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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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alles verschlingende, gefährliche Schlund eines furchtbaren dunklen Monsters aus, das selbst das Tageslicht nach wenigen Fuß vollkommen verschluckte.
    Sapius bereute, überhaupt zurückgeblickt zu haben. Er war erst fünfzig Fuß weit gekommen, der Boden unter ihm begann sich vor seinen Augen zu drehen und er war bereits am Rande der Erschöpfung angelangt. Den zitternden Körper dicht an den Felsen gepresst krallte er sich, so fest es ging, an den Stufen fest. Er schwor, sich nicht noch einmal umzublicken, bis er das Hochplateau erreicht haben würde.
    Sapius nahm all seinen Mut zusammen und begann den Aufstieg langsam, ganz langsam fortzusetzen. Nach wenigen Stufen musste er erneut eine Pause einlegen. Das steife Bein nachzuziehen war anstrengend. Die Muskeln in seinen Armen brannten. Der Magier fluchte wie ein Minenarbeiter.
    Du bist eine Schnecke, aber kein Mann. Das hätte dir Vater zugerufen. Und er hätte damit nichts als die Wahrheit über deine Schwäche ausgesprochen , schalt er sich selbst, um seinen Ehrgeiz zu kränken und sich dadurch zugleich anzufeuern.
    Na warte, entgegnete er seiner eigenen Provokation, ich zeige dir, was für ein Mann ich geworden bin, Vater. Ich bin Sapius, ein mächtiger Magier und ich bin frei.
    Der Ansporn hielt wenigstens über die nächsten einhundert Fuß an, in denen Sapius Stück für Stück den Felsen hinaufkroch. Keuchend musste der Magier erneut rasten, bis sich sein Atem und der Herzschlag endlich beruhigt hatten. Er hatte einen Krampf im Bein und die Handinnenflächen bluteten von den scharfkantigen Stufen.
    Fliegen müsste ich können, dachte er bei sich. »Fliegen!«, rief Sapius und lachte ein verzweifeltes Lachen.
    Kaum hatte er diesen Gedanken laut ausgesprochen, fing der auf seinen Rücken gebundene Stab des Farghlafat an, hell zu leuchten und spürbar zu vibrieren. Plötzlich erfasste eine Leichtigkeit den Körper des Magiers und er drohte den Halt zu verlieren. Sapius fürchtete sich und versuchte sich mit klammen Fingern krampfhaft an der Stufe festzuhalten. Mit einem Schrei auf den Lippen verlor er das Gleichgewicht und rutschte ab. Er schloss die Augen und bereitete sich innerlich auf einen letzten Sturz in die Tiefe vor. Doch er fiel nicht.
    Vorsichtig öffnete der Magier erst eines und dann ein zweites Auge, um sich zu vergewissern, was mit ihm geschehen war. Ungläubig blickte er in den Himmel über sich. Er hing drei Fuß von der Klippe entfernt waagerecht in der Luft. Unter ihm gähnte bedrohlich der Abgrund.
    Ich schwebe, stellte er verblüfft fest. Bei allen Kojos, ich kann fliegen.
    Die erste Panik wich einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. Sapius ruderte mit den Armen und brachte sich dadurch in eine aufrechte Stellung, die ihm verdeutlichte, dass er tatsächlich frei in der Luft schwebte.
    »Du verdammter Narr«, empörte er sich lautstark über sich selbst, »du bist ein Magier. Nutze deine Möglichkeiten, statt dich sinnlos zu quälen.«
    Wieder bewegte er seine Arme, dieses Mal, als ob er den Felsen entlang nach oben schwimmen wollte. Mühelos stieg er auf diese Weise mit jeder Bewegung ein Stück höher. Mit nur wenigen Armzügen hatte er die Hälfte des Weges schwebend hinter sich gebracht. Sapius lachte vor Freude. Das Gefühl, das ihn umfing, versetzte ihn in einen Rausch. Er wurde euphorisch, fühlte sich frei und ungebunden.
    »Vater, ich komme. Dein Sohn kehrt zurück. Sapius ist ein großer Magier!«, seine Stimme überschlug sich, als er die an seinen Vater gerichteten Worte der Heimat entgegenschleuderte.
    Die Hochebene von Tartyk, die aufgrund der wesentlich höhergelegenen Kerngebiete und Städte der Tartyk eigentlich passender Unterebene heißen sollte, war bis zum Beginn des Südgebirges überwiegend flach und nur spärlich mit Steppengras und Büschen bewachsen. Die Temperaturen auf der Hochfläche waren im Vergleich zu den feuchtwarmen, tropischen Verhältnissen im Rachurengebiet und den unmittelbar daran angrenzenden Gegenden bis zur Küste des Ostmeeres deutlich niedriger und wurden von Sapius als angenehm gemäßigt empfunden. In den kalten Monden der Sonnenwende blieb das Plateau im Gegensatz zum Norden des Kontinents Ell meist schneefrei.
    Als Sapius den schwebenden Aufstieg beendet und sich die erste Euphorie des Fliegens gelegt hatte, offenbarte sich ihm ein freier Blick auf die in der Ferne liegenden Berge, deren Gipfel mit Schnee bedeckt waren. Nur einem erfahrenen Beobachter gelang es, von hier aus die mitten im

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