Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Freund in Madhrab wiederzuerkennen. Es dauerte allerdings nur wenige Augenblicke, bis er seine Fassung wiedergefunden und sich gesammelt hatte.
»Ist das wahr oder wollt Ihr mich auf den Arm nehmen? Wie ist das möglich?«, fragte der Fürst ungläubig.
»Es ist wahr«, antwortete der Lordmaster an Hassards Stelle, »wir stehen vor Euch. Erschöpft und am Ende unserer Kräfte, aber lebend.«
»Ich erkenne Euch kaum wieder. Seid Ihr es wirklich, Madhrab? Ihr habt Euch sehr verändert, seit wir uns das letzte Mal sahen.«
»Es ist viel geschehen, worüber wir mit Euch reden möchten«, antwortete Madhrab. »Wir ersuchen Euch um Eure Hilfe und bitten Euch, uns anzuhören.«
»Natürlich, natürlich«, warf der Fürst rasch ein, »obgleich ich mir nicht vorstellen kann, welche Hilfe ein Lordmaster der Bewahrer von mir erbitten sollte in der Hoffnung, ich könnte dies erfüllen. Aber verzeiht meine Unhöflichkeit. Ihr habt mich überrascht und auf dem falschen Fuß erwischt. Willkommen in Eisbergen und im Eispalast des Fürstenhauses Alchovi. Ich freue mich, Euch zu sehen. Es ist eine große Ehre für meine Gattin und mich, eine heilige Orna in unserem Hause begrüßen zu dürfen.«
»Wir sind sehr froh, Euch wohlauf zu sehen und über den herzlichen Empfang, mein Fürst. Es ist sehr großzügig und freundlich von Euch, uns Gehör zu schenken«, antwortete Elischa freundlich.
»Das ist das Mindeste, was ich stets gerne gesehenen Gästen wie Euch anbieten kann. Hassard, seid bitte so freundlich, ersucht meine Gattin, uns Gesellschaft zu leisten, und sorgt dafür, dass Speisen und Getränke für unsere Gäste gebracht werden. Lasst die Diener nicht die Notrationen und Reste der vergangenen Tage auftragen, wenn ich bitten darf. Ich glaube, unsere Unterredung wird Zeit in Anspruch nehmen.«
»Sehr wohl, mein Fürst«, bestätigte Hassard die ihm erteilten Befehle, bevor er sich auf den Weg machte und die Gäste mit Corusal in dessen Kammer zurückließ.
»Aber sprecht, was führt Euch zu uns?«, fuhr Corusal fort. »Ich will alles wissen. Verzeiht meine Neugierde. In Eisbergen sind wir für eine lange Zeit des Winters von Nachrichten über den restlichen Teil des Kontinents nahezu vollständig abgeschnitten. Früher erreichte uns an manchen Tagen hie und da noch ein Vogel mit einer Botschaft. Aber seit das Massensterben die Vögel vom Himmel fallen ließ, kam auf diesem Wege keine Nachricht mehr zu uns durch. Ihr müsst mir daher über die Lage auf Ell und in den Klanlanden berichten. Erzählt mir von der Schlacht und den Ereignissen danach. Spart nicht an Worten. Ich muss erfahren, wie es Euch gelang, den Choquai zu überqueren und zu überleben. Ihr kamt doch über den Choquai, nicht wahr?«
»In der Tat, wir kamen über den Pass nach Eisbergen«, begann Elischa. »Die Überquerung war nicht einfach und wir hatten Glück, nicht abzustürzen oder von einer Lawine in die Tiefe gerissen zu werden. Davon später mehr. Am besten, wir fangen mit der Schlacht am Rayhin an ...«
Während Elischa die Dinge aus ihrer Sicht schilderte, betrat Fürstin Alvara die Kammer ihres Gatten. Sie begrüßte die Gäste mit aller Höflichkeit und schalt ihren Gatten sogleich einen schlechten Gastgeber, weil er den von der Reise Erschöpften keinen Platz am Kaminfeuer angeboten hatte.
»Bei allen Kojos, Corusal«, tadelte sie mit sanfter Stimme, aber nicht ohne Nachdruck, »wo hast du nur deine guten Manieren gelassen? Siehst du nicht, dass unsere Gäste müde sind und kaum noch stehen können? Wie ich sehe, trägt die heilige Orna ein Kind unter ihrem Herzen. Wie schön, ich freue mich für Euch. Die Niederkunft steht bald bevor, wenn ich mich nicht irre.«
»Was sagst du da?«, hakte Corusal nach und wandte sich an seine Gäste. »Wie ist das möglich? Verzeiht, aber eine Orna, die ein Kind erwartet? Ich kenne die Ordensregeln gewiss nicht sonderlich gut. Aber gilt dieser Zustand in den Augen des Ordens nicht als unverzeihlicher Frevel?«
»Was redest du?«, unterbrach Alvara ihn. »Die Geburt eines neuen Lebens ist ein freudiges Ereignis und kein Verbrechen. Ich wäre froh, die Kojos hätten mir nur ein einziges Mal diese Gnade erwiesen. Dann hätte ich dem Hause Alchovi einen Erben geschenkt.«
»Nein«, korrigierte Elischa die Fürstin, »Fürst Alchovi liegt richtig in seiner Annahme über die Auslegung unserer Ordensregeln. Die Schwangerschaft einer geweihten Angehörigen des Ordens der Orna wird nicht geduldet und steht
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