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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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es existiert etwas, das die seismischen Wellen vollständig absorbiert. Vielleicht ja auch beides.«
    Kaum hatte er seine Vermutungen ausgesprochen, begannen die Geophysiker aufgeregt zu debattieren. David nahm Calatrava beiseite.
    »Es ist mir lieber, wenn Inspektor Gutiérrez nichts davon mitbekommt«, meinte er entschuldigend.»Ich würde gern wissen, was Sie in Ihrem Bericht schreiben werden. Verzeihen Sie, daß ich Sie so direkt danach frage, aber davon wird abhängen, ob man uns in den Krater hinabsteigen läßt oder nicht. Wir befürchten, daß da unten jemand ist, und das schon seit fünf Tagen. Die Mutter von Ms. Toledano. Wir
müssen
hinunter!«
    »Nach dem, was Sie gerade gesehen haben?«
    »Jetzt erst recht.«
    »Ich kann nichts anderes festhalten als das, was passiert ist. Alles andere wäre unverantwortlich. Die Meßergebnisse der Radargeräte sind auf den Festplatten der Rechner gespeichert. Daran ist nicht zu rütteln.«
    »Könnten Sie mir dann wenigstens eine Kopie von diesen Radargrammen ziehen, die wir gesehen haben?«
    »Ich habe keine Ahnung, ob Sie dazu befugt sind, aber sagen wir mal, ich habe Sie nicht gefragt und angenommen, Sie seien es. Lenken Sie Gutiérrez ab, während ich sie ausdrucke.« Als er Davids zweifelnden Blick sah, gab er ihm mit dem Ellbogen einen leichten, aufmunternden Schubs. »Na los, laden Sie ihn auf ein Bier ein. Dazu wird er gewiß nicht nein sagen. Und nehmen Sie Ms. Toledano mit. So wie sie aussieht, kann sie einen Schnaps gut gebrauchen.«
    David ging zum Kleintransporter hinüber, wo Bealfeld und Gutiérrez um die bleiche Rachel herumstanden und erhitzt über den neuerlichen Vorfall debattierten. David warf Bealfeld |535| einen verschwörerischen Blick zu und schlug dann wie nebenbei vor, erst einmal in die nächste Kneipe zu gehen, um den Schock zu verdauen. Doch kaum hatten sie bestellt, da tauchte auch schon einer von Calatravas Assistenten auf und bat David, ihn kurz zu seinem Chef zu begleiten.
    Als David in den Kleintransporter kletterte, hob der Geophysiker den Kopf.
    »Schauen Sie sich das an. Danach werden Sie sicher nicht mehr hinuntersteigen wollen.«
    Er reichte David das ausgedruckte Radargramm und zeigte ihm, wie er es richtig halten mußte. Auf dem Blatt sah man einen auf dem Kopf stehenden Trichter, dessen enge Rohröffnung dem Loch auf der Plaza Mayor entsprach, das sich dann nach unten hin öffnete. Zwischen den beiden Amplituden des Trichterrands konnte man ein Muster erahnen, das jedoch zu verschwommen war, um es genau zu erkennen.
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Das ist der letzte Profilschnitt, den das Radar aufgenommen hat, bevor es implodiert ist. Ich drucke es Ihnen gerade noch einmal größer aus … Hier, sehen Sie.«
    Jetzt bestand kein Zweifel mehr:Am unteren Rand des Radargramms war, wenn auch undeutlich, das Muster des Labyrinths angedeutet. Dasselbe, das sie in Maliaños Arbeitszimmer im Escorial zwei Tage zuvor in Händen gehabt hatten, bevor der Killer ihnen die Pergamentkeile entriß. Schade nur, daß durch die Implosion des Georadars die Messung nicht abgeschlossen worden war.
    David versuchte sich zusammenzureißen, denn er konnte Calatrava unmöglich die ganze Geschichte erklären.
    »Der Profilschnitt hier zeigt also diese große unterirdische Höhle?«
    »Ganz offensichtlich«, bestätigte der Geophysiker.
    »Diese viereckige Umgrenzung hier, könnte das eine Mauer sein?«
    »Gut möglich … wenn es denn dort unten welche von solcher Dicke gibt. Für eine natürliche Begrenzung sind die gemessenen |536| Radarwellen jedenfalls viel zu regelmäßig«, versicherte Calatrava.
    Nachdenklich starrte David auf den Ausdruck. War Gabriel Lazo vielleicht gar nicht so verrückt? Gab es diese unterirdische Stadt wirklich, von der er ihm erzählt hatte? Wie sonst waren die Übereinstimmungen zu erklären zwischen den Fotos jener Festungsmauer, die er ihm gezeigt hatte, und Calatravas Radargramm? Und das Labyrinth? Wie hatte es sich in Rachels Traum zeigen können? Oder vielmehr in ihrem »veränderten Bewußtseinzustand«, wie Doktor Vergara es genannt hatte? Was war das dort unten?
    »Wir müssen runter. Und zwar sofort. Das ist die Antwort«, erklärte er mit aller Entschiedenheit.
    »Darf ich Ihnen einen wohlgemeinten Rat geben? … Vergessen Sie es ganz schnell.«
    »Verstehen Sie denn nicht? Nach dem, was ich hier gesehen habe, bin ich überzeugt, daß Mrs. Toledano sich dort unten befindet! Und auch Sie sollten nicht länger

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