Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
einer schier endlosen Zeit der Entbehrung und einer schrecklichen Begegnung mit einem unfassbar tödlichen Wesen namens Quadalkar, eben jenem bereits erwähnten Quadalkar, der einst die Welt der Nno-bei-Klan in Schutt und Asche legte, hatte Sapius plötzlich und unerwartet vor dem Zugang gestanden. Seinem eigenen Zugang zu den Saijkalrae.
Der damals noch junge Magiekundige hatte keineswegs damit gerechnet und war doch so lange auf der Suche nach diesem einen Ziel gewesen. Ausgerechnet in jenem Moment, in dem er dem Tode so nah war, sollte er seinen Zugang finden. Sapius war schwer verwundet und hatte bereits das Bewusstsein verloren. Das Leben schien mit hoher Geschwindigkeit aus seinem Körper zu fließen. Mit jedem Herzschlag ein Stück mehr. Schnell und unaufhaltsam. Vielleicht war er bereits tot. Vielleicht auch nicht. Sapius konnte es sich später nicht genau erklären ... hatte er erst sterben müssen, um den Zugang zu den Saijkalrae zu entdecken? Bis heute blieb ihm des Rätsels Lösung verborgen. Wahrscheinlich war eben das der Weg, der ihm selbst vorbestimmt war. Es gab viele Möglichkeiten. Jedes Mal und für jeden Anwärter konnten die Zugänge anders sein. Die Schlüssel waren ebenfalls verschieden.
Quadalkar trank gierig Sapius’ Blut und war gerade dabei, ihm seine Seele zu entreißen. Da traf es Sapius wie eine Offenbarung. Die lange Suche war mit einem einzigen Herzschlag zu Ende. Während er sich in der tödlichen Umarmung des Bluttrinkers Quadalkar befand, stand er plötzlich am Ufer eines völlig ruhigen, kristallklaren Sees. Die Sonne schien. Obwohl ihm kurz zuvor kalt gewesen war und das Leben immer weiter aus seinem Körper wich, empfand er plötzlich wohlige Wärme, die durch seine Adern strömte. Keine einzige Wolke trübte den Himmel. Sapius konnte bis auf den tiefen Grund des Sees blicken. Keine Wellenbewegung war zu sehen, kein Rauschen oder Plätschern war zu hören. Keine Pflanzen konnte er entdecken, keine Fische zeigten sich. Kein einziges Geräusch drang an sein Ohr. Nichts, nur das leicht bläuliche Schimmern des Wassers konnte er wahrnehmen und ... und er sah ein großes, verschlossenes Auge am Grund des Sees. In jenem Moment damals wusste er instinktiv, dass er den Zugang gefunden hatte. Aber wie sollte er ihn erreichen? Er konnte nicht schwimmen und wäre unweigerlich ertrunken, bevor er auch nur in die Nähe des Auges gelangte. Der Zugang war verschlossen.
Sapius spürte, dass ihm nur sehr wenig Zeit blieb, den ersten Schlüssel zu finden. Mit jedem Pulsschlag trank Quadalkar mehr von seinem Blut und mit jedem seiner gierigen Schlucke rann ein weiteres Stück seines Lebens aus seinem Körper.
Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Angst überwinden und mit seinem bisherigen Leben abschließen – das war die Lösung. Sapius wollte den Zugang unbedingt erreichen. Das war sein einziges Ziel in diesem Augenblick. Es gab kein Zurück mehr. Entweder den Zugang öffnen oder unweigerlich an Ort und Stelle sterben und Quadalkar den letzten Tropfen seines Blutes und seine Seele überlassen. Sapius sprang kopfüber in den See und bedauerte die Entscheidung sofort wieder, weil ihn noch im selben Augenblick, in welchem er die Wasseroberfläche berührte, grenzenlose Panik umfing. Es wäre doch so leicht gewesen, nichts zu tun und einfach auf sein ohnehin schon bevorstehendes Ende durch Quadalkar zu warten. Er hätte sich nur damit abfinden müssen. Aber seine Entscheidung hatte anders gelautet. Sapius ertrank.
Es war unglaublich schmerzhaft, als das Wasser in seine Lungen drang und ihm die letzten Luftreserven nahm. Sapius wurde rot und schwarz vor Augen. Sein Kopf drohte zu zerbersten. In seinem letzten klaren Moment sah er, wie sich das Auge plötzlich öffnete. Er blickte in eine unendlich tiefe Schwärze und versank darin. Der Zugang war geöffnet. Bis heute konnte er nicht einmal annähernd sagen, wie viel Zeit vergangen sein mochte, bis er wieder zu sich kam. Es konnten wenige Wimpernschläge gewesen sein, eine Sonnenwende oder ein ganzes Zeitalter.
Sapius fand die Saijkalrae schließlich, stand direkt vor ihnen und ihren Betten. Er berührte sie. Sie ließen es zu. Zum ersten Mal spürte er die Macht, eine unbändige, wilde Kraft, die in ihnen lag. Das Gleichgewicht der Brüder pulsierte rhythmisch durch seine Adern. Gefährlich, verführerisch, unwiderstehlich. Es war unbeschreiblich.
Im nächsten Moment schon lag er wieder in den Armen von Quadalkar, der über ihn
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