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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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klopfte sich anerkennend selbst auf die Schulter, »ein verwegener Plan. Das passt zu Sapius. Er denkt um viele Ecken, wenn er an ein Ziel gelangen will. Niemals erwöge er den direkten oder einfachen Weg. Dieser Sapius ist fürwahr nicht leicht durchschaubar. Das hat er von seinem ungeliebten Vater, einem gar meisterlichen Drachenreiter.«
    Yilassa kletterte schwer atmend auf den Felsen. Es war unschwer zu erkennen, dass sie bis unter die Haarspitzen zornig war. Sie hatte ihr Schwert nicht weggesteckt und rieb sich mit einer Hand die Augen. Ihr wilder Blick, der nach der Blendung durch das Licht nach Klarheit suchte, blieb auf Renlasol haften. Der Knappe duckte sich, denn er konnte die Wut in ihren Augen funkeln sehen.
    »Du verfluchter ...«, fauchte sie wütend, »ich habe mir Sorgen gemacht. Und du? Du plauderst mit einem Fremden, während wir von den Kriechern beinahe abgeschlachtet wurden. Ich könnte dich auf der Stelle erschlagen. Warum bist du ohne uns losgezogen? Verdammt, du hättest sterben können.«
    Sie spuckte Gift und Galle. Sich unter den Schimpftiraden windend suchte der Knappe Schutz bei Kallahan. Der Einsiedler schob Renlasol allerdings milde lächelnd wieder zurück. Yilassa packte Renlasol am Kragen und schüttelte ihn kräftig durch. Doch plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, als sich ihre Blicke dicht an dicht trafen und sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Yilassas Blicke wurden sanfter und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie zog Renlasol mit einem Ruck an sich und umarmte ihn, so fest sie nur konnte. Das leise Schluchzen an seiner Schulter bereitete dem Knappen ein überaus schlechtes Gewissen. Er hätte sich wohler gefühlt, wenn sie ihrer Wut weiterhin freien Lauf und sie vollständig an ihm ausgelassen hätte. So war es ihr auf Anhieb gelungen, dass er sich plötzlich furchtbar schlecht und schuldig fühlte. Kallahan hörte den beiden amüsiert zu und zog seine Schlüsse.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Yilassa an Kallahan gewandt, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. »Ich muss Euch für Eure Hilfe danken.«
    »Nennt mich Kallahan. Ich bin erfreut, Euch kennenzulernen«, antwortete der Einsiedler, »Ihr habt großartig gekämpft. Euer Stil ähnelte dem eines Bewahrers. Erstaunlich. Was führt Euch in diese verlassene Gegend?«
    »Die Suche nach einem Todeshändler und dieser verrückte Knappe eines Bewahrers, der seinen Verstand in einer Hütte nahe der Grenze zu diesem Land gelassen hat«, antwortete Yilassa aus Dankbarkeit für ihre Rettung offen und ehrlich und mit einem Seitenblick auf Renlasol, »aber ich glaube, das können wir vergessen. Wir werden ihn sicher nicht mehr finden und ich verspüre kein Verlangen nach einer weiteren Auseinandersetzung mit den Kriechern, womöglich in Begleitung von Königskindern.«
    »Ich werde euch zu Jafdabh führen, obgleich ich euch dringend davon abraten möchte«, sagte Kallahan, »das versprach ich eurem jungen Gefährten hier. Ich weiß, wo er sich für gewöhnlich aufhält, wenn er sich auf den Bluthandel vorbereitet. Schon einmal kaufte ich ihm vor einigen Sonnenwenden ein Mädchen ab, das er an die Bluttrinker verkaufen wollte. Doch wir müssen uns beeilen. Es ist zwar nicht mehr weit, aber das Gelände zu seinem Versteck ist unwegsam und wir werden nicht schnell vorankommen. Er wird schon bald aufbrechen, um nach Einbruch der Abenddämmerung seine Geschäfte mit den Königskindern abzuschließen.«
    Eines ihrer Pferde war von den Bluttrinkern während des Angriffs regelrecht zerfetzt worden und ein weiteres mussten sie aufgrund seiner Verletzungen an Ort und Stelle töten, da es sonst an den schweren Wunden jämmerlich verendet wäre. Drolatol kümmerte sich um diese Aufgabe, die ihm im Herzen wehtat und die kein anderer erledigen wollte.
    Sie schulterten ihre Sachen und folgten Kallahan, der sie fernab von den Wegen auf geheimen Pfaden durch die unwirtliche Wildnis des hohen Nordens führte. Renlasol staunte über den sicheren Schritt des erblindeten Mannes, der sich bewegte, als hätte er nie zuvor in seinem Leben besser gesehen.
    »Wir sind da«, hob Kallahan die Hand.
    »Ich kann nichts sehen«, meinte Renlasol.
    »Sieh dort hinunter«, antwortete Kallahan und deutete auf die vor ihnen liegende Talsenke.
    Sie hatten eine schmale Anhöhe erreicht, die in einen Felsüberhang mündete. Von dieser Stelle aus konnten sie in eine von Felsen und Kiefern umgegebene, großzügige Lichtung sehen, die nur einen einzigen

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