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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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mußten, die für das Wasserhebewerk ausgehoben worden war, um zu einem der Türme zu gelangen, die das Wasser in kupfernen Schöpfkübeln nach oben heben sollten.
    ›Aber … wir sind ja direkt unter der Casa de la Estanca‹, wagte ich zu bemerken, kaum standen wir vor dem Turm, der nur drei Mauern hatte, da die vierte der Felsen selbst bildete, auf dem sich die Stadt erhob.
    Der Baumeister nickte, denn wir befanden uns in der Tat am Fuß des Hügels, auf dem die Casa de la Estanca errichtet worden war. Mit einem der Schlüssel öffnete er die Tür zum Turm, hob eine Spitzhacke und zwei Pechfackeln vom Boden gleich neben dem Eingang auf und winkte uns, ihm zu folgen. Bevor er die Tür von innen abschloß, spähte er noch einmal hinaus und sah sich nach allen Seiten um, um sicherzugehen, daß uns niemand gefolgt war.
    ›Hier, nehmt diesen Feuerstein und entzündet damit die Fackeln‹, wies er uns an.
    Ihr Licht führte uns quer durch den Turm bis ganz nach hinten, wo die beiden Seitenwände auf den blanken Felsen stießen, in dem sich eine tiefe Spalte abzeichnete. Im Schein der Fackeln sah es wie Menschenwerk aus. Wir zwängten uns hindurch und liefen dann einen Stollen entlang, bis nach einer Wegkrümmung eine weitere Tür uns den Durchgang versperrte.
    ›Haltet bitte so lange meine Fackel, bis ich aufgeschlossen habe‹, bat Turriano den Architekten.
    Nachdem wir diese zweite Tür hinter uns gelassen hatten, verbreiterte sich der Stollen im Felsen zu einer Art natürlicher Höhlung. Vorsichtig setzten wir nun einen Fuß vor den anderen |368| , da der Boden sehr holprig war und der steinerne Gang immer niedriger wurde, was das Vorankommen ziemlich erschwerte. Schließlich mußten wir sogar auf allen vieren kriechen. Nach einer Weile weitete der Tunnel sich endlich wieder. Turriano richtete sich auf und hob seine Fackel in die Höhe.
    ›Und, was sagt Ihr dazu?‹
    Vor uns erhob sich ein Hindernis, das völlig anders war als der Granitfelsen um uns herum. Es waren glänzende, völlig regelmäßig und glatt behauene Quadersteine. Sie waren riesig. Noch nie hatte ich derart gewaltige, schwarze Steinblöcke gesehen, die so exakt aneinandergefügt waren, daß sie eine undurchlässige Mauer zu bilden schienen.
    ›Kann man diese Mauer denn nicht einreißen?‹ fragte Herrera.
    ›Versucht es, und seht selbst‹, erwiderte Turriano und drückte ihm die Spitzhacke in die Hand.
    Der Architekt ließ sie auf den Stein niedersausen. Ein dumpfer Schlag war zu hören, wobei kaum ein paar Funken stoben.
    ›Sie ist unwahrscheinlich hart!‹ rief er überrascht. ›Was ist das für ein Gestein? Ich glaube, ich habe gerade einmal ein paar Splitter losschlagen können.‹
    ›So ist es‹, bestätigte Juanelo, ›die Splitter stammen aber von der Spitzhacke. Dem Quader habt Ihr nichts anhaben können.‹
    Herrera verdoppelte seine Anstrengungen, als er zu einem neuen Schlag ausholte.
    ›Vorsicht!‹ rief Turriano warnend, aber es war schon zu spät. Die Spitzhacke war in der Mitte entzweigebrochen.
    ›Unglaublich!‹ rief der Architekt schnaufend aus.
    ›Ich habe es Euch ja gesagt. Und das, obwohl die Hacke aus erstklassigem Eisen geschmiedet ist.‹
    ›Gibt es denn gar keine Möglichkeit, diese Mauer niederzureißen?‹
    ›Wie denn? Zwischen den Quadern findet man nicht die kleinste Ritze.‹
    |369| ›Und um sie herum?‹ fragte Herrera hartnäckig.
    ›Das haben wir schon versucht. Es ist aber viel zu gefährlich. Wenn man den Granitfelsen ringsherum abzutragen versucht, fallen zentnerweise Steine herunter. Und selbst wenn man den ersten Einsturz überleben würde und danach den Durchgang freiräumen könnte, kämen noch einmal so viele oder noch mehr nach. Nein, ich glaube, hier kommt man nur weiter, wenn man einen sehr genauen Plan hat, mittels dessen man diese tödliche Falle umgehen könnte. Vielleicht mittels jener Pergamente, von denen uns Raimundo Randa vorher erzählt hat. Damit konnte sich dieser Azarquiel hier unten ja scheinbar zurechtfinden.‹
    ›Es ist nur ein einziges Pergament, das in zwölf Teile zerschnitten ist‹, wandte ich ein. ›Und ich besitze nicht alle, sondern nur elf der Keile und weiß zudem nicht, wie man sie zusammenfügen muß. Ich könnte sie also nur schwerlich als Plan verwenden. Außerdem weiß ich überhaupt nichts über diese
Sarazenische Chronik
, in der die Herkunft des Pergaments erklärt wird und wie man es zu nutzen hat.‹
    ›Darum sollt Ihr uns ja auch zum Escorial

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