neben der Tür lag, nahm eine Brille heraus und
    setzte sie auf. Als mir die Kinnlade runterklappte,
    lächelte sie schüchtern. »Eigentlich brauche ich sie
    nicht, aber sie unterstreicht mein Buchhalterin-Image,
    und es ist so eine Gewohnheit geworden.«
    Sie fing mit der obersten Akte an, weihte mich in
    die Leute, ihre Einnahmen und Ausgaben ein. Die
    meisten Namen sagten mir nichts, aber ein paar
    machten mich stutzig. »Hier«, sagte ich und zeigte
    auf einen. »J.O. Smiley. Ist er verwandt mit George
    Smiley, dem Vize des Bezirkssheriffs?«
    Charlotte nickte. »Ich denke schon. Ein jüngerer
    Bruder, glaube ich.«
    »Was macht er?«
    »Er hat eine Wäscherei drüben in einer
    Seitenstraße der Washington Avenue.«
    »Tz, tz, tz. Das sieht aber mächtig lukrativ aus.
    Laß mich raten. Er hat einen festen Auftrag für die
    Uniformen im Bezirk.«
    Charlotte sah mich bewundernd an, als hätte ich
    ein Kaninchen aus dem Hut gezogen. Ich sparte mir
    die Verbeugung. Im Lauf der Jahre hatte ich mich an
    die verblüfften Blicke der Leute über meine
    63
    Kombinationsfähigkeit und mein nachtwandlerisches
    Talent, immer richtig zu liegen, gewöhnt.
    Park schnaubte plötzlich laut, sprang auf und
    stampfte aus dem Zimmer.
    »Nach diesen Zahlen zu urteilen, müßten die
    Hilfssheriffs ungefähr sechsmal am Tag die Uniform
    wechseln«, zischte ich schlau, langsam erwärmte ich
    mich für das Thema. »Und sieh dir die Kosten für
    Waschmittel und Arbeitslohn an. Da muß er pro
    Uniform eine Angestellte einen ganzen Tag
    beschäftigen und jedes Stück einzeln in Christi
    Abendmahlsschüssel waschen lassen. Ich möchte
    wetten, wenn wir genauer hinsehen, finden wir ein
    hübsches kleines Sümmchen für den Vizesheriff
    persönlich. Jupp. Da haben wir’s – aufgeführt als
    Rückzahlung eines alten Darlehens.«
    Ich legte die Mappe zur späteren Auswertung
    beiseite und nahm mir ein

Weitere Kostenlose Bücher