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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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folgenden Wochen beobachtete er die Sprünge immer wieder. Es schien ihm jedes Mal aufs Neue ein unlösbares Rätsel zu sein. Doch dann, in der vierten Woche nach seiner Ankunft in Rilahatas – das Licht war an diesem Tag durch die in der Nacht aufgezogene Bewölkung diffus –, bemerkte er etwas, was offensichtlich nur er wahrgenommen hatte. Unmittelbar in der Nähe der Klippe hütete ein in weiße Wollgewänder gekleideter Schäfer eine kleine Herde Schafe und lächelte Sapius freundlich zu. Er deutete ihm mit einer Handbewegung an, dass er den Jungen beobachten sollte. Sapius tat, wie ihm geheißen, und konzentrierte sich erneut auf die Vorstellung Malidors.
    Endlich fand er, wonach er gesucht hatte.
    Es war nur für einen kurzen Moment zu sehen und ausschließlich für seine Augen. Der Junge stand regungslos auf der Felsklippe, während sich gleichzeitig ein zweiter Malidor von ihm löste, die Arme hob und kopfüber in die Tiefe sprang. Im nächsten Moment verschwand der Junge einfach und wurde unsichtbar. Sapius traute seinen Augen kaum. Zunächst dachte er, dass es sich um eine Geistererscheinung handeln musste, bis er ein leichtes Prickeln auf der Haut spürte, das ihm die Haare auf seinen Armen aufrichtete. Sapius fiel die plötzliche Erkenntnis wie Schuppen von den Augen: Das war mit Sicherheit kein Geist! Hier war magische Energie im Spiel. Das Werk eines Zauberers. Die perfekte Illusion.
    Malidor hatte sie alle zum Narren gehalten und hinters Licht geführt. Er war ein Scharlatan, der offensichtlich über besondere Kräfte verfügte. Magische Kräfte, woher auch immer er diese nehmen mochte. Sapius war sich ganz sicher, der Junge setzte einen Illusionszauber ein, den er geschickt mit einem Unsichtbarkeitszauber kombinierte. Genauso musste es sein: Der Sprung fand nicht wirklich statt, der Sprung war lediglich eine gekonnte Täuschung. Eine durch Magie hervorgerufene Illusion, die als solche für Außenstehende nicht und selbst für die geschulten Augen eines Saijkalsan kaum erkennbar war. Nur auf diese Weise konnte Malidor den Sprung unbeschadet überleben. Der weiß gekleidete Schäfer hatte Sapius auf des Rätsels Lösung gebracht. Als er sich umdrehte, um dem Schäfer zu zeigen, was er gesehen hatte, war dieser mitsamt seinen Schafen spurlos verschwunden. Die anderen Zuschauer hatten überhaupt nichts bemerkt.
    Sapius war einerseits enttäuscht, dass der Klippensprung nur Zauberei war. Wie schön wäre doch die Vorstellung gewesen, wenn ein Junge wie Malidor einen solchen Sprung tatsächlich in der gezeigten Perfektion und Furchtlosigkeit beherrscht hätte. Andererseits war Sapius erleichtert, das Rätsel endlich geknackt zu haben. Darüber hinaus war Malidor ab diesem Zeitpunkt erst recht interessant für ihn geworden.
    Gleich nach dem Sprung sprach Sapius den Jungen offen an. Malidor fühlte sich durchschaut und verhielt sich deswegen anfangs recht ablehnend. Als ihm Sapius jedoch das Angebot unterbreitete, ihn zu unterweisen und zu einem Saijkalsan auszubilden, sagte er sofort zu. Sapius wusste nicht, ob Malidor bereits einen Zugang zu den Saijkalrae gefunden hatte oder nicht. Doch für den Moment war das nicht wichtig und würde sich ohnehin schon bald feststellen lassen. In jedem Fall drängte die Zeit, den Jungen unter seine Obhut zu nehmen und ihn vorzubereiten. In diesem unkontrollierten Zustand war der talentierte Junge eine Gefahr für sich selbst und andere.
    *
    Das größte Heer, das die Klanlande im Laufe ihrer Geschichte jemals aufgestellt hatten, sammelte sich nun schon seit mehreren Wochen am Nordufer des Rayhin-Flusses. Es bereitete sich auf den Ansturm der nach dem Ende der Grenzkriege seit nun fast drei Sonnenwenden plündernd und brandschatzend durch die Klanlande ziehenden Armee der Rachuren vor.
    Über dem Heerlager der Klan wehte das schützende Banner eines Bewahrers.
    Die Rachuren hatten nur kurz nach ihrer schmerzlichen Niederlage in den erbittert geführten Grenzkriegen überraschend damit begonnen, in einem weiteren Kriegszug blühende Städte und Dörfer der Nno-bei-Klan in Schutt und Asche zu legen. Häuser, Ställe und heilige Stätten waren mitsamt ihren Bewohnern erst geplündert und dann niedergebrannt worden. Die älteren Klan, die den Rachuren in die Hände gefallen waren, wurden auf grausamste Weise getötet, Frauen und Kinder geschändet, vergewaltigt und viele von ihnen in die Sklaverei verschleppt.
    Gleichgültig dachte Sapius an die Bilder des Schreckens der

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