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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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drehte sich in einem Satz um und verschwand in schnellem Galopp binnen kürzester Zeit aus Sapius’ Blickfeld.
    Ein wahrlich seltsames und doch so großartiges Geschöpf, dachte Sapius, bevor er sich dem Hindernis auf seinem Weg nach Tartyk widmete.
    Aus schwarzem und glatt geschliffenem Fels geformt wirkte die dem Südgebirge vorgelagerte Erhebung schier unüberwindlich. Die Wände ragten an dieser Stelle mehr als eintausend Fuß in die Höhe und endeten in einer flachen, lang gezogenen Hochebene, die wiederum bis an das Südgebirge heranreichte. Leicht entstand dadurch der Eindruck eines künstlich geschaffenen Verteidigungswalles, dessen einziger Zweck es war, das dahinter gelegene Land vor Eroberungen zu schützen und allzu neugierige Reisende von einem Besuch abzuhalten. Tatsächlich bildete der Wall aber die natürliche Grenze zwischen den Klanlanden und den vordersten Ausläufern von Tartyk. Im Osten reichte er bis an die Küste des Ostmeeres heran und fiel in westlicher Richtung bis zum Hoheitsgebiet der Rachuren, welches wiederum unmittelbar an das Südgebirge grenzte, und den Grenzlanden wieder ab.
    Um die Klippen rankten sich seit Urzeiten zahlreiche Legenden. Sapius kannte sie aus den alten Erzählungen seines Volkes. In einigen der Geschichten sollte ein verheerendes Erdbeben die Ursache für die Erhebung gewesen sein. Angeblich handelte es sich bei dem Wall nicht um eine Erhebung, sondern um ein Abrutschen der nördlichen Gebiete von Ell entlang eines sich mitten durch den Kontinent ziehenden Risses, der eben während des Bebens entstanden war.
    Eine der Legenden rund um die Klippen hatte Sapius zeit seines Lebens besonders fasziniert. In einem Kampf um das Gleichgewicht der Mächte und die Vorherrschaft auf Ell hatten demnach die ersten Lesvaraq die Naturgewalten entfesselt. Weite Teile des Kontinents wurden während der Auseinandersetzung der magischen Zeichenträger zerstört und neu geformt. Geblieben war am Ende das mächtige und überaus beeindruckende Mahnmal der Erhebung, das fortan die Grenze zwischen dem Land der Tartyk und den Völkern der Rachuren und Nno-bei-Klan bildete, die als neue Nachkommen die alten Generationen verdrängt hatten.
    Ein beängstigendes Monument der Erinnerung an die schier grenzenlose göttliche Macht der Lesvaraq. Solange sich Sapius erinnern konnte, existierten die steilen Klippen schon, die in der Sprache der Altvorderen »Semijawa« genannt wurden, was so viel bedeutete wie Seelenbruch.
    Den Magier beschlich plötzlich ein mulmiges Gefühl, als er die Felsen entlang ehrfürchtig nach oben blickte. Er fühlte sich angesichts der mächtigen Formationen klein und nichtig. Bei der Vorstellung der Macht der Lesvaraq und deren fatalen Auswirkungen schauderte es ihn. Die Legende um die Entstehung der Steilklippen war eine Geschichte, die in ähnlicher Weise über Ulljan, den Letzten der Lesvaraq erzählt wurde. Angeblich sollte er für den letzten verheerenden Ausbruch des Vulkans Tartatuk verantwortlich gewesen sein. Welche Macht die Lesvaraq auch immer besitzen mochten, um die Naturgewalten für sich einzusetzen, sie war für einen Sterblichen schwer zu begreifen und gefährlich.
    Vielleicht lagen die Saijkalrae in ihrem Ansatz, die Macht von allem Magischen zu trennen und strikt zu kontrollieren, nicht gänzlich daneben. Möglicherweise lagen sie nur in der Ausführung dessen falsch, wie sie ihre Macht zu ihren Gunsten missbrauchten. Durch Schaffung von Abhängigkeiten, die an Leibeigenschaft grenzten und die die Saijkalsan in bedingungslos hörige Dienerschaft zwangen, war es den Saijkalrae über Tausende von Sonnenwenden hinweg gelungen, die Macht konsequent an sich zu binden und die Anwendung freier Magie zu unterdrücken. Nicht einmal der Fluch des Bluttrinkers Quadalkar, der sie in einen tiefen, beinahe ewig währenden Schlaf geschickt hatte, hatte es vermocht, sie letztlich an diesem Vorhaben zu hindern.
    Sapius kämpfte mit Zweifeln, die ihn hin und wieder beschlichen, ob die Entscheidung, sich endgültig von den Saijkalrae abzuwenden und sein Leben fortan der freien Magie und dem Schutz der Lesvaraq zu widmen, tatsächlich richtig war. Der Gedanke, sich womöglich erneut auf einem Irrweg zu befinden, war ihm höchst unangenehm.
    Die Naikihexe Metaha hatte ihn vor den Traumeinflüsterungen des gesichtslosen Wanderers gewarnt. Sie war eine weise Frau und dennoch verfolgte auch sie ihre eigenen Ziele, die in erster Linie dem Schutz ihres vom Aussterben bedrohten

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