Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Aufregung. Jeder Bedienstete wusste offensichtlich über den Lordmaster und die Schlacht am Rayhin genauestens Bescheid. Einige hatten Freunde oder Brüder bei den Eiskriegern und waren daher von den Verlusten während der Schlacht nicht verschont geblieben.
Hassard wurde gerufen und ließ sich die Ehre nicht nehmen, Madhrab und Elischa persönlich zu den Gemächern des Fürsten zu geleiten. Seine Begrüßung – sie bestand in einer Umarmung des Lordmasters und einem festen Händedruck für Elischa – war herzlich für einen Eiskrieger. Während der Schlacht hatte der Anführer der Eiskrieger den Lordmaster und die Orna mit eigenen Augen erlebt und wusste, welche unglaubliche Leistungen der eine als Krieger und die andere mit ihren Heilkräften vollbracht hatten. Hassard war schockiert, als er auf dem Weg durch die Palastflure erfuhr, dass sich Madhrab und Elischa auf der Flucht befanden.
Baylhard stand vor den Gemächern des Fürsten Wache. Er hatte sich – anders als Warrhard – fest vorgenommen, die Nähe des Fürsten zu suchen, selbst wenn er dafür einen erheblichen Teil seiner Zeit im Palast verbringen und auf den freien Himmel über der Eiswüste verzichten musste. Hassard hatte nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden gehabt, erhöhte dies doch in seinen Augen die Sicherheit des Fürsten. Alvara hingegen dachte anders darüber. Ihr wäre es lieber gewesen, den Eiskrieger die meiste Zeit unter seinen Kameraden in der Eiswüste zu wissen. Es reichte, wenn er einmal jeden Mond oder eben bei Bedarf in den Palast kam, um die Luft mit Fischgestank zu verpesten und den Boden zu ruinieren.
Der Körperumfang des Hünen füllte die gesamte Tür aus. Durch seine Haltung mit verschränkten Armen und einem grimmigen Gesichtsausdruck machte er überdeutlich: An mir kommt niemand vorbei. Der Eiskrieger begrüßte seinen Anführer und fragte sofort nach, wer Hassard begleitete.
»Das sind Elischa, eine heilige Orna«, stellte Hassard vor, »und Lordmaster Madhrab, der Bewahrer des Nordens.«
Baylhard bekam große Augen, als die Namen genannt wurden, und verneigte sich respektvoll. »Es ist mir eine große Ehre«, sagte er. »Ihr wollt den Fürsten sprechen, nehme ich an.«
»Die Ehre ist ganz auf unserer Seite. Ich bin immer wieder beeindruckt über die Eiskrieger in den Diensten des Hauses Alchovi«, antwortete Madhrab, der tatsächlich den Kopf heben musste, um dem Eiskrieger ins Gesicht sehen zu können. »Ihr seid ein wahrhaft großer und auf den ersten Blick Furcht einflößender Krieger, wenn Ihr mir diese Feststellung erlaubt. Der Fürst hat eine besonders glückliche Hand in der Auswahl seiner Leibwächter. Alleine Eure Präsenz dürfte Böses für den Fürsten verhindern. Versteht mich richtig, ich meine das als Kompliment. Wie ist Euer Name?«
»Vielen Dank, Herr. Ich werde Baylhard genannt.«
»Baylhard also«, Madhrab reichte dem Eiskrieger die Hand. »Ich hoffe, wir dürfen Euch eines Tages einen Freund nennen, so wie Warrhard ein Freund für uns war.«
»Das wäre mir eine Ehre«, nickte Baylhard mit einem freudigen Grinsen.
»Genug der Höflichkeiten«, mischte sich Hassard ein, »lass uns passieren. Elischa und Madhrab müssen mit Corusal Alchovi sprechen. Es ist wichtig!«
»In Ordnung«, sagte Baylhard, während er einen Schritt zur Seite trat und die Tür freigab. »Der Fürst ist wach und hat augenblicklich keine anderen Gäste. Ruft mich, wenn Ihr meine Dienste brauchen solltet.«
Hassard öffnete die Tür und führte Elischa und Madhrab in die Gemächer des Fürsten.
Wie so oft in den vergangenen Wochen und Monden stand Corusal am Fenster seiner Kammer und ließ seine Gedanken und Blicke über seine Stadt Eisbergen und das Meer schweifen, das an diesem Tag so friedlich und ruhig aussah, als könnte kein Sturm es jemals aufwühlen oder eine tödliche Flut über die Stadt bringen. Madhrab hatte den Eindruck, als habe der Fürst ihr Eintreten nicht bemerkt.
»Was gibt es, Hassard?«, fragte Corusal Alchovi, ohne sich zu den Gästen umzudrehen.
»Mein Fürst«, sagte Hassard und deutete eine leichte Verbeugung an, »die Orna Elischa und Lordmaster Madhrab wünschen Euch zu sprechen.«
Abrupt aus seiner Nachdenklichkeit gerissen drehte sich der Fürst um und starrte die Neuankömmlinge mit großen Augen an. Mit diesem Besuch hatte er keineswegs gerechnet. Schon gar nicht um diese Sonnenwendenzeit mitten im Winter. Sein Blick drückte Verwirrung aus und es schien, als habe er Mühe, den
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