Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
Haupteingangs angebrachten riesigen Eisstatuen, die verschiedene Meeresbewohner, darunter sogar einen überdimensionalen Moldawar, dargestellt hatten, war der Tempel in den Tiefen des Meeres versunken.
Dem nur unweit davon gelegenen Tempel der Kojos der Jagd, welcher der Anbetung der schönen und grazilen Peitira gedient hatte, die wiederum besonders von den Robbenjägern und den Eiskriegern im Norden der Klanlande verehrt wurde, war es nicht anders ergangen. Zerstört durch die Flutwelle war er ebenfalls versunken.
Der Hafen selbst, in welchem einst zweihundert große Schiffe und zahlreiche kleine Boote gleichzeitig hatten anlegen können, existierte nicht mehr. Das Meer hatte sich seinen Platz zurückerobert. Die Hafenanlagen waren zerstört, Häuser und Gebäude waren unter der Wucht der Meereswoge in sich zusammengebrochen und einfach weggespült worden. Viele Einwohner Eisbergens hatten ihr Leben verloren und ihre letzte Ruhestätte in einem kalten und nassen Grab gefunden oder waren in den hungrigen Mägen der Moldawars verschwunden.
Trotzdem war es in den Augen Corusals erstaunlich, wie schnell sich die Klan aus Eisbergen offenbar von dem Schock der in kurzen Abständen aufeinanderfolgenden Katastrophen erholt hatten. Emsig, trotzig und unerschrocken, ja nahezu fanatisch arbeiteten die Klan ohne Pause am Wiederaufbau ihrer geliebten Stadt. Es war, als ob sie den Naturgewalten und den Angreifern beweisen wollten, dass sie niemals aufgeben würden. Egal welch schlimme Folgen eine Katastrophe auch haben sollte, sie würden wieder aufstehen und es allen zeigen.
Jetzt erst recht, ging es Corusal durch den Kopf. Schöner und größer als zuvor und vor allen Dingen sicherer sollten die neuen Bauten werden. Das waren sie den unzähligen Opfern schuldig. Ihr Andenken musste gewahrt bleiben. Sie sollten nicht umsonst gestorben sein. Die Einwohner Eisbergens hatten begonnen, eine große Gedenkstätte direkt am Hafen zu errichten. Dort würden alle Namen der Opfer Platz finden und ganz oben würde erneut das Feuer des Nordens entzündet werden, auf dass dessen Licht bis in die Dunkelheit des Schattenreiches des Todes leuchtete.
In den vergangenen Tagen hatte sich Corusal oft in den Straßen der Stadt und am zerstörten Hafen gezeigt. Er hatte Pläne und Vorhaben mit den Baumeistern diskutiert. Hatte selbst immer wieder mit Hand angelegt, Lebensmittel, Kleidung, Werkzeug und frisches Wasser herbeigeschafft und ausgegeben. Er hatte geholfen, wo immer er konnte.
Die Klan waren ihm dankbar dafür und schenkten ihm trotz ihrer Not das eine oder andere wohlwollende Lächeln und gut gemeinte, freundliche Wort. Die Eisbergener liebten ihren Fürsten, denn sie spürten, dass er einer von ihnen war. Der Fürst war für sie da und verkroch sich nicht in dem auf wundersame Weise unbeschädigt gebliebenen Eispalast. Die Stadt war von jeher sein Zuhause gewesen. Hier lebte seine Familie. Seine Liebe und Verbundenheit zu Eisbergen und seinen Klan war groß. Corusal hatte tief in die Palastkasse und in seine persönlichen Reserven gegriffen, um für eine rasche Notversorgung der Überlebenden und einen schnellen Wiederaufbau zu sorgen. Das und seine Betroffenheit, sein Mitgefühl und seine vorbildliche Fürsorge würden ihm die Bewohner der Stadt nicht so schnell vergessen.
Corusal, sein Schwert Iskrascheer und die Eiskrieger waren es gewesen, die die Angriffe der mysteriösen vermummten Armee im Wesentlichen zurückgeschlagen hatten. Der Fürst hatte es sich nicht nehmen lassen, die Verteidigung selbst zu organisieren und die Eiskrieger im Kampf anzuführen. Warrhard hatte ihm dabei unter die Arme gegriffen. Es war dem Fürsten gelungen, die Gefahr abzuwenden und dadurch eine Plünderung der Stadt zu verhindern. Wäre seine Verteidigung nicht von Erfolg gekrönt gewesen, hätte eine Niederlage der Stadt den Todesstoß versetzt.
Aber was erwartete Eisbergen jetzt? Waren die Rachuren siegreich gewesen? Würden sie weiter in den Norden vordringen und den Choquai überqueren? War der Feind bereits auf dem Weg nach Eisbergen zur letzten, äußersten Bastion der Klan und würde Grimmgour schon bald die Stadt einnehmen und den Eispalast schleifen?
Fragen über Fragen, mit denen sich Corusal andauernd quälte. Er hatte noch immer keine Nachricht, was ihn beinahe wahnsinnig vor Sorge machte. Lediglich rund eintausend Eiskrieger standen ihm für die Verteidigung zur Verfügung, dazu kamen die überlebenden Stadtbewohner, die sich kaum
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