Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
steife Bein krümmten seinen Körper und sorgten dafür, dass Sapius nicht mehr gerade stehen konnte. Es war kein erfreulicher Anblick, den Mann, der ihr zweimal das Leben gerettet hatte, nun gebeugt und in Ketten vor sich zu sehen. Aber er war zurückgekommen, auf welch unerklärliche Weise auch immer dies geschehen sein mochte, und sie würde womöglich Gelegenheit erhalten, ihre Lebensschuld zurückzubezahlen.
    Sapius wurde allmählich ungeduldig. Ärger stieg in ihm auf, den er nicht zu verbergen vermochte: »Ich ritt tagelang ohne Rast, hätte beinahe mein Pferd zuschanden geritten. Ich habe gehungert, war zu Tode erschöpft und völlig durchnässt. Ich musste mich von einer Frau zusammenschlagen und erniedrigen lassen. Ich musste unglaubliche Schmerzen ertragen. Ich wurde von Rachuren zerfleischt und wäre beinahe ertrunken. Ich wurde vergiftet, das Fieber raubte mir beinahe den Verstand. Dann wurde mir jeder einzelne Knochen meines Körpers gebrochen. Am Ende erstickten mich die abtrünnigen Saijkalsan in der Finsternis. Abgewandt und verstoßen von den Saijkalrae kehrte ich zurück, um Euch zu sehen und gegen eine weit größere Gefahr als die Rachuren zu bestehen. Verkrüppelt und unansehnlich stehe ich nun hier in Ketten vor Euch und ließ mich wie ein Ochse in eisernen Ketten zur Schlachtbank zerren. Ihr fragt mich nach meinen Absichten und erwartet eine ehrliche Antwort? Nun gut, die will ich Euch gerne geben. Meine Absichten sind weder gut noch schlecht. Sie folgen nur einer Aufgabe, die zu erfüllen mir obliegt. Eure Angelegenheiten sind nicht die meinen, waren es und werden es nie sein. Dennoch kreuzen sich zuweilen Eure und meine Wege. Ich kam zu Euch, weil ich Euch um Eure Hilfe bitten möchte. Von der Schlacht kann ich Euch zu meinem Bedauern nicht mehr abhalten. Umso mehr tätet Ihr allerdings gut daran, mich wenigstens ohne diese Ketten anzuhören. Ihr müsst dann selbst entscheiden, ob das, was ich von Euch erbitte, gut oder schlecht ist.«
    »Nehmt ihm die Ketten wieder ab, Gwantharab«, sagte der Lordmaster plötzlich, nachdem er Sapius eindringlich gemustert hatte.
    Gwantharab blickte den Bewahrer überrascht an und wollte kaum glauben, was er gehört hatte. Er hielt den Saijkalsan ob seiner dunklen Mächte, die er wegen dessen Rückkehr aus dem Land der Tränen einfach als gegeben unterstellte, für gefährlich. »Aber … Ihr, wollt Ihr das Risiko wirklich eingehen?«
    »Es ist sein Risiko. Nicht das unsere. Sollte er sich gegen uns wenden oder sich verdächtig verhalten, töte ich ihn auf der Stelle und schicke ihn dorthin zurück, von wo er angeblich gekommen ist, so wahr ich hier stehe«, antwortete Madhrab in einem bedrohlichen Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass er dies tatsächlich ohne zu zögern in die Tat umsetzen würde, wenn Sapius auch nur den Anschein einer möglichen Gefahr erwecken sollte.
    Sapius würde sich vorsehen und seine Worte mit Bedacht wählen müssen. Mit dem Bewahrer und seiner Entschlossenheit war nicht zu spaßen.
    Gwantharab eilte hinaus und kehrte wenig später mit zwei kräftigen Schmieden zurück, die Sapius die Ketten mithilfe ihres mitgebrachten Werkzeuges wieder abnahmen. Sapius atmete erleichtert auf und rieb sich den Hals und die schmerzenden Gelenke, die er sich beim Gehen wundgescheuert hatte. Ohne die Ketten fühlte er sich erheblich leichter und wohler.
    »Ihr könnt jetzt gehen und Euch zum Schlafen legen, Gwantharab«, wies der Lordmaster den Kaptan an. »Ich werde Euch heute nicht mehr brauchen. Macht Euch keine Sorgen wegen Sapius. Geht und ruht Euch aus, Ihr werdet Morgen mit all Eurer Kraft, Erfahrung und Eurem Verstand dringend benötigt.«
    Gwantharab warf Sapius einen mahnenden Blick zu, bevor er sich zum Gehen wandte. »Aye, Lordmaster. Ich werde mein Schwert schärfen und mich dann hinlegen. Ruft mich aber, wenn sich der Saijkalsan nicht zu benehmen weiß.«
    Als Gwantharab das Zelt des Bewahrers verlassen hatte, bot der Lordmaster Sapius einen Schemel zum Sitzen an. Sapius nahm das Angebot dankend an.
    »Nun?«, unterbrach Madhrab das Schweigen. »Wie lautet Eure Bitte?«
    Sapius holte Luft. »Eigentlich wollte ich Euch bitten, morgen nicht in die Schlacht zu ziehen. Das war einer der Gründe, warum ich mich so beeilt hatte und Euch unbedingt noch vor der Schlacht sprechen wollte.«
    Madhrab lachte. »Seltsam, das habe ich heute schon einmal gehört, wirklich sehr merkwürdig. Und welchen Grund habt Ihr für diese

Weitere Kostenlose Bücher