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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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ein besonderer Mann. Madhrab hat Ähnlichkeit mit dem Klan, den ich einst zu uns holte und dessen Lebenskraft mich stärkte. Er führte eine Karawane mit Händlern über den Choquai.«
    Madhrabs Vater!, dachte Elischa und wagte es nicht, den Gedanken offen auszusprechen. Wenn er das erfährt, wird er nicht ruhen, bis er die Eisprinzessinnen zu den Schatten geschickt hat.
    »Ihr solltet ihn das nicht wissen lassen, wenn er wieder aufwacht«, riet Elischa der Eisprinzessin. »Madhrab könnte Euch das Opfer übel nehmen.«
    »Denkt Ihr, er könnte uns gefährlich werden?«, lachte die Eisprinzessin ungläubig.
    »Ja«, antwortete Elischa bestimmt.
    »Ihr könnt sehr überzeugend sein, wisst Ihr das?«, sagte die Eisprinzessin. »Gut, dann behalte ich mein Wissen für mich. Wir werden Euch durch den Schneesturm zur Passhütte geleiten. Dort werdet Ihr Schutz vor Wind und Schnee finden und sicher durch die Nacht kommen.«
    Elischa löste die Seile und eilte durch den tiefen Schnee zu Madhrab. Ihre Umarmung weckte ihn aus der Erstarrung. Er sah sich verwundert um, erschrak, als er die Eisprinzessinnen in der Nähe erkannte, und stellte sich schützend vor sie. Die Orna legte ihre Hand auf seinen Arm und erklärte ihm, was sich ereignet hatte, während er von dem Bann belegt gewesen war. Die Geschichte rund um das Verschwinden seines Vaters ließ sie dabei vorsorglich aus. Madhrab war äußerst schwer davon zu überzeugen, dass ihnen die Eisprinzessinnen bis zur Passhütte helfen wollten. Als Kind des Riesengebirges wusste er nur zu gut ob der tödlichen Gefahr, die von diesen Wesen ausging. Zu erschöpft, sich zu widersetzen, ließ er sich schließlich dazu überreden, die unerwartete Hilfe anzunehmen.
    Die Eisprinzessinnen gingen voraus und begleiteten sie schweigend ein Stück des Weges. Dort, wo sie gingen, legte sich der Sturm augenblicklich. Die Geräusche und das Licht wurden verschluckt. In der Gegenwart der Eisprinzessinnen fühlten sie sich, als befänden sie sich unter einer schützenden Glocke, die jede Widrigkeit der Natur abhielt. Obwohl sie der Weg ständig steil bergauf führte, fiel es Madhrab wesentlich leichter als zuvor, den schweren Schlitten zu ziehen. Der Schnee unter seinen Füßen fühlte sich zu seiner Überraschung fest und griffig an und er sank nicht mehr ein. Als sie die Passhütte nach einem überraschend kurzen Marsch erreicht hatten, zogen sich die Eisprinzessinnen ohne Worte zurück und verschwanden im ebenso plötzlich wie heftig wieder einsetzenden Schneegestöber. Elischa war sicher, dass die Aura, die sie seit ihrer Begegnung mit den wunderschönen Geistwesen des Riesengebirges schützend umgeben hatte, magischen Ursprungs gewesen sein musste.
    Madhrab deutete auf die vor ihnen liegende Passhütte. Obwohl der Schneefall immer dichter wurde, konnte Elischa erkennen, was der Bewahrer ihr zeigen wollte. Ungeachtet des Windes und der peitschenden Schneeflocken riss sie die Augen weit auf. Es gab keinen Zweifel.
    In der Hütte brannte Licht.

D ES K ÖNIGS K IND
    D ie grauen Schleier lichteten sich, als Renlasol die Augen wieder aufschlug. Er hatte einen Geschmack im Mund, der ihn an Verwesung und Eisen erinnerte, den er aber eigenartigerweise nicht als unangenehm empfand. Ein dunkler Glanz lag in seinen Augen. Das magische Schwarzlicht aus den Feuerschalen schimmerte purpurn darin.
    Ist dies das Reich der Schatten?, fragte eine innere Stimme den Knappen.
    Benommen sah er sich um und konnte sich die Frage rasch selbst beantworten. Das Reich der Schatten hatte er sich anders vorgestellt. Dennoch war mit ihm etwas geschehen, das ihn verändert hatte. Renlasol versuchte sich zu erinnern. Das Bewusstsein war noch immer das des Knappen, der sich auf die Suche nach Quadalkar gemacht und ihn schließlich an diesem Ort im Riesengebirge ausfindig gemacht hatte. Renlasol hatte seinen Auftrag erfüllt und die Botschaft an den König der Bluttrinker überbracht. Und doch war er gescheitert und hatte sein Leben gelassen. Hatte er das wirklich? Vielleicht hatte er das alte Leben auch nur gegen ein neues eingetauscht. Es fiel ihm schwer, die sich überstürzenden Ereignisse einzuordnen und den neuen Zustand als wirklich zu erfassen. Was war er? Lebte er noch oder war er tot? War er überhaupt im Reich der Schatten gewesen? Verweilte er womöglich noch immer dort oder war dies nur der verdammte Fluch des Quadalkar, der ihn gefangen genommen und in ein blutrünstiges Mitglied der Familie verwandelt hatte?

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