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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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schütteres, graues Haar und trug ein
    blasses, schlaffes Adamskostüm. Er hatte einen
    überraschten Ausdruck im Gesicht, als wäre jemand
    aus dem Gebüsch gesprungen und hätte »Buh«
    gebrüllt. Wahrscheinlich derselbe Ausdruck, den ich
    im Gesicht hatte.
    Charlotte stand mit dem Rücken an der Wand und
    zitterte sichtlich. Ihr bleiches Gesicht wurde langsam
    grün. Sie hielt die Hand vor den Mund, dann stürzte
    sie ins Bad und knallte die Tür zu. Ich zog das Laken
    über den Mann und sah mich im Zimmer um. Seine
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    Kleider hingen säuberlich über der Sprossenlehne
    eines Stuhls am Fenster. Ich durchwühlte die Taschen
    und fand ein Taschentuch, das ekelhaft feucht war,
    ein paar Münzen und eine abgewetzte braune
    Brieftasche, speckig vor Alter, die ihre Form dem
    Körper des Mannes angepaßt hatte. Darin befanden
    sich ein paar Scheine, ein kleines Foto von einer
    ungepflegten Frau mittleren Alters mit drahtigen
    Locken – und ein Führerschein, in dem stand, daß der
    Mann Waymon Stovall aus der Bayland Avenue 810
    war. Sein brauner Nadelstreifenanzug und die
    abgetretenen Schuhe waren von Sears & Roebuck.
    Das war’s. Ein schwacher Sandelholzparfümgeruch
    hing im Zimmer. Ich schnüffelte an seinen Kleidern,
    aber die strömten nur die Duftnote Schweiß aus, und
    zwar reichlich.
    Hinter mir ertönte ein dumpfes Plumpsen, und ich
    drehte mich um. Charlotte lag platt auf dem Boden.
    Ich stieg über sie hinweg ins Bad, ließ Wasser in ein
    Glas laufen und spritzte es ihr ins Gesicht, bis ihre
    Lider flatterten.
    Ich führte sie ins Wohnzimmer und ließ sie auf die
    Couch sacken. Sie saß da, käsig, und rieb sich mit den
    Fingern die Stirn. Ich saß ihr gegenüber in einem
    Sessel und wartete, schlug ein Bein übers andere und
    wippte mit dem Fuß. Mit ihren einssiebzig war sie
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    ein bißchen größer als ich. Sie hatte dichte,
    schulterlange, schwarze Locken, ein blasses Gesicht,
    schwarze
    Augen
    und
    eine
    Stimme,
    die
    normalerweise ruhig und monoton war. Ihr blau-
    weiß kariertes Baumwollkleid war über die Knie
    hochgerutscht. Sie zappelte vor Nervosität und
    zupfte am Saum.
    »Wo warst du heute abend?« fragte ich, als
    glasklar war, daß sie nicht reden würde.
    »Aus.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Willst du mir
    nicht sagen, was das alles zu bedeuten hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du mußt irgendwas wissen. War irgendwann
    heute abend noch jemand hier bei dir?«
    »Nein, Hollis, ich habe doch gesagt, daß ich
    ausgegangen bin. Ich kam nach Hause, und da war
    er.«Sie rieb sich weiter die Stirn und sagte nichts
    mehr. Als ich genug vom Zuschauen hatte,
    schlenderte ich in die Küche, fand ein paar Aspirin,
    schluckte zwei, entkorkte eine Flasche Bourbon auf
    der Anrichte und nahm einen kräftigen Zug, bevor
    ich zwei Gläser auftrieb und das Zeug mit Wasser
    und Eis mixte.
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    »Hier, trink das«, befahl ich. Sie nippte daran und
    nahm das Aspirin. Ich setzte mich wieder hin, schlug
    das rechte Bein übers linke und wippte mit dem Fuß.
    Als das ein alter Hut wurde, wechselte ich und
    wippte andersrum.
    »Charlotte, wir können nicht einfach hier sitzen
    und darauf warten, daß die Leiche verwest, zu Staub
    zerfällt und verweht.«
    Sie nickte und leerte ihr Glas. Ich goß nach.
    »Wer ist er?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Wie ist er hierher gekommen?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Wer hat ihn umgebracht?«
    Sie zuckte wieder die Achseln, aber jetzt zitterte
    ihre Unterlippe.
    »Schön. Versuchen wir es anders. Warst du den
    ganzen Abend weg?«
    »Ja.«
    »Wann bist du nach Hause gekommen?«
    »Kurz bevor ich dich angerufen habe.«
    »Wo warst du?«
    »Aus.«
    »Ja, ich weiß. Das hast du schon erwähnt, aber
    falls du es nicht bemerkt hast, in deinem Bett liegt
    eine Leiche – eine fremde, schlaffe, männliche Leiche.
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    Und er hat ein Loch im Kopf, das nicht daher
    stammt, daß er gegen eine Schranktür geknallt ist.
    Wir werden über kurz oder lang die Polizei rufen
    müssen, und die werden nicht hier reinspazieren,
    gütigst die Leiche entfernen und höflich sagen:
    ›Schönen Dank auch, Ma’am, und wenn Sie wieder
    eine kugeldurchsiebte Leiche in Ihrem Schlafzimmer
    finden, klingeln Sie einfach kurz durch, dann sind wir
    sofort zur Stelle und schaffen sie Ihnen aus dem
    Weg.‹ Rede mit mir, Charlotte!«
    Sie fing an, ihren Mund mit der Faust zu
    bearbeiten wie mit einem Hammer, um die Schreie
    zurückzuschlagen. Ihre Augen waren geschlossen,
    und Schweiß lief ihr in

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