Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Eiskriegern könntet Ihr es schaffen, wenn es Euch gelingt, das eine oder andere Fürstenhaus auf Eure Seite zu ziehen.«
»Ach, Madhrab, mein Freund«, seufzte Alchovi, »die meisten meiner Eiskrieger fielen in der Schlacht am Rayhin. Es wird lange dauern, bis wir die alte Stärke wieder erreicht haben. Der Wiederaufbau der Stadt verschlang unser gesamtes Vermögen. Abgesehen davon, dass ich nicht nach der Macht der Herrschaft über die Klanlande strebe, wäre ich auch nicht stark genug, einen solchen Vorstoß wagen zu dürfen.«
»Das glaube ich nicht. Ihr habt den besten Ruf unter den Fürsten. Die Klan lieben Euch und würden sofort folgen, wenn Ihr sie ruft. Was haltet Ihr davon, wenn ich Euch beim Neuaufbau und der Ausbildung der Eiskrieger helfe?«
»Das würdet Ihr wirklich tun, Lordmaster?« Alchovi zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Das wäre weit mehr, als ich zu hoffen wagte. Ein Bewahrer, der den Eiskriegern das Kämpfen lehrt.«
»Solange der Winter in Eisbergen andauert, ja«, nickte Madhrab.
»Gebt mir sofort die Hand darauf und Euer Ehrenwort, bevor Ihr es Euch wieder anders überlegt. Ein solches Angebot kann ich nicht ablehnen«, Corusal streckte dem Bewahrer die Hand entgegen.
Madhrab schlug ein und besiegelte die Vereinbarung mit seinem Ehrenwort.
»Dann ist es also abgemacht. Wir gewähren Euch Schutz und Unterkunft und Ihr bringt die Eiskrieger auf Vordermann. Tut mir den Gefallen und bringt sie in der Kunstfertigkeit der Waffen auf den Rang eines Masters. Habt Ihr die dritte Prüfung abgelegt und bestanden?«
»Ihr meint den siebten Grad«, lächelte Madhrab, »den habe ich erreicht.«
»Die siebte und letzte Prüfung habt ihr gemeistert?« Corusal wich die Farbe aus dem Gesicht. »Niemand hat diese Prüfung je bestanden. Ihr wollt mich zum Narren halten.«
»Ihr irrt Euch, Corusal. Ich habe sie tatsächlich schon vor Sonnenwenden bestanden. Sie fordert den Kampf ohne Waffen und Rüstung. Der Körper des Bewahrers wird selbst zur Waffe.«
»Unglaublich. Ich bin ... beeindruckt«, flüsterte Corusal voller Ehrfurcht.
»Entschuldigt, wenn ich Euer Gespräch unterbreche. Ihr habt immer nur die Krieger und den Kampf im Kopf, statt Euch Gedanken über die Entstehung neuen Lebens zu machen. Was geschieht mit dem Kind, wenn es geboren ist?«, fragte Alvara mit sorgenvollem Blick auf Elischas Bauch. »Es wäre nicht von Vorteil, wenn jemand erfährt, dass es von der Orna und dem Bewahrer stammt. Eine Unruhe unter den Einwohnern sollten wir vermeiden – und die wird es geben, wenn sie die Wahrheit erfahren. Wir müssen seine wahre Herkunft, so gut es geht, verbergen.«
Sie überlegten lange, was wohl das Beste für Kind und Mutter sei, bis Alvara schließlich den Vorschlag unterbreitete, das Kind als ihr eigenes auszugeben. Ein Erbe des Fürstenhauses mit allen Rechten und Pflichten. Niemand sonst sollte von ihrer Übereinkunft erfahren.
Anfangs zeigte sich Elischa wenig begeistert von der Idee, bedeutete der Vorschlag immerhin, dass sie ihr Kind aufgeben und dem Fürsten überlassen musste. Doch welche Wahl hatte sie? Erst als Alvara ihr anbot, dass sie als Amme für das Kind sorgen, es aufziehen, lehren und stets in seiner Nähe bleiben durfte, stimmte die Orna schweren Herzens zu. Dennoch war es schwer für sie, sich vorzustellen, dass ihr Kind an ihrer statt eine Fremde als Mutter ansehen sollte. Für Alvara jedoch war es das größte Geschenk, das sie sich denken konnte. Endlich würde ihr Wunsch in Erfüllung gehen, ein Kind ihr Eigen nennen zu dürfen und dem Fürsten einen Nachfolger zu schenken. Sicher, sie würde es nicht selbst nach Kryson bringen. Aber sie würde dabei sein und bei der Geburt helfen. Von Anfang an würde sie es behandeln, als wäre es ihr eigen Fleisch und Blut. Mit der Zeit würde sie gewiss vergessen, dass es im Grunde das Kind der Orna war.
Die Tage des Winters flossen dahin. Madhrab hielt Wort und kümmerte sich um die Eiskrieger des Fürsten Alchovi. Der Bewahrer stellte schnell fest, dass die Frauen und Männer der Leibgarde gut waren. Besser, als er gedacht hatte. Die Ausbildung an den Waffen machte daher innerhalb kürzester Zeit deutliche Fortschritte. In ihrer harten, zähen und hartnäckigen Art brachten sie die besten Voraussetzungen mit, die er sich wünschen konnte. Wissbegierig, wie sie waren, lernten sie schnell.
Indessen kümmerte sich Alvara rührend um Elischa. Sie wurden rasch zu besten Freundinnen, die keine Geheimnisse voreinander
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