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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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warten. Wenn man Ihnen nach all den Jahren erlaubt hat, diese geophysikalische Untersuchung durchzuführen, dann einzig und allein, weil die Kirche ihre Monstranz wiederhaben will, die Stadt Aussicht auf eine internationale Friedenskonferenz hat und die Militärbehörden von dem Vorfall am Fronleichnamstag überrumpelt worden sind. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen.«
    »Glauben Sie mir, Mr. Calderón, ich würde Ihnen gerne helfen. Aber ich kann mich nicht der Staatsgewalt widersetzen. Inspektor Gutiérrez hat in diesen Dingen das Sagen. Es gibt aber noch einen weitaus gewichtigeren Grund: Ich halte es für lebensgefährlich! Wir sehen uns etwas höchst Mysteriösem gegenüber, das erst sehr sorgfältig untersucht werden muß.«
    »Ich bitte Sie … Es geht um ein Menschenleben. Sollte Sara Toledano dort unten etwas zugestoßen sein …«
    David sah, wie Calatrava mit sich rang. Der Geophysiker war aus dem Kleintransporter gestiegen und ging auf und ab. Ein kurzes Klingeln seines Handys verkündete, daß er eine SMS |537| bekommen hatte. Er blickte aufs Display und runzelte die Stirn.
    »In Ordnung.« David trat die Flucht nach vorn an.»Nehmen wir an, ich steige nicht hinunter. Nehmen wir an, niemand tut das. Könnten Sie dann irgendeine Ihrer Spezialkameras hinunterlassen?«
    »Hm … das ist etwas anderes. Dafür gibt es Roboter. Allerdings besitzt mein Institut so etwas nicht. Das sind hochtechnologische Geräte. Sie sind verdammt teuer.«
    »Würden Sie sich für mich einsetzen, wenn ich einen von diesen Robotern auftreibe?«
    »Ich verspreche Ihnen, alles zu tun, was in meiner Macht steht. Aber denken Sie daran: Meine Einflußnahme endet am Rand des Erdlochs. Inspektor Gutiérrez ist das Zünglein an der Waage.«
    Vielleicht war es grundverkehrt, nicht mehr in die Kneipe zurückzukehren. Aber David fühlte sich außerstande, dem Inspektor gegenüberzutreten. Schon vier Tage warteten sie auf die verdammte Genehmigung. Es schien, als hätte Minspert über seinen Mittelsmann Gutiérrez alle fest im Griff. So werden wir nie vorankommen, sagte sich David, ich muß die anderen Spuren verfolgen.
    Das hier war die erste. Er sah zum Straßenschild hinauf und überprüfte die Adresse, welche die Nonne ihm gegeben hatte. Gleich hinter dem Fakultätsgebäude mußte es sein. Er ging weiter, und als er um die Ecke bog, stand er tatsächlich vor dem kleinen Laden: »EnRed@ando. Computerzubehör. Schreibwaren. Fotokopien.«
    Eine ältere Frau mit einem breiten Gesicht hob den Kopf, als sie das Glöckchen an der Tür hörte. Sie wirkte ziemlich provinzlerisch und trug ein altmodisches Kleid mit großen Tupfen und das Haar zu einem Dutt hochgesteckt. Dennoch beriet sie die Studenten souverän, die mit einem Softwareproblem zu ihr gekommen waren. Nachdem die beiden jungen Männer den Laden verlassen hatten, wandte sie sich an ihn.
    |538| »Guten Abend. Ich nehme an, Sie sind Mercedes«, sagte David. »Schwester Guadalupe vom Convento de los Milagros hat mir geraten, mich an Sie zu wenden.«
    Er reichte ihr den Zettel, den die Klosterschwester ihm geschrieben hatte. Die Frau las ihn in aller Ruhe und blickte ihn dann fragend an.
    »Ich weiß nicht, ob Sie schon gehört haben, daß Sara Toledano spurlos verschwunden ist«, fuhr der Kryptologe fort,worauf sie nur mißtrauisch nickte. »Wir, das heißt Saras Tochter und ich, versuchen herauszufinden, was ihr zugestoßen sein könnte. Schwester Guadalupe hat mir erzählt, daß Sara letzten Mittwoch zu Ihnen wollte. Stimmt das?«
    Die Frau sagte noch immer kein Wort. War er wieder zu spät gekommen? So wie sie ihn ansah, war schon jemand vor ihm hiergewesen und hatte ihr dieselbe Frage gestellt. Hatte sie dieser Person erzählt, was sie wußte? Aber eigentlich kam sie ihm so vor, als ob sie niemandem über den Weg traute. David war froh, die Empfehlung der Nonne mitgebracht zu haben.
    »Sie war mit einer Freundin hier. Einer Professorin von der Uni«, antwortete die Frau schließlich. »Sie wollte C D-Rohlinge kaufen.«
    »Einen oder zwei?« fragte er schnell.»Am Freitag haben ihre Tochter und ich einen Brief von ihr bekommen, in denen sie erklärte, je eine CD beigelegt zu haben. Nur hat sie vergessen, sie mitzuschicken.«
    Das schien ihr endlich den Beweis dafür zu liefern, daß er tatsächlich vertrauenswürdig war: Diese Information konnte er nur direkt von Sara haben. Die Frau taute auf.
    »Sie hat keinen Brenner auf ihrem Laptop und bat mich, ihr eine Kopie von einer CD zu

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