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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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fehlt, und doch ist sie wieder gleich. Kriege um Macht, Land und Rohstoffe werden hier wie dort geführt. Gut und Böse, Licht und Schatten gibt es dort wie auch auf Kryson. Das Grundprinzip allen Lebens und des Gleichgewichts ist überall identisch. Die Menschen zerstören sich und die Welt, in der sie leben, selbst, wie die Völker von Ell dies im Glauben an eine höhere Macht tun. Das macht am Ende keinen Unterschied.«
    Die Antwort des Wanderers klang deprimierend. Sapius beschloss, nicht weiter nachzufragen.
    »Geht nun, einige Klan warten bestimmt auf Eure Rückkehr. Vielleicht könnt Ihr ihnen bei ihrem Kampf zur Seite stehen.«
    Sapius wollte sich noch für die Hilfe des Wanderers bedanken, wurde aber sofort, nachdem dieser das letzte Wort gesprochen hatte, in einen Strudel gerissen, der ihn aus dem Land der Tränen forttrug.
    Der Baum Farghlafat und mit ihm der Wanderer verschwanden vor seinen Augen. Zurück blieb das ungute Gefühl, nur einen weiteren, höchst seltsamen Fiebertraum durchlebt zu haben.

B EGEGNUNGEN DES S CHICKSALS
    A us dem Augenwinkel hatte Renlasol eine Bewegung wahrgenommen, die ihn vor Schreck erstarren ließ und ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Das konnte nicht sein. Der Knappe drehte sich um, wollte sich noch einmal vergewissern. Aber er hatte sich nicht getäuscht. Im Gegenteil, seine kurze Wahrnehmung des Unmöglichen wurde zu seinem Entsetzen auch noch bestätigt.
    Plötzlich begann sich der Körper unter dem blutbefleckten Leichentuch zu bewegen. Der Brustkorb hob und senkte sich. Einmal, zweimal und immer wieder in gleichmäßigem Rhythmus.
    Renlasol traute seinen Augen noch immer nicht. Er versuchte sich die Wahnvorstellung mit den Händen aus den Augen zu reiben und führte die Wahrnehmung auf die Nachwirkungen des stinkenden, die Sinne betäubenden Krautes zurück, das Pruhnlok von einem Todeshändler namens Jafdabh mitgebracht hatte und das sie verbotenerweise zusammen geraucht hatten. Weder Elischa noch Yilassa hatten das Rauchen der Droge für besonders beeindruckend oder klug erachtet. Im Gegenteil, sie hatten ihnen damit gedroht, Madhrab davon zu berichten. Das wäre ihm und Pruhnlok ganz bestimmt übel bekommen.
    Renlasol hatte den Tod des Saijkalsan und dessen leblosen, zerstörten und vom Fieber zerfressenen Körper mit eigenen Augen gesehen. Sapius konnte nicht leben – und wenn, dann konnte dies nicht mit rechten Dingen zugehen. Dunkle Kräfte mussten am Werk sein, wenn ein Toter wieder zu den Lebenden zurückkam. Ein Totenerwecker womöglich oder etwas noch Schrecklicheres.
    Ich träume!, dachte Renlasol. Das kann nicht wirklich sein. Er schüttelte heftig den Kopf, schlug sich mit der rechten, flachen Hand auf die linke Wange und anschließend mit der Linken auf die rechte. Doch so sehr er sich auch bemühte, seine Gedanken zu ordnen und einen klaren Kopf zu bekommen, die gleichmäßige Bewegung unter dem Leinentuch blieb.
    Renlasol war bei Einbruch der Abenddämmerung alleine bei Sapius’ Leichnam zurückgeblieben. Das bedauerte er bereits und fürchtete sich fast zu Tode. Im Halbschatten vor seinem Zelt lag eine atmende Leiche, die sich jeden Moment das Leinentuch vom Körper reißen konnte und ihn wahrscheinlich mit wahnsinnigen, weit aufgerissenen Augen anfallen würde.
    Pruhnlok kümmerte sich um das Essen für die Kriegerinnen und Krieger, Drolatol um Madhrabs Pferd Gajachi, Yilassa schärfte in ihrem Zelt ihre Waffen für die Schlacht, Gwantharab und Elischa waren zu einer wichtigen Besprechung mit Madhrab in dessen Zelt gegangen. Im Augenblick ersehnte Renlasol ihre rasche Rückkehr weit mehr als alles andere. Die Fackeln, das Grubenfeuer und eine einzelne Laterne, die Renlasol vor dem Zelt angezündet hatte, warfen gespenstische, sich wild bewegende Schatten auf den zugedeckten Leichnam.
    Weglaufen … ich könnte schreien und weglaufen. Es wäre so einfach, irgendjemand wird ihn schon finden und sich um ihn kümmern, dachte Renlasol. Aber er überlegte es sich schnell wieder anders. Sie würden ihn wahrscheinlich auslachen und verspotten, ihn einen ängstlichen Knaben mit vollen Hosen nennen. Nein, diese Blöße wollte er sich nicht geben. Er war ein Sonnenreiter, beinahe schon ein erwachsener Mann, bereit, morgen gegen die Rachuren in den Kampf zu ziehen. Er war Knappe des furchtlosen Lordmasters Madhrab. Er hatte die wohl schrecklichste Nacht miterlebt, die er sich nur vorstellen konnte. Er hatte einen seiner eigenen, dem Wahnsinn

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