Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
in den Himmel über ihm. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass er den Angriff überlebt hatte. Das rote Licht der Tsairu verschwand und wich den hellen Strahlen der beiden Sonnen Krysons. Ein Schatten hatte sich auf eine der beiden Sonnen gelegt, der in den letzten Wochen größer und größer geworden war. Sollte sich der Schatten weiter ausdehnen und dunkler werden, würde das die Lichtverhältnisse auf Kryson nachhaltig verändern. Ein der Dämmerung vergleichbares Tageslicht wäre die bittere Konsequenz. Nicht auszudenken, welche Folgen eine andauernde Dämmerung auf das Leben und die Vielfalt der Arten auf Kryson hätte. Ein Leben in den Schatten einer Dämmerung war gewiss nicht das, was sich ein Küchenjunge von seiner Zukunft erträumte. Schon gar nicht nach dem, was er soeben erlebt hatte. Pruhnlok betrachtete die Wunde an seinem Arm. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen und er dankte den Kojos, dass es sich bloß um eine Schnittwunde handelte, die er sich durch ein überhastetes Vorgehen Drolatols zugezogen hatte.
Drolatol prüfte seinen Körper sorgfältig auf Bisswunden und atmete tief durch, als er feststellte, dass er unversehrt geblieben war. Seine Kleidung war zwar an manchen Stellen zerrissen und schmutzig, aber das ließ sich ohne Weiteres flicken.
Auch Yilassa war zu ihrem Erstaunen unverletzt geblieben. Es war ihr zum Glück gelungen, die wild um sich beißenden Bluttrinker im Liegen auf Distanz zu halten.
Ächzend richteten sich die Gefährten wieder auf. Renlasol war als Erster auf den Beinen und beeilte sich, den Einsiedler auf dem Felsen zu erreichen. Das brachte ihm wenigstens einen kleinen Aufschub in der zu erwartenden Konfrontation mit Yilassa und seinen Freunden, so hoffte er zumindest. Im Schutz des Einsiedlers und unter dem Eindruck der Rettung vor den Kriechern würden die Vorwürfe womöglich zu seinen Gunsten und milder ausfallen.
»Was habt Ihr vorhin gerufen?«, fragte Renlasol den Einsiedler verblüfft. »Ich dachte, die Berge stürzen ein.«
»Ach, nichts von Bedeutung«, schmunzelte Kallahan, das leuchtende Flackern in seinen Augen war verschwunden und durch ein milchig trübes Weiß ersetzt worden, »nur ein paar einfache Worte aus alten, längst vergessenen Tagen.«
»Ihr ... Ihr seid ein Magier und ...«, stammelte Renlasol überrascht und sah sich dabei den Saijkalsan genauer an »... blind! Das wart Ihr vor dem Kampf nicht.«
»Ein Saijkalsan«, antwortete Kallahan nickend, »ein blinder Saijkalsan. Das ist der Preis, den ich zahlen musste. Aber ich zahlte ihn gerne. Ein Saijkalsan sieht trotz Erblindung seiner Augen, was er sehen muss.«
»Ein Saijkalsan?«, staunte der Knappe und verplapperte sich prompt: »Ich kenne einen Saijkalsan. Wir sind in seinem Auftrag hier.«
Kallahan starrte Renlasol aus blinden Augen an. Er fixierte die Augen Renlasols, der dem Blick eines Blinden nicht standhalten konnte und deshalb beschämt zu Boden sah.
»Welcher Saijkalsan schickte dich in das Land der Bluttrinker und zu welchem Zweck?«, fragte Kallahan den Knappen.
»Sein Name ist Sapius«, antwortete Renlasol leise.
»Sapius? Der abtrünnige Zweifler? Dann steckt er also hinter der ganzen Aufregung um einen magischen Helfer aufseiten der Klan in der Schlacht am Rayhin, in welcher die Rachuren vernichtend geschlagen wurden. Ich hätte es mir denken sollen«, meinte Kallahan. »Du musst wissen, ein Saijkalsan handelt selten selbstlos. Was erhofft er sich, wenn er dich und deine Gefährten den euch unbekannten Gefahren dieses Landes aussetzt?«
»Es geht um den dunklen Hirten. Mehr weiß ich darüber auch nicht. Wir suchen nach einem magischen Artefakt, das Sapius gegen den Bruder einsetzen will«, versuchte Renlasol sein Wissen rund um das Auffinden von Quadalkar zu verschleiern.
»Was für ein Unsinn«, entgegnete Kallahan verärgert, »es gibt keinen solchen Gegenstand. Ich ahnte, dass Sapius eines Tages einen anderen Weg einschlagen würde. Ich wusste auch, dieser Tartyk ist auf seine Art verrückt, aber dass er so irrsinnig sein könnte, eine solche Idee zu verfolgen, das blieb mir bislang verborgen. Aber vielleicht erzählst du mir auch nur einen Teil der Wahrheit. Du bist ein schlechter Lügner. Womöglich suchst du etwas anderes für Sapius, das sich in dieser Gegend versteckt hält.«
Kallahan grübelte nach. Wiederholt tippte er sich mit dem Finger an die Schläfe und kratzte seine Nase.
»Ja, das könnte sein«, schloss er schließlich seine Überlegungen und
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