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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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glattzuziehen und meine Kissen
    aufzuschütteln. Er steckte mich wieder ins Bett und
    deckte mich mit einem Laken zu, dann machte er sich
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    daran, die auf dem Boden herumliegenden
    Klamotten aufzusammeln.
    Bevor ich ihn daran hindern konnte, hatte er eine
    Schrankschublade
    aufgerissen
    und
    einen
    Entsetzensschrei ausgestoßen. »Wann hast du deine
    Unterwäscheschublade das letzte Mal aufgeräumt?«
    Ich kniff die Augen zusammen und fragte: »Du
    willst doch nicht meine Unterwäsche wieder zu der
    Größe von Kokosmakronen falten?«
    Er zerrte die Unterwäsche aus der Schublade und
    legte sie akribisch zusammen. »Ich denke, von jetzt
    an sollte ich dich begleiten, bis die Sache vorbei ist.
    Du hast nicht das Recht, herumzulaufen und auf dich
    schießen zu lassen.«
    »Ich komm’ schon klar. Charlotte ist diejenige, um
    die ich mir im Moment Sorgen mache, Park. Sie hat
    den Schlüssel zu dem Mord an Stovall irgendwo in
    ihrem dicken Schädel, und irgend jemand weiß das.«
    »Meinst du wirklich, jemand könnte hierher
    kommen?«
    »Das ist durchaus möglich. Charlotte weiß etwas
    über den Mord, sonst wäre er ihr nicht angehängt
    worden. Ich denke, sie ist in Gefahr, und vielleicht ist
    es nur eine Frage der Zeit, bis der Mörder
    herausbekommt, wo sie sich versteckt.«
    »In Ordnung. Schätze, du hast recht.«
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    »Noch etwas. Tu mir den Gefallen und nimm
    Anice zu dir. Nach dem Abend gestern ist es mir zu
    riskant, sie mitzunehmen.«
    Als er damit fertig war, mich zu bemuttern, holte
    er Anice und brachte sie nach oben, während ich
    mich anzog. Bis ich ins Auto stieg, war ich bereit zu
    einem geistigen Duell mit Clancey Willson.
    Hoffentlich würde er nicht unbewaffnet kommen.
    Park war offensichtlich in aller Herrgottsfrühe
    aufgestanden
    und
    hatte
    meinen
    Wagen
    saubergemacht. Es war kein Glas mehr da. Ich setzte
    meine stahlgefaßte Sonnenbrille auf und zwitscherte
    ab auf die Woodhead. Mein Haar flatterte in der
    Brise,
    die durch
    die
    Abwesenheit einer
    Windschutzscheibe entstand. Wenigstens waren der
    Motor und der Kühler nicht beschädigt.
    Das Petroleum Building lag an der Texas Avenue
    1312 – vom Rice Hotel gesehen Richtung Zentrum.
    Dort residierten hauptsächlich Ölgesellschaften, und
    es war der einzige Wolkenkratzer der Stadt im Maya-
    Stil. Die ersten drei Stockwerke waren mit grauem
    Marmor, einer Reihe Bogenfenster und schlanken
    Kupferpfeilern aufgemotzt. Bronzefiligran über den
    Doppeltüren zierte die Eingänge. Bevor ich das Foyer
    betrat, legte ich den Kopf in den Nacken und schaute
    nach oben zur Totenkopfflagge, die auf dem Dach
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    des Gebäudes wehte. Der alte Scherzkeks
    »Dollarhaut-Joe« Cullinan hatte sie dort hissen
    lassen. Er hatte genug Geld, um seine dreckige
    Unterwäsche an der Spitze des Eiffelturms
    aufzuhängen, wenn er es wünschte.
    Ich ging in die graumarmorne Fahrstuhlhalle und
    erwiderte das Starren der Mayamasken, die mir von
    den Wänden herab Fratzen schnitten. Eine Parade
    teuer gekleideter Männer marschierte ein und aus –
    der übliche Anwesenheitsappell der Reichen von
    Houston – Cullen, Rice, Jones, Cullinan, um einige zu
    nennen.
    Die Aufzugtüren zischten auf, und Clancey
    Willson trat heraus. Er trug einen dunkelgrauen
    Anzug im Westernschnitt, einen geflochtenen
    Lederschnurschlips und einen hellgrauen Stetson.
    Seine Hosen steckten in den Schäften seiner
    reichverzierten Cowboystiefel aus Straußenleder. Er
    stürzte auf mich zu, seine Oberlippe flog hoch wie
    ein Schnapprollo. Einen Meter vor mir blieb er
    stehen, legte einen Square dance aufs Parkett und
    sang »You Took Advantage of Me«. So etwas hatten
    die Wähler gern. Einfach ein realistischer alter Knabe
    aus Texas. Ich sehnte mich nach der guten alten Zeit,
    als du jemandem die Kniescheiben wegschießen
    konntest, wenn dir danach war.
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    Ein paar Männer im Foyer schauten mißbilligend
    zu, aber die meisten grinsten. Texanische Politiker.
    Fallen immer aus dem Rahmen.
    Ich drehte mich um, ging ruhig aus dem Gebäude
    und fragte mich, warum zum Teufel ich überhaupt
    eingewilligt hatte, mich mit diesem Schwachsinnigen
    zu treffen.
    »Warten Sie einen Moment, kleines Fräulein! Wo
    laufen Sie denn hin? Ich dachte, wir beide wollten
    schön gemütlich zu Mittag essen.« Er jagte mir nach
    und grabschte meinen Arm.
    »Mr. Willson«, sagte ich und stieß seine Hand
    weg, »ich habe viel zu tun. Ich kann meine Zeit nicht
    mit einem Idioten verplempern.«
    »Och, immer

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