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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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machen. Wir hatten eigentlich ausgemacht, daß sie sie am Donnerstag abholt, aber sie kam nicht. Einen Moment …« Sie kramte in der Schublade unter dem Ladentisch. »Hier habe ich die Kopie. Und auch das Original.«
    Sie reichte ihm die beiden CDs. David konnte es kaum |539| glauben. Zum ersten Mal lief etwas glatt. Schnell klopfte er auf Holz.
    »Könnten Sie mir auch sagen, wie diese Professorin heißt, mit der Sara hier war?«
    »Elvira Tabuenca. Sie ist Archäologin.«
    »Wissen Sie, ob sie in der Fakultät ist?«
    »Ich glaube, ihre Vorlesungen sind schon zu Ende. Aber Sie können es ja mal versuchen.«
    Er bedankte sich bei Mercedes und ging zur Geisteswissenschaftlichen Fakultät.
    Die Sekretärin des Fachbereichs schüttelte den Kopf.
    »Soweit ich weiß, ist sie für ein paar Tage weggefahren. Aber am Donnerstag hat sie eine Prüfung.«
    »Und um wieviel Uhr ist die Prüfung zu Ende? Und wo findet sie statt?«
    »Um halb zwölf. Im Audimax.«
    »Kann ich ihr eine Nachricht hinterlassen?«
    Die Sekretärin schob ihm ein Blatt und einen Umschlag hin.
    Während David die Treppe hinunterstieg, dachte er, daß das eine neue Spur sein könnte … Warum hatte ihm bisher niemand von dieser Archäologin erzählt?
    Da fiel ihm wieder ein, daß er bei der ganzen Aufregung um Maliaños Tod eine weitere Spur fast vergessen hatte. Er sah auf die Uhr und überschlug, wie spät es jetzt an der Ostküste der USA wäre. Auf dem Weg ins Hotel könnte er etwas essen und dann nachsehen, ob Jonathan Lee ihm die versprochene E-Mail geschickt hatte.
    Jonathans E-Mail bestand nur aus einem einzigen Wort: JA. Mehr war auch nicht nötig. Es hieß, daß der ausgemergelte, schwarzgekleidete Mann auf dem Foto dieselbe Person war, die er Jahre zuvor in dem Krankenhaus der NSA gesehen hatte, wo sein Vater behandelt worden war. Was konnte Pedro Calderón mit einem solchen Typen zu tun gehabt haben? Wer war dieser Mann? Und für wen arbeitete er?
    |540| Er hatte versprochen, nicht noch einmal anzurufen. Aber er konnte nicht umhin, es doch zu tun.
    Die Frau, die nach einer Ewigkeit ans Telefon ging, meldete sich mit belegter Stimme. Im Hintergrund war heftiges Schluchzen zu hören. David konnte sie nur schlecht verstehen und mußte ihr mehrmals erklären, wer er war.
    »Ich bin David Calderón. Ich habe am Samstag schon einmal angerufen. Ich wollte mit Jonathan sprechen. Ist er zu Hause?«
    »Nein … Ich bin Jonathans Tochter … Er ist tot.«
    »Tot? Wieso tot? Was ist passiert?«
    »Ein Auto … Er ist … überfahren worden … Vorgestern abend, als er mit dem Hund draußen war.«
    »O mein Gott, das ist ja schrecklich … Mein aufrichtiges Beileid, Ms. Lee. Mein Vater hatte ihn gut gekannt und sehr geschätzt … Bitte entschuldigen Sie die Störung«, sagte David und legte auf.
    Bestürzt starrte er auf das Telefon in dem Köfferchen, das Bealfeld ihm am Samstag überlassen hatte, um Lee anzurufen. Verfügte Minspert über die technischen Möglichkeiten, sogar die Leitungen der amerikanischen Regierungsdelegation anzuzapfen?
    Vor ihm lagen die beiden CDs, die Mercedes ihm gerade gegeben hatte. Er wollte sich nur zu gerne die Dateien ansehen. Nach dem gewaltsamen Tod von Jonathan Lee und Maliaño sollte er aber vielleicht besser noch einmal die Lage überdenken. Es wurde immer offensichtlicher, daß James nicht nur aus professionellen Beweggründen handelte. Den Weg für die zukünftige Friedenskonferenz ebnen zu wollen war nur ein Vorwand, der es ihm ermöglichte, die Mittel der NSA für seine eigenen Zwecke zu nutzen. Er würde sich die einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen, ein für allemal sämtliche Spuren zu tilgen, die bewiesen, daß er sich Pedro Calderóns Forschungsarbeit unter den Nagel gerissen hatte, um sich so die Exklusivrechte zu sichern. Was bedeutete, daß die letzten lästigen Zeugen ausgeschaltet werden mußten. Und jeder, der sich dem Erreichen dieses Ziels in den Weg stellte.
    |541| Wenn ich richtig liege, dachte David, ist Gabriel Lazo der nächste auf der Liste. Der ehemalige Hausmeister war der letzte gewesen, der seinen Vater lebend gesehen hatte. Wenn er ihn behutsam ausfragte, würde er ihm vielleicht diesmal erklären, worauf man in den unterirdischen Gängen stoßen konnte. Er war der einzige, der hinuntergestiegen und lebendig wieder herausgekommen war. Wahrscheinlich, weil er nicht weit genug vorgedrungen war.
    Ich muß ihn warnen, sagte sich David. Allerdings war es gewiß ratsam, jemanden

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