Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
geschehen?«, wollte Renlasol zuvor wissen, der die Gefährtin hinter Quadalkar erkannt und ihren verzweifelten Blick wahrgenommen hatte.
»Sorge dich nicht um sie«, fuhr Quadalkar fort, »es wird ihr an nichts mangeln. Teil des Thrones zu sein ist eine große Ehre für jeden werdenden Bluttrinker. Für eine Weile wird sie mir einen behaglichen Sitz verschaffen, bis wir sie in die Familie aufnehmen. Sie trägt den Fluch bereits in sich, der sich mit jeder Hora in ihrem Körper ausbreitet und unaufhaltsam ihr Blut verwandelt.«
Quadalkar gönnte sich einen weiteren großzügigen Schluck aus ihrem Handgelenk.
»Quadalkar!«, hörte Renlasol plötzlich eine laute und mächtige Stimme den Namen des Bluttrinkers durch die Halle rufen.
Die Stimme kam ihm bekannt vor. Er drehte sich um und sah einen Fremden die steinerne Treppe herabsteigen. Mit Erstaunen beobachtete er, wie die anderen Bluttrinker rasch zurückwichen, als die verhüllte Gestalt die Halle betrat. Es gab keinen Zweifel, sie hatten großen Respekt, wenn nicht sogar Angst vor dem Fremden, der überraschend in die Burg gekommen und wohl gänzlich unbemerkt in die Thronhalle des Quadalkar vorgedrungen war.
»Haltet ein!«, verlangte der Fremde, während er im Gehen die Hand emporreckte und mit der anderen auf Renlasol deutete.
»Du erwartest viel«, antwortete Quadalkar prompt und sichtlich verärgert über die unerwartete Störung.
»Bruder, du begingst einen schweren Fehler. Ich will dir helfen ihn wiedergutzumachen. Deshalb bin ich hier«, sagte der Fremde.
»Es ist zu spät«, stellte Quadalkar lapidar fest, der den Eindringling offensichtlich sehr gut kannte »wo warst du vor fünftausend Sonnenwenden, als ich dich gebraucht hätte?«
»Ich hatte das Vergnügen, der Inquisition der Praister beiwohnen zu dürfen. Dieses Schicksal teilen wir, Quadalkar. Du erinnerst dich gewiss. Im Gegensatz zu dir befiel mich glücklicherweise nicht der Wahnsinn, aus dem ich dir schließlich herausgeholfen habe, damit du mit deiner damals noch ungewohnten Rolle zurechtkommen konntest«, warf der Fremde ein.
»Wenn jemand auf Kryson wahnsinnig ist, dann bist du es, Kallahan!«, lachte Quadalkar höhnisch.
»Das mag sein, Quadalkar«, erwiderte Kallahan, »wahrscheinlich verweile ich schon viel zu lange auf Kryson und sollte mich endlich zur Ruhe setzen. Das bekäme dir gewiss auch nicht schlecht.«
Langsam bahnte sich der blinde alte Einsiedler einen Weg durch die Menge der versammelten Bluttrinker. Er bewegte sich sicheren Schrittes und furchtlos.
»Musstest du ihnen das antun und diesen Jungen mit dem Fluch der ewigen Dunkelheit belegen?«, fragte Kallahan den König der Bluttrinker vorwurfsvoll. »Hast du in all den Sonnenwenden nicht schon genug Unheil angerichtet? Du hättest die Gefährten unbehelligt ziehen lassen können, statt ihre Seelen zu beflecken. Sie brachten dir eine Botschaft eines alten Bekannten im festen Glauben, mit dir gemeinsam gegen die Saijkalrae ziehen zu können. Was ist aus deinem alten Kampfgeist geworden? Hast du ihn in der Finsternis deines Seins verloren?«
»Sie und Sapius irrten sich eben. Das kommt vor. Was willst du von mir?«, fragte Quadalkar, der sich mittlerweile von seinem Thron erhoben hatte und auf Kallahan zuging.
»Ich möchte, dass du vernünftig wirst. Hast du denn nichts gelernt? Der Fluch des dunklen Hirten lastet seit langer Zeit auf dir und deinen Abkömmlingen. Bei den Kojos, beende endlich den Schrecken der Bluttrinker. Du fristest eine freudloses Leben im Schatten, wenn sich das, was du bist, überhaupt ein Leben nennen darf. Zu allem Überfluss nimmst du viele Seelen mit dir in den Fluch. Der dunkle Hirte wird sich freuen, denn das ist genau, was er mit dem Fluch einst beabsichtigte. Du lässt ihn endgültig gewinnen.«
»Es gibt keinen Sieger in diesem Spiel. Ich bin der Diener des dunklen Hirten«, meinte Quadalkar. »Saijrae nahm mir vor langer Zeit die Seele, als ich mich ihm verschrieb. Das Herz ist kalt geworden und schlägt schon lange nicht mehr in meiner Brust. Sieh dich um, Kallahan. Aber das kannst du nicht mehr, wie ich merke. Der Preis, den sie dir offenbar abverlangten, dein Leben in der Dunkelheit, steht dem, was ich bezahlt habe, um nichts nach. Und du warst bereit ihn zu bezahlen. Dies jedoch ist mein Schicksal. Es hätte auch das deine sein können. Die Saijkalrae wissen bis heute nicht, dass du es warst, der uns aus den Kerkern der Großinquisitoren befreit und mir geholfen hat, den
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