Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Volkes der Naiki dienten.
Er fragte sich, wie es Renlasol und dessen Gefährten auf ihrer Suche nach Quadalkar wohl ergehen mochte. Hatte es ihn bislang wenig gekümmert, ob bei der Erfüllung höherer Aufgaben das Opfer Einzelner erbracht werden musste, um die im Vergleich zu einem Einzelschicksal wichtigeren Ziele der Allgemeinheit zu erreichen, so quälte ihn inzwischen zunehmend der Gedanke, mit seiner Einschätzung der Lage falschzuliegen und das Leben anderer dafür sinnlos gefährdet zu haben.
Der Rat der Alten in seiner Heimat sollte ihm endlich Klarheit verschaffen. Deshalb hatte er die beschwerliche Reise in seine Heimat angetreten. Je näher er seinem Ziel kam, desto mehr beschlich ihn jedoch ein Gefühl der Beklemmung. Erinnerungen aus der Zeit seiner Kindheit und Jugend stiegen in ihm hoch. Der Zwist mit seinem Vater und das Zerwürfnis, welches letzten Endes dazu geführt hatte, dass er seine Heimat verlassen und seinen eigenen Weg als Diener der Saijkalrae und Magier gesucht hatte. Mit jedem Schritt Richtung Tartyk wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er in den Sonnenwenden seiner Abwesenheit vieles vermisst hatte, was ihm einst lieb und teuer gewesen war.
Sapius war ein eigenbrötlerischer Einzelgänger geworden, der die meiste Zeit, abgesehen von den gemeinsamen Horas mit seinem ehemaligen Schüler Malidor, lieber alleine blieb und die Gesellschaft anderer, soweit es ging, mied. Beim Anblick des Walles wurde ihm deutlich, wie einsam er im Grunde doch war. Er hatte seine Wurzeln vor langer Zeit abgeschnitten und jede Verbindung zu seiner Familie und seinem Volk abgebrochen. Jetzt kehrte er ihre Hilfe suchend zurück und spürte die immer noch vorhandene tiefe innere Verbundenheit mit seinem Volk und den letzten Drachen auf Ell.
Er erinnerte sich an die majestätische Erscheinung der Drachen, wenn sie sich mit weit ausgebreiteten Schwingen unter dem auf ihren Schuppen glänzenden Licht der Sonnen von den Anhöhen des Südgebirges, auf denen die Tartyk die Ställe und Nester für ihre Drachen gebaut hatten, in die Tiefe stürzten und dabei ihre ganze Pracht entfalteten. Auf dem Rücken eines Drachen über die Länder des Kontinents schwebend spürte ein Tartyk die schier grenzenlose Freiheit und die Macht alles Magischen, die ihn im Fluge nahezu unsterblich werden ließen. Eine Erfahrung, die nur ein Drachenreiter machen konnte.
Die Flugdrachen waren uralte magische und vor allem rätselhafte Geschöpfe, die bereits vor den ersten Lesvaraq und noch weit vor der Herrschaft der Saijkalrae existiert haben mussten. Ihr Wissen um die Geschichte Krysons war umfassend. Und doch unterlagen sie dem Wandel und der Vergänglichkeit, denen alles Sterbliche unterlag und die keinen Halt selbst vor den einst mächtigen Völkern der Altvorderen gemacht hatten, zu denen Sapius auch sein eigenes Volk zählte. Die Drachen aus Tartyk waren vom Aussterben bedroht. Nur die aufopfernde Pflege der Tartyken und ihre magische Verbindung zu den Drachen bewahrten die letzten noch verbliebenen Exemplare vor einem endgültigen Verschwinden vom Antlitz Krysons. Und so lebten lediglich achtundzwanzig Drachen in den Türmen der Felsenstadt. Der jüngste Drache war vor dreitausend Sonnenwenden aus seinem Ei geschlüpft. Seit dieser Zeit hatte es keinen Drachennachwuchs mehr gegeben.
Sapius hatte immer ein Drachenreiter werden wollen und als Kind bereits früh davon geträumt, es seinem berühmten und glorreichen Vater gleichzutun und ihm in diesem höchst ehrenwerten Beruf bald nachfolgen zu dürfen. Er wollte die dafür notwendige magische Verbindung zu den Drachen suchen. Doch sein Vater war bis zu ihrem endgültigen Zerwürfnis hart geblieben und hatte Sapius die Fähigkeiten eines Drachenreiters gänzlich abgesprochen. Der Sohn war eine Enttäuschung für den Vater, seit frühester Kindheit, dessen war er sich bewusst, denn von Anfang an hatte sich der Vater einen starken kämpferischen und entscheidungsfreudigen Nachkommen gewünscht.
Doch Sapius war weder das eine noch das andere. Sein Vater hielt ihn für zu weich und behauptete, er habe keinerlei magisches Talent, um einen der letzten Drachen zu führen. Die Tiere seien viel zu wertvoll, um sie an einen grüblerischen Schwächling wie ihn zu vergeuden, machte er ihm immer wieder deutlich.
Die Zurücksetzung durch seinen Vater verkraftete Sapius nicht gut. Versuchte er anfangs noch, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, indem er in falschem Ehrgeiz vorspielte, wie begabt er
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