Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Bann des ewigen Schlafes über die Brüder zu verhängen.«
»Richtig! Aber es ist nun einmal dein Schicksal und nicht das der anderen Seelen, die du um dich versammelst und deine Kinder nennst.«
»Was willst du? Ich habe das Beste daraus gemacht, die Einsamkeit meines verfluchten Daseins zu durchbrechen.« Quadalkar starrte dem Saijkalsan in die erblindeten Augen, gerade so, als wolle er darin ergründen, was in dem Einsiedler vor sich ging, oder ihn beeinflussen. Ein zweckloses Unterfangen. Kallahans Geist war nicht zu durchdringen.
»Überlasse die Gefährten mir«, sagte Kallahan zur Verblüffung der Bluttrinker.
»Ein seltsamer, wenn auch unerfüllbarer Wunsch, Kallahan. Bis auf eine meiner Thronstützen sind sie alle Bluttrinker geworden und auch Yilassa wird schon bald eines meiner Kinder sein. Ich habe Großes mit ihr vor. Sie wird meine erste Kriegerin und die Bluttrinker in die Schlacht führen. Wir werden die Bewahrer vernichten. Mit ihrer Hilfe werden wir die Grenzen überschreiten und frei sein. Ganz Ell wird den Bluttrinkern und dem dunklen Hirten gehören. Was willst du mit ihnen in deiner einsamen Berghütte anfangen?«
»Fürwahr, der Wahnsinn hat dich wieder in seinen Klauen. Ich nehme an, sie haben noch nicht selbst gejagt und das Blut ihrer Opfer getrunken. Jedenfalls kann es nicht lange her sein, dass sie von dir verwandelt wurden. Erzähltest du mir nicht einst, dass nur derjenige, der die Jagd und das Trinken des Blutes der ersten Beute vollzogen hat, ein vollwertiges Familienmitglied der Bluttrinker wird? Ich kann ihnen helfen, den Fluch in Würde zu tragen, so wie ich dir einst half, mit dem neuen Leben zurechtzukommen und den Wahnsinn zu überwinden.«
»Mag sein«, antwortete Quadalkar, »aber sie werden noch heute aufbrechen, um die ersten Opfer zu suchen.«
»Nicht, wenn ich sie mit mir nehme«, erwiderte Kallahan.
»Das wirst du nicht«, ärgerte sich Quadalkar. »Ich habe den Jungen Yabara versprochen.«
In diesem Moment fauchte Yabara den alten Einsiedler wütend an. Lediglich Quadalkars scharfe Warnung konnte sie vor einem unüberlegten Angriff zurückhalten.
»Nicht, Yabara«, rief er und hob die Hand zum Zeichen der Beschwichtigung, »unterschätze den blinden alten Saijkalsan nicht. Er besitzt Kräfte, denen du niemals gewachsen bist.«
»Deine Königskinder sind aufbrausend«, lächelte Kallahan. »Halte sie nur zurück, sonst könnten sie sich verletzen. Ich wäre durchaus geneigt, ihnen Schlimmeres widerfahren zu lassen. Die Reste ihrer schwarzen Seelen machen sich in den Flammen der Pein bestimmt gut.«
»Verschwinde«, forderte Quadalkar den Einsiedler auf, »bevor ich mich vergesse. Deine Drohungen beeindrucken mich nicht. Ich nehme nicht an, dass du gekommen bist, dich mit mir zu messen.«
Renlasol fühlte die plötzliche Veränderung in seinem neuen Herrn deutlich. War Quadalkar anfangs zurückhaltend und zögerlich gewesen, zeigte er nun Bereitschaft, den alten Einsiedler anzugreifen. Es fiel ihm schwer, die Beziehung zwischen den beiden Saijkalsan richtig einzuordnen. Offenbar hatten sie vor langer Zeit ein ähnliches Schicksal durchlitten, das sie zu Gefährten in der Not werden und zusammenarbeiten ließ. Wer war der stärkere der beiden uralten Magier? Quadalkar oder Kallahan? Kallahan musste sich jedenfalls vorsehen, wenn er die verbale Auseinandersetzung nicht auf die Spitze treiben und ein Blutbad riskieren wollte.
»Nein, das bin ich nicht. Ich werde gehen und nachgeben, Quadalkar«, lenkte Kallahan im Bewusstsein der drohenden Gefahr plötzlich ein, »dieses Mal. Aber sei dir gewiss, dass ich nicht tatenlos zusehen werde, wenn du und deine Kinder den Fluch der Bluttrinker in die Welt hinaustragt.«
»Dann sehen wir uns bald im Kampf wieder, alter Mann«, antwortete Quadalkar, »so ungern ich gegen dich antrete. Du wirst mich nicht daran hindern. Du nicht!«
»Wer weiß das schon. Wenn ich es nicht bin, wird es ein anderer sein, der dich aufhält«, entgegnete Kallahan. »Deine Zeit ist vorbei, und das weißt du. Ein letztes Aufbäumen vor deinem unweigerlichen Ende ist das alles hier, mehr nicht.«
Kallahan drehte Quadalkar den Rücken zu und bahnte sich unerschrocken einen Weg durch die versammelten Bluttrinker. Respektvoll wichen sie ihm aus und bildeten eine breite Gasse, die zur Treppe führte.
»Noch ist es nicht zu spät für eine Umkehr«, flüsterte Kallahan Renlasol im Vorbeigehen zu. »Wenn du und deine Freunde ihm allerdings dient und
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