Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Gebirge liegenden Drachentürme der Hauptstadt von Tartyk zu erkennen. Im Inneren dieser Türme befanden sich auf mehreren Ebenen die Ställe und Nester der letzten Drachen von Tartyk, von denen aus die Drachenreiter regelmäßig ihre Ausflüge auf dem Rücken der geflügelten Tiere begannen. Auf den Ebenen waren hierfür auch jeweils Balkone und Einflugschneisen angebracht.
Sieben Türme waren es an der Zahl. Aus dieser Entfernung sahen sie aus wie lange, in die Höhe gezogene, natürlich gewachsene, schmale Felsensplitter, die sich nahtlos in das aus überwiegend grauen und braunen Felsmassen bestehende Erscheinungsbild des Südgebirges einfügten. Tatsächlich waren die Türme in mühevoller Arbeit über viele Sonnenwenden hinweg mit dem Schweiß und Blut der Tartyk aus dem Fels geschlagen worden, um den Flugdrachen ideale Voraussetzungen und Nistplätze zu bieten. Viele Tartyk hatten unter den schwierigen Baubedingungen ihr Leben gelassen. Die Drachen dankten es dem Volk durch ihre Treue und innere Verbundenheit.
Es hieß, die Tartyk verdankten ihre Langlebigkeit der fortwährenden magischen Verbindung mit den Drachen. Diese Legende war bis heute weder bestätigt noch verworfen worden. Wer sollte diese Geschichte auch widerlegen? Die glückliche Symbiose zwischen Drachen und Tartyk, die den Tartyk ihre Unabhängigkeit bewahrt und sie für andere Völker nahezu unangreifbar gemacht hatte, bestand immerhin schon, seit sie existierten. Niemand vermochte sich an eine Zeit davor zu erinnern. Wie es zu einem Zusammenleben der ersten Tartyk mit den Drachen gekommen war, wusste weder ein Tartyk und noch viel weniger ein Nichtangehöriger des Volkes genau. Es gab keinerlei Aufzeichnungen darüber.
Generation um Generation gaben Väter und Mütter ihren Kindern in schönen Worten erzählt und als Lied gesungen weiter, dass einst eine bezaubernde Magierin namens Hafira, die aus der Verbindung eines Nno-bei-Maya mit einer Naiki hervorgegangen war und daher weder bei dem einen noch bei dem anderen Volk der Altvorderen leben durfte, auf ihrer Wanderung und der Suche nach einer neuen Heimat auf einen Drachen traf. Dieser Drache stammte jedoch von einem anderen, magischen Kontinent, in welchem sich Licht und Schatten klar voneinander abgrenzten. Weit entfernt von Ell und nur für einen Drachen erreichbar, so wurde erzählt, befand sich der sagenumwobene Kontinent Fee.
Der Drache aus dem unbekannten Land hatte auf seiner langen Reise durch Kryson eine Rast in den Bergen des Südgebirges von Ell eingelegt, als ihm Hafira begegnete. Sofort wurde der Drache von der Schönheit und der Magie der jungen Frau geblendet. Die unterschiedlichen Farben ihrer Augen irritierten und bezauberten ihn. Sie zähmte den Drachen mit sanfter Hand und zeugte mit ihm in den folgenden sieben Sonnenwenden drei Kinder: Helamor, Finius und Dialla.
Die Drachenkinder Hafiras wurden in der Erzählung als Gründer eines Volkes bezeichnet und galten zugleich als Eroberer der Felsenstadt Gafassa, die zur Hauptstadt werden sollte. Seit dieser Zeit gab es der Legende nach die enge Verbindung mit den Drachen, denn in den Adern jedes Nachkommen floss Drachenblut. Die Langlebigkeit der Drachen übertrug sich zum Teil auf die Drachenkinder und wiederum auf deren Kinder, die sich fortan Tartyk nannten.
Sapius liebte diese Geschichte über die Entstehung seines Volkes und er glaubte an ihren wahren Kern, denn sie verlieh ihm und seinesgleichen etwas ganz Besonderes, das kein anderes Volk der Altvorderen aufzuweisen hatte: die Abstammung von den Drachen aus einer anderen, unbekannten und magischen Welt. Einer Welt, von der er als Kind geträumt hatte.
Wenn der letzte Drache in Tartyk gestorben war, würde sich vielleicht in ferner Zukunft zeigen, was daran wahr oder falsch war.
Sapius rechnete mit einem Fußmarsch von weiteren zwei Tagen entlang des im Südgebirge entspringenden Flusses Payramir – in seinem unterirdischen Teil im Reich der Rachuren wurde er Gihaya genannt – über die ebene Fläche, bis er ins Gebirge und damit in das Herz von Tartyk und zu den ersten Siedlungen sowie dem zweihundert Fuß hohen eisernen Haupteingangsportal der Felsenstadt Gafassa gelangen würde. Vielleicht kam er mit der neu entdeckten Fähigkeit schneller voran.
Die letzten Tage auf dem Weg in seine Heimat zogen sich für Sapius im Wesentlichen ereignislos dahin. Er fragte sich, ob ihm die Häscher des dunklen Hirten, Haisan und Hofna, immer noch auf den Fersen waren oder
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