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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Zelt des Bewahrers angelangt, kündigte Gwantharab ihr Kommen an und bugsierte Sapius gleich anschließend grob durch die schmale Öffnung. Sapius’ Augen musterten die zwar spärliche, aber immerhin saubere und geschmackvolle Einrichtung im Zelt des Bewahrers. Seine Augen wanderten hin und her, bis er den Bewahrer selbst und Elischa neben ihm erkannte. Er erschrak, denn noch etwas Unerwartetes offenbarte sich ihm, was ihn bis ins Innerste zusammenzucken ließ. Ein starkes, für die Sinne eines Unbegabten unsichtbares Band umschlang die beiden Körper und hielt sie fest zusammen. Sie selbst vermochten es nicht zu sehen. Es war von heller, reiner Klarheit. Ein Licht ging von diesem Band aus, das ihn beinahe blendete. Die Luft war wie elektrisiert und prickelte auf seiner Haut. Zuerst dachte er, es sei nur das traditionelle Band der Orna und der Bewahrer, das die beiden verband, doch dann, bei genauerem Hinsehen, erkannte er, dass es weit mehr war als das. Er erinnerte sich plötzlich an die Worte des Wanderers im Land der Tränen. Dort hatte er das Band der Liebenden zum ersten Mal erblickt. Dieses Band hatte sich unzertrennlich um Elischa und Madhrab gelegt und ihre Seelen vereint. Sapius verspürte einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen, schwankte und versuchte sich zuerst an der Kette und dann an Gwantharabs Arm festzuhalten, um nicht zu stürzen.
    Das ist doch nicht möglich. Es darf dieses Band zwischen einer Orna und einem Bewahrer nicht geben. Das ist gegen jede Regel. Ich muss mich täuschen. Meine Sinne spielen mir einen üblen Streich. Sie darf ihm nicht gehören. Niemals, rebellierte es innerlich in Sapius.
    Noch im selben Augenblick wurde ihm bewusst, dass er sich in der kurzen Zeit, die er mit Elischa verbracht hatte, in sie verliebt hatte. Etwas, das wenigstens genauso unmöglich erschien wie das strahlende Band, das sich beinahe zum Greifen nahe vor ihm befand. Er war vernünftig genug, um zu wissen, dass seine Gefühle nicht erwidert werden konnten. Das war ihm von Anfang an klar gewesen. Er machte sich keine Hoffnungen und schon gar nicht nach dem, was ihm auf dem Weg in das Lager der Klan wiederfahren war. Ich sehe zum Fürchten aus, dachte er, ein Krüppel und hässlicher Verrückter, der sich in ein reines, schönes Wesen verliebt, das er niemals sein Eigen nennen wird.«
    Bis vor Kurzem war er noch ein überzeugter Saijkalsan gewesen und hatte sich aus eigenem Entschluss zu einem freien Magier gewandelt. Natürlich nicht ohne die Hilfe des mysteriösen Wanderers aus seinen Träumen, den er mehr oder weniger als unwirklich erachtete. Weder Saijkalsan noch freie Magier konnten auf eine Partnerin hoffen. Trotzdem war er eifersüchtig.
    Das ist nicht gut, kann nicht richtig sein. Wenn ich sie nicht haben kann, dann soll sie keiner haben. Sie ist verdammt noch mal eine Orna und keine Frau für einen Mann und schon gar nicht für einen Bewahrer, der für sein Leben Keuschheit gelobt und den Eid des Bewahrers ablegen muss, ging es ihm durch den Kopf.
    Als er sich vom ersten Schrecken wieder einigermaßen erholt hatte, fiel ihm noch etwas auf, das sich zunächst seinen Sinnen verborgen hatte und ihn nun ins Grübeln brachte. Bislang war ihm dies an Elischa nicht aufgefallen. Seit seinem Wiedererwachen und seiner Wandlung sah er sie jedoch zum ersten Mal. Je mehr er sich konzentrierte, desto deutlicher trat seine Wahrnehmung hervor.
    Kann es denn wirklich wahr sein? Das Blut der Altvorderen fließt durch ihre Adern, genauso wie bei dem Bewahrer. Verblüffend. Seine Gedanken rasten, forschten in verborgenem Wissen aus unzähligen Schriften, die er gelesen hatte. Was hat das zu bedeuten? Die Völker der Altvorderen des Kontinents Ell gelten als seit langer Zeit ausgestorben oder verloren.
    Sapius konnte das Wechselbad seiner Gefühle nicht richtig einordnen. Was er soeben klar erkannt hatte, war eine schicksalhafte Begegnung zweier außergewöhnlicher Wesen. Etwas sehr Bedeutungsvolles spielte sich gerade völlig unerwartet vor seinen Augen ab und er durfte daran teilhaben. Eine Begegnung, die womöglich die Zukunft ganzer Völker beeinflussen konnte. Es war kein Zufall, dass sich diese beiden Wesen irgendwann begegnen mussten. Es war Schicksal. Und doch war er unsicher, ob es eine gute oder schlechte Verbindung sein mochte. Eines war für ihn jedoch offenkundig, er durfte dem keinesfalls im Wege stehen. Sapius versuchte, seine aufwallenden Gefühle zu unterdrücken.
    Wie konnte ich nur so dumm sein und

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