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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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unersättlicher Gier getriebene, erbärmliche Geräusche von sich. Ihre Wunden wurden mit jedem ihrer Züge entlang der scharfen Schneide tiefer und tiefer. Als sie Madhrab schon beinahe erreicht hatte, drehte der Bewahrer die Klinge um. Enttäuscht und wütend bäumte sie sich ein weiteres Mal auf und schrie dabei mit weit aufgerissenem Mund. Der Lordmaster riss die Klinge mit einem einzigen kräftigen Ruck nach oben. Es war vorbei, als Solatar beim Verlassen ihres Körpers ein letztes Mal einen triumphierenden Ton von sich gab. Der vom Rumpf bis zum Kopf mit einem glatten Schnitt zerteilte Körper des vom Gift besessenen, bedauernswerten Geschöpfes fiel zu Boden.
    »Es ist noch nicht erledigt. Das Gift beginnt langsam zu wirken. Es breitet sich aus. Ganz bestimmt sind die vergifteten Klingen das Werk der Todsänger«, stellte Madhrab nüchtern fest. Er hatte bereits vernommen, wie sich aus den Schatten der Zelte weitere Vergiftete mit schleppenden Schritten näherten. Nur einen Augenblick später sah sich die kleine Gruppe von einer Schar Klan umzingelt, allesamt vom Wahnsinn zerfressen. Es waren zweiundzwanzig mit gierigen Augen lauernde Männer und Frauen, die jeden Moment angreifen konnten. Renlasol schauderte beim Anblick der grausigen Kreaturen, die einst seine Kameraden gewesen waren. In ihrem Hass, in ihrer Gier, mit beinahe bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Gesichtern, die grotesken Masken glichen, standen sie um die Gefährten und verbreiteten ein beklemmendes Gefühl des Schreckens. Ihre Augen waren von trüb schimmerndem Schleim überzogen. Die pure Mordlust stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Es waren seine Kameraden, die ihn soeben angriffen und es auf seinen Körper abgesehen hatten. Sie würden ihm das Fleisch aus dem Leib reißen, wenn sie Gelegenheit dazu erhielten. Ihr Atem ging schwer. Sie alle hatten gut sichtbare, leichte bis schwerere Verletzungen. Manche Verletzungen waren offensichtlich frisch und bluteten noch heftig.
    Madhrab hatte die Gefahr schnell erfasst und bellte lauthals kurze Befehle: »Rücken an Rücken ... Yilassa zu Renlasol ... schnell ... Zyagral zu mir. Verteidigt euer Leben. Lasst euch auf keinen Fall von ihnen beißen.«
    Mit einem Mal wurde es hektisch. Zyagral stolperte mehr oder weniger glücklich zu Madhrab. Yilassa zog ihr Schwert und wirbelte herum. Sie packte Renlasol grob am Arm, drehte ihn rasch und zog ihn fest an ihren Rücken. »Hier, nimm«, sagte sie und reichte ihm einen langen, gebogenen Dolch. Renlasol nahm den Dolch und fühlte sich trotzdem keinen Deut sicherer. Aus dem Augenwinkel sah er den Lordmaster. Das blutrote Schwert blitzte im Fackellicht auf und begann seine schreckliche Arbeit. Wieder und immer wieder raste es hernieder. Der Gesang des Schwertes wurde lauter und schriller, war für Renlasols Ohren schon fast unerträglich. Unterbrochen wurden die schwingenden Töne nur vom Kreischen der wild angreifenden Vergifteten und von deren entsetzlichen Todesschreien, wenn sie das riesenhafte Schwert des Bewahrers in Stücke zerteilte. Renlasol staunte: Der Lordmaster, sein Herr, war unvorstellbar schnell. Er tötete einen Gegner nach dem anderen. Kompromisslos und unerbittlich. Es war ein unansehnliches Gemetzel. Allen Naturgesetzen zufolge wären die Angriffe des Bewahrers unmöglich gewesen und so traute der Knappe seinen Augen auch kaum: Nein, das konnte einfach nicht mit normalen Dingen zugehen. Unter den Kameraden waren viele unglaubliche Gerüchte über die Bewahrer im Umlauf. Immer wieder hatten die Krieger berichtet, wie sie sich bewegten und ihre Waffen einsetzten. Es gab Schilderungen über die Auseinandersetzungen zwischen Rachuren und Klan, bei denen die Bewahrer und Madhrab während der Grenzkriege eingegriffen hatten. Renlasol hatte die meisten der Lagerfeuergeschichten als völlig übertrieben abgetan, obwohl er selbst lange im Haus des Vaters unter den Bewahrern gelebt hatte. Sicher, er hatte Madhrab schon öfter bei Übungen beobachtet, aber noch nie zuvor hatte er Gelegenheit gehabt, ihn während eines echten Kampfes zu erleben. Nun wusste er, dass die Geschichten ohne Ausnahme der Wahrheit entsprachen. Kein Wort davon war übertrieben. Renlasol vergaß bei seinen erstaunten Beobachtungen beinahe, sich selbst zu verteidigen, und konnte gerade noch im letzten Moment mit seinem Dolch einen Angreifer abwehren, bevor dieser ihm an den Hals fiel. Mehrmals stieß Renlasol mit dem gebogenen Dolch nach seinem Gegner und verfehlte ihn immer

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