Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
neideten ihm den scheinbar leichten Erfolg. Der hohe Vater hingegen war der festen Überzeugung, dass Madhrab begnadet und mit einer besonderen Gabe der Kojos ausgestattet war. Der einzigartigen Gabe des Kriegers.
Innerhalb kurzer Zeit erreichte er die siebte und letzte Meisterstufe des Schwertkampfes, was keinem Schwertmeister vor ihm je gelungen war.
Wie auch immer, Sapius verabscheute Neider – das waren in seinen Augen dumme Klan, die aufgrund ihrer beschränkten Vorstellungskraft nicht über ihre Grenzen blicken konnten und daher nicht verstanden, dass es besondere Begabungen bei den verschiedensten Geschöpfen auf Kryson gab, die nicht auf Lug und Betrug aufgebaut waren. Banausen schimpfte er sie, wenn sie nicht in der Lage waren, das Besondere zu erkennen.
Er trieb sein Pferd zu einer schnelleren Gangart an und duckte sich zum Schutz vor dem Regen tiefer zum Hals des Tieres. Während er dies tat, erinnerte er sich an ein Fest im Haus des hohen Vaters, zu dem er erst vor etwa drei Sonnenwenden geladen worden war.
Die große Feier galt Madhrabs Berufung zum Lordmaster und er erhielt als Auszeichnung das Zweihänderschwert Solatar überreicht. Sieben edle Kristalle, das seltene Kaltar, Levallan, Tsitok, das wertvolle Draqfeste, Jadnayver, Vortax und das begehrteste von allen, Zasdyrian, aus den Tiefen der Erde im Fels geschlagen, in den Farben Schwarz, Weiß, Gelb, Rot, Grün, Blau und Violett zierten den in einem silbern glänzenden, als Schneetigerkopf endenden Griff seines blutroten Runenschwertes. Das Schwert galt als einzigartiges Meisterwerk aus dem härtesten Material und war speziell für Madhrab, den Bewahrer, gefertigt worden.
Seltener, rot leuchtender Blutstahl, aus den Erzen der Minen von Galiha – und nur dort – gefördert und in größter Hitze geschmolzen, bildete die Grundlage für das legendäre Schwert. In den heißesten Schmiedefeuern war Solatar unter den strengen Augen Joffras des Meisterschmiedes fünfhundertfach gefaltet, mondelang mit schweren Hämmern zu einer großen und unzerbrechlichen Klinge gehämmert und geschmiedet und von den besten Schwertschmieden des Landes vollendet worden. Am Ende durch einen der seltenen Schriftkundigen mit magischen Runen versehen und schließlich als Auszeichnung durch den Overlord eigenhändig in einer feierlichen Zeremonie an Madhrab übergeben.
Sapius hatte sich bei der Zeremonie gewundert, dass dieser außergewöhnliche Bewahrer nicht, wie sonst üblich, unmittelbar nach der Ernennung in den Bewahrerstand den Eid ablegte, bis er erfuhr, dass der Overlord dies höchstpersönlich gegen große Widerstände im eigenen Haus, gegen alle Traditionen und selbst gegen die ihm vertrauten Orna durchgesetzt hatte.
Er war damit ein hohes politisches Risiko eingegangen und hatte sich auf einen gefährlichen Streit eingelassen, der beinahe zu einer Katastrophe und einer Spaltung der Tausende Sonnenwenden alten Verbindung geführt hätte: einem nie zuvor für möglich gehaltenen Bruch zwischen den Bewahrern und den Orna. Für jede Orna wäre es eine große Ehre gewesen, wenn dieser Mann sein Leben mit dem Eid an ihres gebunden hätte. Sie hätte den bestmöglichen Schutz erhalten. Doch noch vor alledem hatte jede Orna nach den Regelwerken einen unumstößlichen Anspruch auf die Zuteilung eines Bewahrers.
Overlord Boijakmar hatte Madhrab ganz bewusst zurückgehalten. Und Madhrab vertraute Boijakmar. Er weigerte sich deshalb auch, den Eid abzulegen. Boijakmar war ein weiser Vater, der offensichtlich entgegen den sonst üblichen Gebräuchen noch anderes mit seinem Lieblingsschüler plante, was sich für Sapius im Nachhinein als eine erstaunlich weitsichtige und kluge Entscheidung herausgestellt hatte.
Die Wogen glätteten sich langsam wieder, auch wenn die Mutter der Orna Boijakmar gelegentlich noch zürnte, ihm zu jeder Sonnenwende eine Pergamentrolle mit zänkischem Inhalt schickte und in regelmäßigen Abständen Madhrabs Eid für eine der ihr anvertrauten Töchter der Orna verlangte. Bislang hatte Boijakmar das Ansinnen erfolgreich und immer geschickt abgelehnt, indem er Madhrab davon überzeugte, den Eid nicht abzulegen. Der Eid konnte nur aus freien Stücken geleistet werden. Lehnte ein Bewahrer ab, konnte nichts und niemand ihn zum Gegenteil zwingen.
Sapius dachte bei sich, dass er sein Urteil über die Klan vielleicht doch im einen oder anderen Fall noch einmal überdenken sollte, denn manchmal konnten sie ganz erstaunliche Dinge leisten und
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