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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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ob es ihm gelungen war, sie mithilfe des Reelog abzuschütteln. Zumindest hatte er sich einen Vorsprung erarbeitet. Er kannte Haisan und Hofna, sie würden so schnell nicht aufgeben.
    Bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit unterwegs übte er die neu erlernte Fähigkeit des Fliegens. Er stieg hoch hinauf, bis er auf gleicher Höhe mit den höchsten Berggipfeln des Südgebirges war, ließ sich, leicht wie eine Feder, von den Winden tragen. Aus dieser Höhe hatte er eine fantastische Sicht über den Kontinent Ell. Er konnte sogar die südlich hinter dem Südgebirge gelegene Einöde sehen. Eine Sandwüste, deren Tagestemperatur so unerträglich heiß wurde, dass es bislang – solange Sapius denken konnte – niemand gewagt hatte, die Wüste zu durchqueren und nachzusehen, was sich dahinter befand.
    Erst vor wenigen Horas hatte er hoch oben am Himmel einen einzelnen Drachen vorbeiziehen sehen. Das Licht der Sonnen hatte ihn geblendet, als er den Flug des Drachen registrierte. Und doch war ihm sofort klar gewesen, dass sich nur ein Drache in der Luft entsprechend majestätisch zu bewegen wusste. Einen Reiter hatte Sapius nicht erspähen können, was aber nicht weiter ungewöhnlich war. Die Drachen flogen des Öfteren alleine auf der Suche nach Nahrung über Tartyk oder einfach, um sich frei zu bewegen.
    Je näher der Magier der Felsenstadt kam, desto häufiger tauchten Erinnerungen an die Zeit seiner Kindheit und Jugend in seinen Gedanken auf. Manche mochte er sogar, die meisten jedoch nicht.
    Sehnsüchtig hatte er dem Drachen nachgesehen, wie dieser mit mächtigen Schwingen weit über ihm vorbeizogen war. Er war sich einigermaßen sicher, dass ihn der Drache nicht entdeckt hatte, sonst wäre er gelandet und hätte sich vergewissert, dass den Tartyk von einem einzelnen Wanderer keine Gefahr drohte.
    Oft hatte Sapius seinem Vater bei den Vorbereitungen für einen Ausflug helfen müssen und den ebenso schweren wie wertvollen Sattel auf dem Rücken des Drachen befestigt. Das war keine leichte Aufgabe, eher eine Plagerei, denn zu diesem Zweck war es notwendig, auf den Rücken des Drachen zu klettern, und die Tiere verhielten sich vor einem Ausflug meist wild und ungestüm. Voller Bewunderung hatte Sapius seinem Vater die golden schimmernde Rüstung des obersten Drachenreiters an- und ihm den langen Wollumhang über die Schultern gelegt und mit der mal grün, mal blau schimmernden Drachenkopfbrosche aus Edelsteinen und Kristallen über seiner Brust festgemacht.
    Ob er den Dienst nun gut oder schlecht verrichtet hatte – ein Lob oder ein Wort des Dankes war von Vater nicht zu erwarten. Tadel hingegen schon. Vater war stets streng zu Sapius. Aber immerhin war der Meister der Drachenreiter an den Flugtagen meist gnädig und erlaubte ihm dann manchmal – wenn Sapius den Stall ordentlich gesäubert hatte – sogar, ihm beim Fliegen von einem der Drachentürme aus zuzusehen. Alleine diese Gelegenheit bedeutete ein Privileg, dessen war sich Sapius bewusst, denn nur wenigen war es überhaupt gestattet, die Drachen in ihren Türmen aufzusuchen und ihrem Flug von den Balkonen aus zuzusehen. Er sah seinem Vater und dessen Drachen lange verträumt nach und stellte sich vor, wie es wohl eines Tages wäre, selbst auf einem Drachen zu reiten und frei über den Kontinent Ell zu fliegen. Es musste ein unbeschreibliches Gefühl sein. Nichts auf Ell vermochte so schnell und wendig zu fliegen wie ein Drache aus Tartyk.
    Sapius schüttelte den Gedanken ab. Es war ihm zuwider, weiter darüber nachzudenken und ins Grübeln zu verfallen. Denn selbst die Gnade seines alten Herrn war in Sapius’ Augen nicht mehr als eine Erniedrigung, die es ihm schwer ums Herz machte. Er war nie der Sohn gewesen, den Vater sich so sehnlich gewünscht hatte. Der überraschende Tod seiner Mutter hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Mutter starb an einer rätselhaften Krankheit, von der damals auch mancher Drache betroffen war. Die Heiler waren ratlos. Das hohe Fieber zwang sie schließlich aufs Lager. Sie verlor den Verstand und verfiel in eine tiefe Traurigkeit. Nur wenig später, nachdem das Fieber zurückgegangen war und sie ihr Bett wieder verlassen konnte, hatte sie sich aufgemacht, den höchsten Berg des Südgebirges zu besteigen. Niemand hatte damals damit gerechnet, dass sie sich von einem Felsüberhang in siebentausend Fuß Höhe in die Tiefe stürzen würde. Freiwillig, wurde erzählt. Ihre sterblichen Reste hatten die Drachenreiter erst einige Tage

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