Kryptum
gestanden.«
»Fast täglich.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr telefoniert?«
»Heute ist Freitag, nicht wahr? Hm … dann hat sie mich vorgestern angerufen, am Mittwoch.«
»Hätten Sie die Güte, mir Einzelheiten dieses Telefonats zu verraten? Und vielleicht auch der vorherigen? Alles, was Sie für bedeutsam halten, um ihr spurloses Verschwinden zu erklären und was uns hilft, sie zu finden.«
»Wir haben über diese Dokumente dort gesprochen.« David zeigte auf einen kleinen Beistelltisch. »Sara hat mich über ihre Entdeckungen im Archiv des Convento de los Milagros auf dem laufenden gehalten, und ich habe ihre Erkenntnisse mit den Papieren abgeglichen, die man hier in der Stiftung aufbewahrt. Sara hatte sich jahrelang vergeblich darum bemüht, die Archivbestände des Klosters zu sichten. Wie im übrigen auch schon mein Vater, Pedro Calderón.«
»Und aus welchem Grund hatte man es ihnen nicht erlaubt?«
»Die Nonnen leben dort in strenger Klausur. Und das Archiv des Convento de los Milagros ist noch nicht verzeichnet worden; es gibt weder Repertorien noch Findbücher. Nur ein einziger Weltlicher hatte jemals Zugang dazu: Abraham Toledano, SarasVater. Er hatte die Archivbestände während des Spanischen Bürgerkriegs in einem seiner Keller versteckt, damit sie nicht zerstört wurden. Deshalb hat Sara mich sofort angerufen, als sie die Sondergenehmigung erhalten hatte. Sich dem Präsidenten als ortskundige Beraterin anzubieten, war letztlich
der
Schlüssel, um endlich Zutritt zum Klosterarchiv und Einsicht in dessen Akten zu erhalten. Die Kirche konnte es ihr jetzt nicht mehr verwehren, wie stünde man denn sonst vor der Weltöffentlichkeit da?! Wie Sie wissen, hat man ihr dann sogar extra eine Zelle herrichten lassen. Doch es war klar, daß |73| man sie nur so lange dulden würde, bis die Konferenz und der ganze Presserummel vorbei wären. Kurzum, es war ein Wettlauf mit der Zeit, und sie brauchte hier an ihrem Schreibtisch jemanden, dem sie blind vertrauen konnte. Und zudem jemanden, der sich mit uralten Dokumenten auskannte, selbst wenn sie nach allen Regeln der Kunst verschlüsselt waren.«
»Hat sie Ihnen etwas über die Plaza Mayor erzählt?«
»Im Archiv des Klosters gibt es ein ganzes Regal voller Akten aus dem 16. Jahrhundert zu einem Rechtsstreit über die Grundstücke, auf denen der Platz errichtet wurde. Er zog sich über Jahre hin. Aber ich vermute, das hat sie Ihnen auch erzählt.«
»Natürlich«, erwiderte Bealfeld. »Und nicht nur mir. Jedem, der es hören wollte. Sie war geradezu besessen von ihren Nachforschungen über die Plaza Mayor. Und sie hat sich vehement dagegen ausgesprochen, daß der Papst dort seine Ansprache hält.«
»Ehrlich gesagt habe auch ich nie verstanden, warum man diesen Festakt unbedingt auf der Plaza Mayor abhalten wollte.«
»Nun, wegen des Ökumenismus, dem vom Vatikan erstrebten Kirchenbund, der den päpstlichen Primat anerkennt. Man wollte ein Zeichen setzen. Gerade im Vorfeld einer solchen Konferenz, bei der Juden und Muslime aufeinandertreffen und es letztlich auch um Jerusalem gehen wird, das für die Christen eine große Bedeutung hat. Aber man wählte diesen öffentlichen Platz natürlich auch, weil der Vatikan sich erhoffte, daß die Rede des Heiligen Vaters für die Welt der offizielle Auftakt zu
den
ausschlaggebenden Friedensgesprächen würde. Und letzteres zählt ja auch für den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu den allerhöchsten Prioritäten. Diese Konferenz darf nicht fehlschlagen.«
»Na ja, man hat in der Vergangenheit schließlich schon einige Chancen verspielt. Was ich allerdings auch nicht verstehe, ist, warum man die Verhandlungen ausgerechnet in Antigua führen will. Sie als Sicherheitsbeamter müssen in einer so verwinkelten alten Stadt doch verrückt werden.«
|74| »Ich gehöre nicht wirklich zu den Sicherheitskräften. Ich habe zwar ziemlich viele Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt, als ich noch in New York gearbeitet habe, doch irgendwann hatte ich es satt. Jetzt bin ich Polizeikommissar hier in Newark, das ist ein sehr viel ruhigerer Job. Aber was soll ich schon machen, wenn man mich aus dem Weißen Haus anruft, weil Sara Toledano ihnen meinen Namen gegeben hat? Und was die Wahl Antiguas angeht, so kennen Sie die historischen Gründe dafür weitaus besser als ich, oder etwa nicht?«
»Es stimmt, daß ich in Antigua geboren wurde und dort auch ein paar Jahre gelebt habe, Mr. Bealfeld. Die
Weitere Kostenlose Bücher