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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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könnte ich ihm schon bereiten, dessen könnt Ihr Euch gewiss sein. Am Ende jedoch stünde in einem solchen Kampf auf Leben und Tod unweigerlich mein Gang zu den Schatten.«
    »Eine offene und ehrliche Antwort, die ich sehr zu schätzen weiß«, stellte Corusal schmunzelnd fest. »Ihr kennt Eure Stärken und Schwächen genau und überschätzt Euch nicht. Das gefällt mir. Ihr seid der Leibwächter und Eiskrieger des Hauses Alchovi, wenn Ihr mir die Treue schwören wollt.«
    Baylhard legte die rechte Hand auf das Herz. »Das Herz eines Eiskriegers schlägt in meiner Brust. Bei den Kojos, das will ich«, sagte Baylhard. »Mein Leben und meine Seele gehören von nun an Euch. Ich schwöre Euch Treue und Loyalität bis in den Tod. Ich will verflucht sein, sollte ich versagen.«
    Corusal hielt dem Eiskrieger freundschaftlich die Hand entgegen. Baylhard schlug mit einem kräftigen Händedruck ein und blickte dem Fürsten geradewegs in die Augen. Das Gesicht des Fürsten blieb unbewegt, doch das Leuchten seiner Augen drückte weit mehr aus.
    Die beiden Eiskrieger verabschiedeten sich. Als sie die Gemächer des Fürsten verlassen wollten, hörten sie ihn vergnüglich rufen.
    »Und Baylhard, tut mir bei Eurem nächsten Besuch einen Gefallen und wechselt das Walöl in Euren Haaren, bevor Ihr den Eispalast betretet.«
    Baylhard drehte sich beiläufig um und erwiderte: »Das Walöl hilft gegen die Kälte der Eiswüste, sobald es ranzig geworden ist und nach altem Fisch stinkt. Der Gestank vertreibt die Räuber aus dem Eis. Baian hall korrada, mein Fürst.«
    »Baian hall korrada, Eiskrieger«, flüsterte Corusal.
    Irgendwo hatte Corusal dieses Argument schon einmal gehört. Es kam ihm vor, als sei es erst gestern gewesen. Er hatte nun keinen Zweifel mehr und war hochzufrieden mit dem neuen Eiskrieger. Baylhard und Warrhard waren sich dem Wesen nach sehr ähnlich. Hassard hatte gut daran getan, ihm diesen Krieger vorzustellen. Eine perfekte Wahl, an der es nichts auszusetzen gab.
    Es hatte keinen Zweck, den Fürsten umstimmen zu wollen. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Alvara wusste das, nachdem sie den Glanz in den Augen des Fürsten gesehen hatte, und nahm die Entscheidung ihres Gatten schweigend hin, obwohl sie selbst mit den rauen Eiskriegern, ihren teils verrohten Sitten und den ungebührlichen, alle Regeln der Etikette Hohn strafenden Manieren nur wenig anfangen konnte. Sie würde sich ärgern, aufregen und die Nase rümpfen, so wie sie es bei Warrhard stets getan hatte. Wann immer dieser Baylhard ihren Palast künftig aufsuchte und, jegliche Anweisung ignorierend, ihren Boden verwüstete und seinen Gestank in den Fluren und Gemächern hinterließ, würde sie sich bei ihrem Gatten beschweren und über den Eiskrieger schimpfen. Corusal würde sie milde anlächeln und wie immer zu ihr sagen: »Es ist alles gut, meine Liebste. Er ist ein Eiskrieger. Ein freier Mann der Eiswüste. Zwinge ihn nicht, seine Freiheit aufzugeben, denn das ist es, was ihn stark macht. Sein Herz ist gut. Nur das alleine zählt.«
    Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er recht hatte.
    *
    »Eisbergen!«, rief Madhrab begeistert. »Elischa, wir haben es geschafft. Endlich!«
    Der Lordmaster nahm die Orna in die Arme, hob sie hoch und drehte sich vor Freude mit ihr im Kreis. Der Anblick der im Licht der rotierenden Sonnen des Nordens funkelnden Stadt ließ ihn die Strapazen der vergangenen Tage und Wochen beinahe vergessen. Die Belastung fiel von ihm ab, als hätte er sich ihrer mit nur einem einzigen Wurf über die Schultern entledigt. Verdrängt waren die Schmerzen und das Leid, die sie ihm im Haus des hohen Vaters angetan hatten.
    Sie hatten das Unmögliche erreicht – den Choquai im Winter überquert und überlebt. In der Begegnung mit den tödlichen Eisprinzessinnen steckte etwas Unwirkliches. Madhrab und Elischa waren von ihnen verschont und während des Schneesturms zur Hütte geleitet worden. Die Erinnerung verblasste, als wären die merkwürdigen Geschöpfe nur ein Traum gewesen. Danach hatte sie Madhrab sicher über den Choquai geführt. Die meiste Zeit trug er die Orna auf seinen Schultern. Bis zur Hüfte versanken sie immer wieder in Schneewehen und mussten sich unter großen Anstrengungen freikämpfen. An vielen Stellen war der Passweg unbegehbar geworden, weshalb sie Umwege in Kauf zu nehmen hatten und die eine oder andere unfreiwillige Kletterpartie einlegten. Nur knapp waren sie einer mächtigen Schneelawine entgangen, die

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