Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
in den Tod geschworen hatten.
In Master Chromlions Adern floss fürstliches Blut. Sapius war ihm einige Male im Haus des Vaters begegnet. Er schätzte ihn nicht sonderlich, weil er ihn für einen intriganten und viel zu ehrgeizigen Charakter hielt, der zu neidischen Anwandlungen, Jähzorn und Unüberlegtheit neigte. Die Gespräche zwischen ihm und dem Master waren daher stets in einer recht frostigen Atmosphäre verlaufen. Allerdings war Chromlion ein exzellenter Krieger und berühmter Axtkämpfer. Er galt als streng, hartnäckig und unnachgiebig, hatte aber bislang aufgrund seiner Aufgaben als erster Ausbildner und Waffenmeister an der Akademie der Sonnenreiter nur selten Gelegenheit gehabt, seine kämpferischen Fähigkeiten in einer Schlacht tatsächlich unter Beweis zu stellen. Außer ein paar Grenzscharmützeln mit marodierenden Banden hatte er keine weiteren Kampferfahrungen vorzuweisen. Und er war noch jung für einen Bewahrer. Vor beinahe zwanzig Sonnenwenden hatte er seine Ausbildung an der Akademie zusammen mit Lordmaster Madhrab begonnen und sie vor zwei Sonnenwenden endgültig mit der Prüfung abgeschlossen. Die Tatsache, dass Madhrab die Prüfung der Bewahrer bereits drei Sonnenwenden vor ihm und noch dazu als Bester bestanden hatte, hatte ihm leichten Spott seiner Kameraden eingebracht. Seinen Ärger schien er bis zum gegenwärtigen Tag nicht überwunden zu haben. Chromlion hätte den Ruf der Fürsten nur zu gerne angenommen. Es hätte ihm eine gewisse Genugtuung verschafft und seinen Ehrgeiz eine Zeit lang befriedigt. Aber die Fürsten hatten sich trotz einer ausdrücklichen Empfehlung des Regenten gegen ihn entschieden, weil er ihrer Ansicht nach im Feld noch zu unerfahren war. Sapius hatte die ablehnende Entscheidung begrüßt.
Lordmaster Kaysahan stammte aus reicher Familie und hatte den ersten Teil seiner Kindheit in der Hauptstadt Tut-El-Baya im Haus seiner Eltern, an der Küste im Südosten der Klanlande gelegen, verbracht. Sein Vater war ein bekannter Händler und Seefahrer. Er kannte das große Ostmeer und handelte mit allen möglichen Dingen wie Stoffen, Waffen, Gewürzen und mit seltenen Kunstwerken sowie Artefakten. Sapius hatte Kaysahans Vater auf einigen seiner Reisen durch die Klanlande kennengelernt. Sein Einfluss durfte nicht unterschätzt werden. Kaysahans Vater war reicher als die meisten adligen Familien. Es wurde gemunkelt, dass seine Besitztümer, Schätze und Vermögen denen eines Fürstenhauses in nichts nachstanden. Reichtum bedeutete wie überall auf Ell Macht und daher war Kaysahans Vater im Hinblick auf seinen Einfluss auch für Sapius nützlich.
Kaysahan selbst hatte er bislang nicht persönlich getroffen. Er war der Dienstälteste unter den eidlosen Bewahrern, gehörte dem Gerichtsrat der Sonnenreiter an und hatte sich im Laufe der Sonnenwenden vor allem als Diplomat und Streitschlichter am Hofe des Regenten Haluk Sei Tan in Tut-El-Baya verdient gemacht und dort ein hohes Ansehen unter Höflingen und Fürsten gleichermaßen erworben. Sein Umgang mit Pfeil und Bogen war legendär. Kaysahan führte die Leibgarde des Regenten an, die auf ausdrücklichen Wunsch der Regentin überwiegend aus Sonnenreitern bestand. In den ersten Grenzkriegen gegen die Rachuren hatte er seine außergewöhnlichen Fähigkeiten im Kampf und in der Kriegsführung einige Male unter Beweis gestellt. Seinem und Lordmaster Madhrabs Geschick war es im Wesentlichen zu verdanken, dass der Vormarsch der Rachuren nicht schneller vonstatten gegangen war und sie in den unwirtlichen Grenzlanden schließlich zurückgeschlagen worden waren.
Lordmaster Kaysahan hätte sich die Berufung redlich verdient. Nach einer eingehenden Befragung verzichteten die Fürsten jedoch darauf. Die Gründe hierfür ließen sich nur grob erahnen. Es ging das Gerücht, dass Kaysahan eine Liebschaft mit der Regentin Ukulja hätte und daher dem herrschaftlichen Haus des Regenten, neben der Schande eines Betruges und einem möglichen Bruch des Zölibats, für die Mehrzahl der Fürsten viel zu nahe stand.
Sapius hatte sich immer gefragt, warum Kaysahan ein Bruch des Zölibats unterstellt wurde, denn dieses galt erst nach Ablegung des Treueschwurs als bindend. Davor jedoch war den Bewahrern seines Wissens nach durchaus noch die eine oder andere Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gestattet.
Natürlich war der Vorwurf einer Liebschaft mit der Regentin selbst ungeheuerlich. Sapius lächelte in sich hinein. Er war Ukulja bereits einige
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