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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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später gefunden und gleich an Ort und Stelle begraben, um sensibleren Gemütern den Anblick zu ersparen.
    Sapius hatte von jeher das Gefühl gehabt, dass Vater ihm die Schuld gab am Tod seiner Frau und Mutter seines einzigen Sohnes. Solange sein Vater lebte, würde Sapius niemals auf dem Rücken eines Drachen sitzen und über Wälder, Wiesen, Berge oder Seen fliegen.
    Wozu brauche ich noch einen Drachen, wenn ich selbst fliegen kann? , redete sich Sapius immer wieder mit einem grimmigen, schiefen Grinsen auf den Lippen ein. Und dennoch ließ ihn der Gedanke nicht los. Der Tradition seines Volkes nach, das Drachenblut in seinen Adern hatte, war die magische Verbindung zu den Drachen das Ziel, das jeder Tartyk erstreben sollte, selbst wenn es nur die wenigsten erreichen mochten. Eines Tages werde ich mit meinem Drachen fliegen – und wenn es das Letzte ist, was ich tue.
    Die Ebene entlang des Flusslaufes hinter sich lassend erreichte Sapius schließlich das Südgebirge. Von hier aus führte ein Bergpfad steil aufwärts in die Höhe zur Felsenstadt. Der Aufstieg war beschwerlich und kostete Sapius Kraft. Zoll um Zoll schleppte er sich über Steine, Geröll und Schneefelder bergwärts, zog dabei das steife Bein nach und hatte den krummen, buckligen Rücken weit nach vorne gebeugt. Der Magier wagte nicht, seine neu erlernten Fähigkeiten so nahe an der Hauptstadt der Tartyken einzusetzen. Er wollte kein Aufsehen erregen.
    Gegen Mittag, kurz nach Ablauf der Tsairu, die im Südgebirge kaum wahrzunehmen war, erreichte er erschöpft und erleichtert zugleich das Portal der Hauptstadt Gafassa. Die hohen Tore standen weit offen und waren wie üblich unbewacht. Daran hatte sich nichts geändert, seit er von hier weggegangen war. Ein Zeichen, dass die Drachenreiter nichts und niemanden zu fürchten hatten und sich sicher fühlten. Als Sapius durch den hohen Torbogen schritt und einen Fuß auf die Straßen der Stadt setzte, überkam ihn plötzlich ein Gefühl der Beklommenheit. Das eiserne Tor, das auch den Namen »Payagata« trug, was so viel wie »Tor des Himmels« bedeutete, wirkte erdrückend mächtig. Wer auch immer vor Urzeiten die hohen Flügel gegossen und mit rundherum ineinander verschlungenen Drachenskulpturen versehen hatte, konnte nicht von dieser Welt gewesen sein. Den die Flügel des Portals überspannenden Bogen bildeten zwei kunstvoll aus dem Felsen gehauene, sich gegenüberliegende Drachen, deren Zungen sich genau über dem Mittelpunkt des Tores berührten. Um die Stadt Gafassa rankten sich ähnlich viele Legenden wie um die Drachen und das Volk der Tartyk selbst. Alle Häuser der Stadt sowie die Wege waren fest mit dem sie umgebenden Fels der Berge verbunden. Die Gründer hätten die Stadt mithilfe des heißen Atems der Drachen aus dem Gestein der Berge geschmolzen, lautete eine der zahlreichen Erzählungen. Eine weitere Geschichte über die Entstehung der Stadt sprach von einem Geschenk der Kojos an die Tartyk, welches sie Sapius’ Volk aufgrund ihrer Verbundenheit zu den Flugdrachen von einem eigens entsandten Riesen in den Felsen hätten meißeln lassen. Andere erzählten sich, die Felsgeborenen hätten die Stadt, lange bevor sich die Tartyk mit den Drachen verbanden, erschaffen.
    Die Felsgeborenen waren ein Volk der Altvorderen. Eines Tages waren sie verschwunden. Genauso wie die anderen alten, magischen Völker des Kontinents Ell. Ihr Schicksal lag wie das der Naiki und der Nno-bei-Maya in den Schatten der Vergangenheit verborgen. Sie wurden Burnter genannt und galten bis zu ihrem Verschwinden als meisterliche Steinmetze und Bildhauer. Tatsächlich war Gafassa nicht wie andere Städte Stein auf Stein erbaut, sondern aus den Felsen gehauen worden. Die Gebäude, die Straßen und die sieben Drachentürme waren auf diese Weise entstanden. Ein halber Berg musste dafür in mühsamer Arbeit abgetragen werden. Sapius hielt Gafassa für ein Wunder.
    Die vom Portal zum Zentrum und in die Höhe führenden Straßen der Stadt waren belebt. Mehr, als Sapius lieb war. Er hatte sich die Kapuze über den Kopf gestülpt und machte sich auf den Weg zu den Häusern der Drachenreiter, die am Ende Gafassas, hoch und abgesetzt von den anderen Gebäuden, lagen. Sie überragten den Rest der Stadt und glichen eher kleinen Palästen als einfachen Wohnhäusern. Von den kunstvoll verzierten und beeindruckenden Steinbalkonen der Villen, die um die Häuser herumführten, hatte man die beste Sicht über die Stadt. Dem Auge des

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