Krumme Touren in Texas
älter. Sie
hatte die trüben Augen und die fleckige, rauhe Haut
einer starken Trinkerin.
»Ich wollte nur kurz hereinschauen und Ihnen
sagen, wie leid es mir tut. Sie werden ihn sicher
vermissen und…«
Weiter kam ich nicht. Sie warf den Kopf in den
Nacken und brach in hysterisches Gackern aus – ein
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durchdringendes, überkippendes Gelächter. Den
Anwesenden fielen fast die Augen aus dem Kopf.
»Ihn vermissen?« brüllte sie zwischen Lachsalven.
»Ich bin froh, daß der Schweinehund tot ist.« Ihre
Klauen umklammerten meinen Arm wie ein
Schraubstock. Der Gestank von Gin schlug mir in die
Nase. Ich zerrte an ihren Fingern, um den Griff zu
lockern.
Ein paar Leute stürzten zu ihr und schoben sie
raus. Hoffentlich brachten sie sie zum Gericht, um
ihre Unzurechnungsfähigkeit feststellen zu lassen.
Ich fand, daß ich für einen Abend genug Staub
aufgewirbelt hatte, deshalb schlenderte ich raus zu
meinem Wagen. Die Nacht war ungewöhnlich
finster, so daß ich die draußen herumstehenden
Männer nur an der Glut ihrer Zigaretten erkennen
konnte.
Anice sprang auf meinen Schoß und bezog ihren
Posten, und als wir auf der Main Street nach Süden
schnurrten, hängte sie sich aus dem Fenster. Es
waren nur wenige Autos unterwegs, aber plötzlich
tauchte ein Scheinwerferpaar in meinem Rückspiegel
auf und raste mir fast in die hintere Stoßstange. Ich
zog rüber auf die rechte Spur, um ihn links
vorbeizulassen. Als er auf gleicher Höhe war, brüllte
ich: »Tempolimit 35 Meilen, du Vollidiot.«
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Etwas Metallisches blitzte im Licht einer
Straßenlaterne auf, und es knallte so laut, daß mir die
Spucke wegblieb. Der Dreckskerl schoß auf mich.
Das war das letzte Mal, daß ich einen Verkehrsrowdy
angebrüllt hatte. Ich stieß Anice von meinem Schoß
auf den Boden, schaltete in den zweiten Gang und riß
den Wagen nach rechts in die Tuam, als wieder ein
Schuß fiel. Der Wagen links neben mir bog ebenfalls
ab, als wären wir an den Kotflügeln
zusammengeschweißt. Ich war zu sehr mit Lenken
beschäftigt, um zu ihm rüberzugucken, aber ein
dritter Schuß durchschlug meine Windschutzscheibe
und fegte mir Glassplitter um die Ohren. Ich hatte
allmählich das bestimmte Gefühl, daß, wer auch
immer mich jagte, es nicht tat, weil ich ihn
beschimpft hatte. Wenn doch, konnte ich froh sein,
ihn nicht Arschloch genannt zu haben. Ich stieg voll
in die Eisen, duckte mich in den Sitz und versuchte,
nach Gedächtnis zu lenken, um nicht im Graben zu
landen. Der 38er Colt, den ich immer unter meinem
Sitz verstecke, flog nach vorn, als ich auf die Bremse
trat. Ich schnappte ihn und betete, daß mein Auto
nicht auf einen Baum zusteuerte, während ich unter
dem Lenkrad herumschlingerte. Anice saß noch auf
dem Boden, außer ihren Gefühlen war nichts verletzt.
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Hätte ich sie nicht runtergestoßen, wäre sie von einer
Kugel getötet worden.
Eine Stinkwut packte mich, und ich sah rot. Ich
brachte mein Auto mit kreischenden Reifen zum
Stehen und konnte das andere ebenfalls anhalten
hören. Eine Männerstimme sagte: »Ich seh’ nach, um
sicherzugehen.«
Vorsichtig drückte ich den Griff, trat die Tür auf
und benutzte sie als Deckung, während ich auf allen
vieren
hinauskroch.
Alles
war
rot
und
verschwommen, ich konnte keine Einzelheiten
erkennen, nur Umrisse.
»Wenn ihr auf meinen Hund schießt, ihr
verdammten Arschlöcher, bring’ ich euch um«, schrie
ich und feuerte mit dem Revolver auf die Gestalt
eines Mannes, der auf mich zukam.
Er grunzte und griff sich an den Bauch, dann
drehte er sich um und rannte zurück zu seinem
Wagen. Ich schoß wieder und wieder, hörte
splitterndes Glas und einen Schrei. Der Wagen haute
krachend den Gang rein und hob kiesspritzend ab,
bevor ich merkte, daß meine Trommel leer war. Ich
lief hinterher und warf den verblassenden
Rücklichtern den Revolver und dann Steine von der
Straße nach. Vor Angst heftig zitternd, fand ich
schließlich meinen Revolver und ging zum Auto,
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bevor meine Knie versagten. Ich mußte mich an der
Tür festhalten, um nicht umzukippen. Anice wedelte
vorsichtig mit dem Schwanz und drehte sich von mir
weg, weil sie dachte, sie hätte etwas ausgefressen.
Ich hob sie hoch, küßte sie auf den Kopf und heulte.
Eine Männerstimme sprach mich leise an. Ich war
so erschöpft, daß ich nicht mal zusammenzuckte.
»Sind Sie in Ordnung, Ma’am?«
Ich blickte auf und sah einen
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