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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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der Bewahrer ab. Sein unerhörtes Aufbegehren resultiert aus seiner Unzufriedenheit, seiner Herkunft und seinem Hunger nach Macht. Er respektiert weder seinen Rang noch den der ihm übergeordneten Bewahrer. Chromlion hat sich in letzter Zeit viele Verfehlungen geleistet, von denen wir wahrscheinlich nur die Hälfte kennen, die aber den gesamten Orden in Verruf bringen können. Wenn die Klan ungehalten über seine Taten werden, wird dies unsere Position im Lande auf Dauer nicht stärken. War es richtig, ihn all die Jahre zum Bewahrer auszubilden, ihn in unsere tiefsten Geheimnisse einzuweihen und ihn schließlich in den Orden aufzunehmen?«
    »Das kann ich dir nicht beantworten, mein Vater. In meinen Augen war es ein Fehler. Die Bewahrer streben nicht nach Macht, wie sie ein Regent oder ein Fürstenhaus ausübt. Politisch hat Chromlions Aufnahme in den Orden die Bedeutung des Ordens in den Klanlanden allerdings durchaus gestärkt. Zumindest kurzfristig. Sein Vater Fürst Fallwas war von jeher ein Befürworter des Ordens der Bewahrer und seine wohlwollenden Spenden haben uns in der Vergangenheit jedenfalls nicht geschadet«, antwortete Madhrab.
    »Wir hätten die Anunzen niemals annehmen dürfen. Die Bewahrer waren stets unbestechlich, unabhängig und ungebunden. Wir stellen die höchste Gerichtsbarkeit in den Klanlanden, seit mehreren tausend Sonnenwenden schon. Die Bewahrer sind nicht unfehlbar, leider, aber unser Urteil gilt auf dem ganzen Kontinent als unumstößlich. Keine andere Instanz, noch nicht einmal der Regent selbst, hätte es je gewagt, eines unserer Worte anzufechten. Wir sind niemandem verpflichtet außer uns selbst, den uns durch das unzertrennliche Band anvertrauten Orna, unserer Ehre, unseren Traditionen, unserer Lehre und der sicheren Bewahrung des Erbes unseres Gründers Ulljan, des Letzten der Lesvaraq. Mit seinem Verschwinden erlosch die freie Magie in den Klanlanden. Jetzt gibt es nur noch die Saijkalrae und mit ihnen vielleicht eine Handvoll Saijkalsan, die während der Inquisition nicht gefasst oder neu rekrutiert wurden. Letzteres dürfte allerdings nach meinen Informationen eher die Ausnahme sein. Nicht einmal der Regent kann den Bewahrern Weisungen erteilen, so sehen es die Schriften vor«, erwiderte Boijakmar, der sich offensichtlich für die Hand, die er in seiner Stellung als Overlord für Spenden aufgehalten hatte, vor Madhrab verteidigen wollte.
    »Deine Worte klingen fast wie die auf den ersten Seiten unserer Lehrschriften. Du bist Kompromisse eingegangen, um den Orden zu erhalten und zu stärken. Das ist nicht unbedingt falsch.« Madhrab war sich seiner letzten Äußerung nicht ganz sicher. Er war ein Mann, der eine klare Linie bevorzugte und nur selten Kompromisse einging. Weder die Annahme der Anunzen noch das Zugeständnis an Fürst Fallwas zur Erziehung seines Sohnes im Sinne der Bewahrer wären unter seiner Führung zustande gekommen. Er war nun einmal nicht wie sein Vorbild Boijakmar, das hatte Madhrab längst erkannt. Sie unterschieden sich in ihrer Art, und doch war jeder auf seine Weise etwas Besonderes und hatte seine Stärken. Boijakmar war ein weiser Overlord, der stets im Sinne des Ordens gehandelt hatte und dessen Entscheidungen Madhrab jederzeit respektieren konnte.
    »Lassen wir das Thema lieber. Jedenfalls solltest du dich tatsächlich in Acht nehmen vor Chromlion. Sein Neid auf dich erreicht langsam krankhafte Züge. Er wird nicht ruhen, bis er dich auf welche Weise auch immer aus dem Weg geräumt und deinen Platz eingenommen hat. Aber ich bin ohnehin nicht gekommen, um mit dir über die Grundsätze der Bewahrer oder etwa über unseren unzufriedenen und allzu ehrgeizigen Freund zu sprechen«, sagte Boijakmar.
    »Warum hast du ihn dann mitgebracht? Du kennst unsere, ich meine vielmehr seine Fehde gegen mich. Deine Andeutungen im Brief habe ich jedenfalls nicht ganz verstanden«, fragte Madhrab.
    »Das ist eine der Schwierigkeiten, vor denen ich stehe, und zugleich mein größtes Dilemma. Manchmal zwingen mich die äußeren Umstände zu ungeliebten Maßnahmen. Ja, wir sind frei und dennoch gibt es Zwänge und gesellschaftliche Regeln, deren Missachtung uns und den Orden in arge Not bringen könnte. In der Tat, auch wenn du mich ungläubig ansehen magst, weißt du doch so gut wie ich, dass auch die Bewahrer sich rechtfertigen und immer wieder bestehen müssen. Warum ich Chromlion mitgebracht habe, will ich dir aber gerne erklären … ich könnte ihn vielleicht

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