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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Wie schnell der Verfall vonstattengegangen war, stimmte den Lordmaster nachdenklich.
    »Aber warst du vor vielen Sonnenwenden nicht in einer ähnlichen Situation?«, fragte Madhrab irritiert. »Die Sonnenreiter erzählen sich eine Geschichte über Boijakmar den Bewahrer, der einst gegen Quadalkar und seine Kinder zog. Nach den Erzählungen musste jener Boijakmar seine eigenen Kameraden töten, nachdem sie zu Quadalkar übergelaufen waren. Er kehrte alleine, siegreich und völlig unversehrt zurück.«
    Boijakmar wurde nur ungern an jene Taten erinnert, seufzte und holte tief hörbar Luft. »Das ist lange her. Sehr lange sogar. Legenden haben etwas seltsam Veränderliches an sich, je länger und öfter sie erzählt werden. Aber du hast ein Recht darauf, die Wahrheit zu hören. Sie ist weit weniger glorreich, als heute gemeinhin von den Ereignissen berichtet wird, und ich kehrte keineswegs unversehrt zurück. Über meine Seele legte sich damals ein Schatten, der mich bis heute im Alter nicht verlassen hat. Ich zog mit den damals fünfzig besten und unerschrockensten Sonnenreitern in das Gebiet der Bluttrinker nahe des östlichen Riesengebirges, um Quadalkar in seiner versteckten Behausung aufzuspüren und dem Übel ein für allemal ein Ende zu bereiten. Die Bluttrinker, Quadalkars Kinder, breiteten sich zu jener Zeit wie eine unaufhaltbare Plage im ganzen Land aus. Eines Nachts trafen wir in einem Waldstück nahe Quadalkars Burg unvorbereitet auf eine Übermacht an Bluttrinkern. Sie waren ausgehungert und gebärdeten sich wie wilde Furien. In der Nacht waren sie besonders stark und noch dazu zahlenmäßig deutlich überlegen. Ein verheerendes Gemetzel entbrannte. Wir konnten kaum die Hand vor Augen erkennen, so finster war es in jener Nacht. Wieder und wieder überfielen sie uns aus dem Dunkel der Bäume. Einer nach dem anderen der mir anvertrauten Sonnenreiter fiel. Die Bluttrinker labten sich genüsslich am Blut der Gefallenen. Wir wehrten uns verzweifelt. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele von Quadalkars fürchterlichen Kindern ich in jener Nacht mit eigenen Händen getötet habe. Es müssen Unzählige gewesen sein, denn tatsächlich konnte die Plage am Ende auf lange Sicht eingedämmt werden, auch wenn ich Quadalkars selbst nie habhaft werden konnte. Ein herber Verlust für den bluttrinkenden Saijkalsan. Doch als die Sonnen von Kryson bei Tagesanbruch aufgingen und die schreckliche Szenerie langsam hell erleuchtet wurde, erkannte ich, dass die Schlacht für uns trotzdem verloren war. Die restlichen Bluttrinker waren im Nichts verschwunden. Kein Sonnenreiter stand mehr. Ich hatte versagt und stand vor einem Berg von Leichen und schwer Verwundeten, die bald sterben mussten. Ich wusste, dass die Verwandlung der Kameraden unaufhaltbar war und schon sehr bald einsetzen würde. Manch einer von ihnen flehte mich sogar an, ihn vor dem bevorstehenden Schicksal zu bewahren. Glaube mir, keine dieser guten Frauen und keiner der guten Männer wollte zu Quadalkars Kindern gehören. Aber ich brachte es nicht fertig, überließ sie ihrem grausamen Schicksal und floh. Ich ritt einfach davon, so schnell ich nur konnte. Wenig später plagte mich das schlechte Gewissen und ich kehrte um. Zu spät, wie du dir vorstellen kannst. Die Verwandlung war längst vollzogen. Sie hatten sich bereits auf den Weg in die Arme ihres neuen Herrn gemacht. In langen Monden verwüsteten sie beinahe einen ganzen Landstrich und verbreiteten in ihrem unstillbaren Blutdurst die Plage erneut. Viele gute Klan, Unschuldige, Frauen und Kinder, mussten ihr Leben lassen. Ganze Familien wurden ausgerottet. Ich war ihnen oft dicht auf den Fersen. Doch es kostete mich unendlich viel Zeit, sie mitsamt ihrer Opfer alle der Reihe nach aufzuspüren und dem Schrecken endlich wieder Einhalt zu gebieten. Es war alleine meine Schuld, weil ich die Gelegenheit nicht rechtzeitig genutzt hatte, das Schlimmste zu verhindern. Ich zauderte und ließ es geschehen. Das war der größte Fehler meines Lebens. Unverzeihlich. Ihre Köpfe spießte ich zur Abschreckung auf Pfähle entlang des Weges an der Grenze zu Quadalkars Reich. Die schwere Schuld lastet zeit meines Lebens bis heute auf meinem verdammten Gewissen, Madhrab. Ich hätte sie alle töten sollen, als noch genügend Zeit dazu war. Zu feige war ich, das einzig Richtige zu tun. Die Geschichte, die du gehört hast, ist in Wahrheit eine traurige Geschichte des Versagens und beileibe keine Heldentat.«
    »Und dennoch hast du am

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