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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Todesgesang war unwiderstehlich. Am Ende würde sich der Körper von der Seele trennen und sie würden ihn verzehren. Er würde einer von ihnen werden. Ein seelenloses Geschöpf. Nicht tot und nicht lebendig. Irgendetwas dazwischen. Mächtig und gefährlich. Eine willenlose Waffe, die Nalkaar nach Belieben steuern könnte. Aber Madhrab war stark, viel stärker als ihn die Todsänger eingeschätzt hatten. Nalkaar feuerte seine Todsänger an, die den Gesang erneut zu steigern wussten und zum großen Finale ansetzten.
    Madhrab wand sich auf der Erde. Das Blut auf seiner Rüstung vermischte sich mit Schlamm. Plötzlich verspürte er einen stechenden Schmerz in seiner Hand und ein helles, metallisches Kreischen durchbrach den Gesang der Todsänger. Solatar.
    Madhrab hatte sich, als er sich am Boden wand, versehentlich an der scharfen Klinge seines Blutschwertes geschnitten. Als das Schwert das Blut seines Herrn geschmeckt hatte, hatte es seinen eigenartigen, aber ebenso wirksamen Gesang des Blutdurstes angefangen und war damit in Madhrabs Bewusstsein vorgedrungen. Für einen kurzen Augenblick kam der Lordmaster der Bewahrer zur Besinnung und erkannte die tödliche Gefahr, in der er schwebte.
    Instinktiv stand Madhrab sofort wieder auf den Beinen und stürmte mit einem befreienden Schrei vor. Die Klinge wütete unter den Todsängern, die sich schützend vor Nalkaar gestellt hatten.
    Mit gezielten Angriffen schnitt Madhrab rasch Kehle für Kehle durch. Er achtete nicht auf seine Opfer und merkte daher auch nicht, dass die Todsänger nicht bluteten. Aus ihren durch das Schwert geöffneten Kehlen rieselte ein rötlich braunes bis schwarzes, feines Pulver. Er musste schnell handeln. In seiner Wut war ihm selbst die Flucht Nalkaars entgangen, der sich beim ersten Schwertstreich des Lordmasters gegen einen seiner treu ergebenen Todsänger schnell und unauffällig in die angrenzenden Wälder verzogen hatte.
    Der Gesang verstummte. Madhrab hatte sein erstes Ziel erreicht. Zumindest teilweise. Der Anführer war ihm entkommen. Es hatte keinen Zweck, ihm in die Wälder zu folgen. Die Schlacht war wichtiger. Die Todsänger waren fürs Erste erledigt und würden den Ausgang der Schlacht nicht weiter beeinflussen. Jedenfalls nicht an diesem Tag.
    Der Lordmaster kniete hinter seinem Schwert, über und über von feindlichem Blut überströmt und von Kopf bis Fuß mit Schlamm bespritzt. Er verschaffte sich einen kurzen Überblick zur Lage. Er brauchte dringend eine Pause, sein Tarsalla hatte stark an seinen Kräften gezehrt. Doch an Erholung war nicht einmal annähernd zu denken, auch wenn er am Rande der Erschöpfung stand. Wie sollte er sich Ruhe gönnen, wenn die Klan auf seine Hilfe hofften und um ihn herum seine Krieger starben? Von der erhöhten Position aus, an der die Todsänger einst gestanden hatten, konnte er das gesamte Schlachtfeld gut einsehen. Die Rachuren hatten noch keine Notiz von ihm genommen, seit Nalkaar ihnen verboten hatte, sich ihm zu nähern. Offenbar war es ihnen bislang entgangen, dass sich der Lordmaster hatte befreien und die Todsänger in einer wilden Aktion niederstrecken können. Sie konzentrierten sich auf Gwantharab und Yilassa mit ihren umzingelten Kriegern.
    Die Kämpfe wurden in unverminderter Härte vorangetrieben. Die Schlacht steuerte auf einen Höhepunkt zu. Das Wasser des Rayhin am Tareinakorach war vom Blut rot verfärbt. Es würde Tage dauern, bis das Wasser wieder rein und klar sein würde. Die Leichen unzähliger Gefallener beider Seiten säumten die Ufer und die breite Furt des Flusses. Schwarze Rauchschwaden hingen dicht über dem Schlachtfeld. An manchen Stellen brannte noch das blaue Feuer, das die Klan gleich zu Beginn verschossen hatten. Die Schreie der Kämpfenden, Verwundeten und Sterbenden übertönten das Klirren der aufeinandertreffenden Klingen.
    Bald würde die kommende Tsairu das ganze Geschehen in ein gespenstisches Rot tauchen.
    »Dieser verrückte Bewahrer hat es tatsächlich geschafft«, sagte Sapius mit heiserer Stimme zu Elischa. Ein breites Grinsen zeigte sich auf seinem schiefen Gesicht und zog seinen Kiefer noch weiter nach unten. »Der Gesang der Todsänger hat aufgehört. Wer hätte gedacht, dass ein einzelner Klan so etwas zustande bringt?«
    »Madhrab ist nicht irgendein Klan«, erwiderte Elischa. »Ich habe keinen Augenblick daran gezweifelt, dass ihm gelingen würde, was uns unmöglich erschien.«
    »Schon gut«, maulte Sapius, »meine Bemerkung war nicht abfällig

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